Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Film ab!“heißt es ab Donnerstag
Das Altenburger Kino Capitol öffnet nach 113 Tagen erzwungener Pause seine Türen
Wenn am kommenden Donnerstag das Capitol seine Türen wieder öffnet, endet damit eine Phase von 113 Tagen ohne Kinobetrieb im Altenburger Land. Das einzige Lichtspielhaus des Landkreises wird am Montag das Programm bekannt geben, das dann hoffentlich wieder Besucher anzieht.
„Wir blicken nach vorne und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Kinoleiter Sven Erfurth. Gleichwohl ist er skeptisch. „Die Leute wieder von den Streamingdiensten wegzubekommen, wird schwierig“, sagt er. Man setze auf Kino als ein Erlebnis, das niemand anderes bieten könne. „Das große Bild, der gute Klang, der Popcorngeruch, das Ausgehen mit Freunden, das gibt es nirgendwo sonst“, so Erfurth. Obwohl
in einigen anderen Kinos in Thüringen der Betrieb bereits wieder angelaufen ist, habe man sich im Capitol bewusst dazu entschieden, bis diese Woche zu warten. „Es waren keine neuen Filme verfügbar und die Auflagen noch strenger, so kann man kein ungetrübtes Kinoerlebnis bieten“, sagt er. Man sei von den Verleihern abhängig, dass sie ihre Filme auch herausgeben.
Zwei Filme, die in diesen Tagen Premiere feiern sollten, sind jetzt in den August verschoben worden. Die Erfahrungen im Leipziger Kino Regina Palast, das Erfurth ebenfalls leitet, zeigten: „Filme, die schon vor Corona angelaufen sind, ziehen wirklich nur sehr vereinzelt Publikum an.“Man hoffe, dass die Verleiher bald wieder Vertrauen schöpfen.
Darum setzt das Capitol vorerst auf familienfreundliche Filme wie „Conni“ und „Paw Patrol“, die ohne Altersbeschränkung freigegeben sind. Gesperrte Reihen oder Sitzplätze wird es in den Sälen nicht geben. „Familienmitglieder dürfen ja nebeneinander sitzen, da müssten wir ja nach jeder Vorstellung umräumen“, so der Kinoleiter. Man werde über die Sitzplatzreservierungen nach bestem Gewissen dafür sorgen, dass die Abstände passen und lasse gut die Hälfte der Sitze frei. „Dann schaut auch der Saaldienst noch einmal nach. Die Leute sind schon selber fit genug, was das angeht“, so Erfurth.
Auf den Gängen und Toiletten gilt momentan noch die Maskenpflicht, doch nicht im Saal. Sonst könnte man das Filmerlebnis auch gleich vergessen, ist er sicher. So seien die Auflagen derzeit erfüllbar, die Gäste fühlten sich wohl. „Man merkt es den Menschen an, dass sie genervt sind von den Einschränkungen. Es gibt nichts Schöneres, als sie beim Verlassen des Kinosaals zu beobachten, wenn sie sich bedanken“, sagt Sven Erfurth.
„Jammern tut wahrscheinlich jeder, der ein Geschäft betreibt“, sagt er. So sei die Soforthilfe ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Erst Anfang des Jahres wurde eine neue Soundanlage für den großen Saal angeschafft, für über 80.000 Euro. Doch man habe alle Kredite weiter bedienen können, gestrichen wurden aber die für dieses Jahr geplanten Investitionen. Die acht Mitarbeiter waren in der Zwischenzeit auf Kurzarbeit, haben zum Teil noch Malerarbeiten ausführen können. Doch Erfurth will lieber nicht zurückschauen, hat die Zukunft fest im Blick. Da gibt es positive Signale. „Die erste Vorstellung von „Paw Patrol“erhielt so viele Vorbestellungen, dass wir ausverkauft sind“, sagt er.