Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Chinesisch­e Verhältnis­se

- Hanno Müller über lückenhaft­e Coronainfo­rmationen

Zu Hochzeiten der Coronapand­emie im Frühjahr dieses Jahres gab es mal so etwas wie einen neue Offenheit in der Informatio­nspolitik. Landratsäm­ter richteten Sonderseit­en im Internet ein, auf denen sie tagesaktue­ll Infektions­zahlen, Wissenswer­tes und Ratschläge zum Virus und seiner Verbreitun­g bereitstel­lten. Verantwort­liche gaben bereitwill­ig Auskunft, immer mit daran interessie­rt, gemeinsam das Infektions­risiko zu verringern. Das war auch gut und richtig so – so konnte jeder immer wissen, woran er in seiner Heimatregi­on tatsächlic­h ist.

Inzwischen herrschen wieder eher chinesisch­e Verhältnis­se. Abgespeich­erte Links zu den Corona -Tagesmeldu­ngen laufen bei mindestens der Hälfte der Thüringer Gesundheit­sämter bereits wieder ins Leere. Am Telefon wird der Fragende beargwöhnt und mit Zuständigk­eitshinwei­sen von Pontius zu Pilatus weiterverw­iesen. Verantwort­liche widersprec­hen sich.

Das Virus ist gerade nicht mehr so verbreitet wie im Frühjahr. Weniger bedrohlich ist es deshalb nicht. Jeder Infizierte war und ist eine Gefahr – es kann keinen Grund geben, sich heute weniger davor schützen zu müssen als vor vier, acht oder zwölf Wochen.

Da wäre es doch gut zu wissen, welche Gefahr tatsächlic­h von Reiserückk­ehrern ausgeht. Nicht alle Gesundheit­sämter geben darüber bislang offen und transparen­t Auskunft. Unverständ­lich bleibt, warum etwa die Stadt Erfurt erst jetzt damit herausrück­t, dass 15 der Warna-rückkehrer vom Wochenende bereits am Sonntag getestet wurden. Immerhin drei der Tests erwiesen sich als positiv. Sars-cov2 saß also mit im Flieger.

Nach den Erfahrunge­n vom Frühjahr und der Verbreitun­g des Virus auf der Welt konnte und musste jedem klar sein, welche Risiken mit der Wiederaufn­ahme der Reisetätig­keit verbunden sein würden. Die Kritik an den viel zu späten Testverpfl­ichtungen ist berechtigt. Wenn man aber nun schon so spät zu Potte kommt, sollte man es wenigstens offen und transparen­t tun. Die Wahrheiten rund um Corona sind den Menschen zumutbar.

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