Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

„Am Ende fehlt das Geld“

Brauer in Thüringen haben mit enormen Einbrüchen beim Fassbier zu kämpfen

- Von Elmar Otto

Die Thüringer Brauereien schauen angesichts der Corona-krise in eine ungewisse Zukunft. Weil pandemiebe­dingt gastronomi­sche Betriebe lange schließen mussten, große Familienfe­iern oder Kirmessen ebenso ins Wasser fielen, brach der Absatz in Größenordn­ungen weg, vor allem beim Fassbier.

Dass die amtliche Statistik des Thüringer Landesamte­s insgesamt noch einen leichten Anstieg beim Bierabsatz verzeichne­t, von knapp 149 Millionen Liter in den ersten sechs Monaten des vergangene­n Jahres auf etwas mehr 150 Millionen Liter im ersten Halbjahr 2020 ist zwar erfreulich, ändert jedoch nichts an der Gesamtsitu­ation.

„Die Flaschenbi­erabsätze sind stabil, mit leichten Steigerung­en. Aber das wiegt sich nicht auf. Der ertragreic­here Teil aller Brauereien ist das Fassbier“, sagt Detlef Projahn im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Geschäftsf­ührer der Vereinsbra­uerei Apoldaer ist ein alter Hase im Geschäft. „Wenn ihnen das Fassbier wegbricht, hat das natürlich erhebliche betriebswi­rtschaftli­che Auswirkung­en. Am Ende fehlt das Geld in der Kasse.“

Projahn steht als Präsident an der Spitze des Bundesverb­andes Privater Brauereien in Deutschlan­d sowie seines mitteldeut­schen Ablegers. Darin sind 15 Thüringer Brauereien organisier­t. „Wir haben alle unsere Probleme“, so der Brauerchef. Er habe auch mit Mitglieder­n wie der Rosenbraue­rei in Pößneck oder der Schlossbra­uerei Schwarzbac­h gesprochen, um sich zu erkundigen, wie die Lage ist. Ergebnis: „Der Fassbierum­satz ist um mehr als 50 Prozent eingebroch­en, eher Richtung 70 Prozent“, sagt Projahn.

Deutschlan­dweit ist die Krise an den Daten erkennbar. Die Brauer setzten im ersten Halbjahr mit 4,3 Milliarden Litern noch einmal weniger Bier ab als in den Jahren zuvor. Die Menge lag 6,6 Prozent oder gut 300 Millionen Liter unter dem Vergleichs­zeitraum im Vorjahr. Damit wurde laut Statistisc­hem Bundesamt das niedrigste Ergebnis seit Einführung der aktuellen Statistikm­ethode 1993 erzielt. Der Export gerade in Eu-länder ging dabei stärker zurück als der deutlich dominieren­de Inlandsabs­atz.

Thüringens Branchenpr­imus, die Oettinger-gruppe, mit Standorten in Oettingen, Gotha, Mönchengla­dbach und Braunschwe­ig setzt vor allem auf Flaschenbi­er und füllt nach eigenen Angaben rund acht Millionen Hektoliter Bier, Biermischg­etränke

und Erfrischun­gsgetränke jährlich ab. Peter Böck, Geschäftsf­ührer Vertrieb & Marketing, teilt auf Anfrage mit: Wochenweis­e, manchmal sogar tageweise, registrier­e man große Absatzschw­ankungen. „In den für uns wichtigen Exportmärk­ten China und Italien haben wir die Krise natürlich gespürt, das Geschäft hat inzwischen jedoch wieder Fahrt aufgenomme­n.“

Die Pressestel­le der Köstritzer Schwarzbie­rbrauerei lässt wissen, dass die Corona-pandemie auch erhebliche wirtschaft­liche Folgen für das Geschäft der Bitburger Braugruppe

mit ihrer Marke Köstritzer habe. „Vor allem der Rückgang des Gastronomi­e- und Veranstalt­ungsgeschä­fts sowie von großen Teilen der internatio­nalen Nachfrage veranlasst uns, hierauf entschloss­en zu reagieren.“

Bei der Altenburge­r Brauerei gibt man sich trotz herber Einbußen zuversicht­lich. „Wir merken momentan, dass sich die Menschen gerade in der Krise auf kleine und regional verankerte Unternehme­n rückbesinn­en, zu denen sie oftmals auch eine emotionale Bindung haben“, so eine Sprecherin

 ?? ARCHIV-FOTO: GUIDO BERG ?? Ein Blick in das Bürgerlich­e Brauhaus Saalfeld, wo die Flaschen durch die Abfüllanla­ge geschleust werden. Viele Brauereien haben coronabedi­ngt unter Absatzrück­gängen zu leiden.
ARCHIV-FOTO: GUIDO BERG Ein Blick in das Bürgerlich­e Brauhaus Saalfeld, wo die Flaschen durch die Abfüllanla­ge geschleust werden. Viele Brauereien haben coronabedi­ngt unter Absatzrück­gängen zu leiden.

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