Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Chancen bei Lehrstellensuche im Corona-jahr
Handwerkskammer Ostthüringen und Arbeitsagentur Altenburg-gera sprechen von guten Aussichten
Lehrlingssuche in Corona-zeiten ohne Messen, Präsentationen oder öffentliche Jobbörsen - die Handwerkskammer (HWK) für Ostthüringen mit Sitz in Gera hat ihre Offerten deshalb ins Internet oder ans Telefon verlagert: Elternsprechstunde, telefonische Ausbildungsberatung oder virtuelle Lehrstellenbörse.
Handwerksbetriebe würden sich außerdem besonders seit Corona an die HWK in Gera wenden auf der Suche nach künftigen Lehrlingen, beobachtet Sprecher André Kühne: „Sie stehen mit unseren Ausbildungsbetrieben in Kontakt, Unternehmen können ihre Angebote außerdem auf unserer Lehrstellenbörse listen.“
Schulabgängern bietet die Handwerkskammer ebenfalls Hilfe an: „Sie können sich über die Hotline melden und sich über das Angebot an Ausbildungsstellen informieren“, erläutert er. Aktuell nehme man in Gera wahr, dass die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk nach wie vor ungebrochen sei. „Zur Zeit stehen im Kammerbezirk 317 freie Ausbildungsstellen vieler verschiedener Innungen zur Verfügung“, so Kühne. Schwerpunkte seien Bauwirtschaft, Metall, Elektro, Kfz, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Aber auch die Nahrungsmittelbranche, beispielsweise Bäcker, Fleischer und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, suche laut Kühne händeringend Fachkräftenachwuchs.
Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt sehr gut
Wie viele Jugendliche aktuell auf Lehrstellensuche sind, vermag er indes nicht zu sagen. Dafür aber Carsten Rebenack, Sprecher der Arbeitsagentur Altenburg-gera. Aktuell seien in dem Agenturbezirk 1899 Lehrstellen registriert. Dem gegenüber stehen 991 Bewerber. Derzeit sind noch 1268 Stellen unbesetzt und 577 Bewerber unversorgt. „Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist also zumindest aus Sicht der Bewerber nach wie vor sehr gut“, wertet Rebenack das Angebot. „Wir haben in den vergangenen Wochen zu sehr vielen Ausbildungsbetrieben Kontakt gehabt und stellen kaum Stornierungen von Ausbildungsplätzen fest“, fügt er hinzu. Sein Fazit: Bewerbungen lohnen sich. Zumal nach seinen Worten Arbeitgeber sehr an Bewerspräch, bungen interessiert seien und da über alle Branchen hinweg.
Vor allem der direkte Kontakt zählt
Und wie sieht es in der Praxis aus? Romy Strobel, stellvertretende Chefin der Kreishandwerkerschaft Altenburger Land sowie Innungsvorsitzende der Bäcker und Konditoren im Landkreis, setzt vor allem auf den direkten Kontakt. „Meiner Ansicht nach sind Berufsbildungsmessen und ähnliche Veranstaltungen zusätzliche Offerten“, sagt die Bäckermeisterin und Inhaberin der gleichnamigen Bäckerei in Altenburg. Ihren Erfahrungen nach suchen sich die Jugendlichen im Internet ihre Informationen zusammen. Agentur für Arbeit, die Handwerkskammer – da sei die Bäckerei Strobel als Ausbildungsbetrieb gelistet. „Und nicht zuletzt sind die Webseiten der Ausbildungsbetriebe am aussagekräftigsten, um das Interesse
zu wecken“, sagt sie.
Probleme, mögliche Azubis für ihren Betrieb zu finden, hat die 42Jährige nicht. „Niemand, der bei mir ein Praktikum machen möchte, wird abgelehnt“, nennt sie eine der Zutaten für ihr Rezept der erfolgreichen Lehrlingssuche. Während der Praktika bekommen die jungen Leute viel zu tun, haben aber auch viel zu erzählen. „Sie backen ihr eigenes Brot, machen selbst eine Torte – all das können sie mit nach Hause nehmen. Sie lernen jede Station in unserem Betrieb kennen, sie werden ins Team integriert. Nur die Backstube kehren, muss bei uns kein Praktikant“, sagt Romy Strobel. Sie setzt auf Erfolgserlebnisse, die sie den Praktikanten beschert und das sorgt offenbar für positive Mund-zu-mund-propaganda. Aktuell liegen bei der Bäckermeisterin zwölf Bewerbungen auf dem Tisch fürs neue Ausbildungsjahr. Vor acht Jahren übernahm sie das Geschäft von ihrem Vater, seitdem bildete sie fünf Lehrlinge aus. Aktuell beschäftigt sie zwei. Was sie überzeugt, um einen Jugendlichen in die Lehre zu nehmen? Das persönliche Ge
Probearbeiten, ob er ins Team passt. „Zeugnisse bewerte ich nicht über, weil ich denke, dass es nichts gibt, was man nicht dazulernen kann.“