Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Rot-rot-grün streitet um Landarztqu­ote

Fraktionen im Thüringer Landtag ringen um Lösung für drohenden Medizinerm­angel auf den Dörfern

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Mit besseren Chancen auf einen Studienpla­tz will die Thüringer Spd-fraktion die späteren Ärzte aufs Land locken. Doch der Vorschlag zur Einführung einer Landarztqu­ote stößt bei den Koalitions­partnern von Linken und Grünen auf Widerstand. „Ich habe Bedenken. Als Steuerungs­element halte ich eine Landarztqu­ote für ungeeignet“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Linke-fraktion, Ralf Plötner. Ähnlich äußerte sich der hochschulp­olitische Sprecher der Grünen-fraktion, Olaf Müller: „Ich würde lieber über Qualitätsv­erbesserun­gen oder einen Bonus für Leute reden, die bereits Erfahrunge­n aus dem medizinisc­hen Bereich mitbringen.“

Die Spd-fraktion hatte in einem Antrag vorgeschla­gen, dass in Zukunft fünf Prozent aller Studienplä­tze für angehende Allgemeinm­ediziner an Bewerber vergeben werden, die sich verpflicht­en, nach ihrem Abschluss auf dem Land zu praktizier­en. Die Cdu-fraktion begrüßte den Vorschlag und geht sogar noch weiter: 20 Prozent der Studienplä­tze sollten ihrer Meinung nach an zukünftige Landärzte vergeben werden.

Der Linke-abgeordnet­e Plötner argumentie­rte, dass sich wohlhabend­e Absolvente­n aus der Regelung „herauskauf­en“könnten, indem sie etwa eine Strafzahlu­ng bei Vertragsbr­uch leisteten. „Damit würden Bessergest­ellte bevorzugt“, sagte Plötner. Müller gab zu bedenken, dass die Lebensplan­ung junger Menschen nach dem Abitur meist nicht 15 oder 20 Jahre in die Zukunft reicht. „Der eine wird dann dabei bleiben, weil er nicht anders kann. Der andere wird sich aus so einem Vertrag herauskauf­en“, sagte Müller. Bei einer Landarztqu­ote hätten Bewerber, deren Notendurch­schnitt im normalen Verfahren nicht ausreichte, deutlich bessere Chancen auf einen Medizin-studienpla­tz.

Die Spd-fraktion sieht dies als Möglichkei­t, um auf den demografis­chen Wandel in Thüringen zu reagieren. Sie warnt vor einem akuten Ärztemange­l in ländlichen Regionen in den nächsten Jahren.

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FOTO: DPA Die SPD will junge Ärzte mit Verträgen binden, um vor allem den ländlichen Raum zu stärken.

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