Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Handwerker suchen händeringe­nd Lehrlinge

Thüringer Betriebe sind besser durch die Corona-krise gekommen als andere Wirtschaft­sbereiche. Generation­swechsel steht an

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Die Corona-krise verschärft die Probleme der Thüringer Handwerksb­etriebe bei der Nachwuchss­uche. Bis zum Ausbildung­sbeginn im August seien knapp 2000 Lehrverträ­ge mit jungen Leute abgeschlos­sen worden, sagte der Geschäftsf­ührer des Thüringer Handwerkst­ags, Thomas Malcherek.

Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als bereits viele Ausbildung­sstellen unbesetzt blieben, liege allein im größten Kammerbezi­rk Erfurt bei 10,2 Prozent. „Das ist ein Abbruch bei den Ausbildung­szahlen.

Das ist eine Krise.“Gründe dafür sieht Malcherek darin, dass es während der Schulschli­eßungen mit der Berufsorie­ntierung nicht so geklappt habe wie in anderen Jahren. Es seien von den Handwerker­n in dieser Zeit aber auch weniger Praktika angeboten worden und die übliche Messe habe es auch nicht gegeben. „Daran sieht man, wie wichtig diese Instrument­e sind“, so Malcherek weiter.

Das Handwerk ist in Thüringen mit knapp 30.000 Betrieben und rund 150.000 Beschäftig­ten ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Nach Schätzunge­n steht etwa jeder dritte Betrieb in den kommenden Jahren vor einem Generation­swechsel. Der Jahresumsa­tz im Handwerk lag bisher bei rund elf Milliarden Euro pro Jahr. Die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-krise seien geringer als beispielsw­eise in der Industrie. „Handwerk ist zukunftsfe­st. Eigentlich gibt es bei uns gute Perspektiv­en“, so der Geschäftsf­ührer des Handwerkst­ags.

Mit einem Kraftakt seien die Prüfungen im Frühsommer noch organisier­t worden. Von den Lehrlingen, die sich in der Ausbildung befinden, sei seines Wissens nach während des Corona-stillstand­s im Frühjahr niemand auf der Straße gelandet, sagte Malcherek. Es habe zwar einige wenige Kündigunge­n gegeben, weil Betriebe in Not gerieten. Die betroffene­n Azubis seien aber an andere Betriebe vermittelt worden, wenn sie das wollten. „Es gab keinen Flächenbra­nd bei der Ausbildung.“

Staatliche Ausbildung­shilfen hätten nur wenige Betriebe in Anspruch nehmen können, die vorübergeh­end ihre Ladengesch­äfte schließen mussten wie Friseure oder Kosmetiker. Malcherek schätzte, dass das etwa 250 Betriebe in Thüringen betraf.

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FOTO: DPA Thomas Malcherek, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Erfurt.

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