Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Vom Sommercamp in den Garten

Vinzenz Heinze gibt morgen mit seiner Band Annred ein Open-air-konzert in Erfurt

- Von Gerald Müller

Am vergangene­n Donnerstag war Vinzenz Heinze mit zwei Bandkolleg­en von Erfurt nach Sonneberg zu einem Konzert gefahren. Das ist selbst in Pandemie-zeiten nicht völlig ungewöhnli­ch, die Gruppe Annred hat trotz Coronapand­emie immer mal Auftritte.

Und doch waren die Tour, das Ziel und der Auftritt etwas Besonderes. Denn „Vinz“, Anna Steinhardt und Fabian Fromm traten nur vor rund einem Dutzend Kinder und Erwachsene­n im Sommercamp der Bunten Schafe für Alleinerzi­ehende auf. Das musste dieses Mal verlegt und verkleiner­t werden, hinderte Annred aber nicht daran, wie jedes Jahr kostenlos zu spielen. Naja, nicht ganz – sie erhielten als Dankeschön erneut selbstgeba­ckene Eierkuchen.

Diese kleine Episode erzählt allerdings eine Menge über die Gruppe und ihren Chef, der sich gar nicht als solcher sieht. „Es darf doch nicht immer nur das Geld zählen. Für uns geht es auch darum, Menschen in schwierige­n Lebenssitu­ationen eine Freude zu bereiten.“Weil diese Einstellun­g viele schätzen, hat die

Band in Thüringen und darüber hinaus zahlreiche Anhänger. Natürlich auch, weil sie erstklassi­ge Musik macht, tolle Songs toll covert und mit der rothaarige­n Anna eine absolut charismati­sche Frontfrau hat.

In den Konzerten unterstütz­t sie „Vinz“bei einigen Liedern – das sorgt dann für die berühmten Gänsehautm­omente. Wie gut der 32Jährige aber auch als Solist ist, hat der singende Klavierkün­stler mit seiner Sonntagabe­nd-reihe aus dem Erfurter Kaisersaal bewiesen, die zunächst nur im Internet übertragen wurde.

Obwohl – so richtig allein war er ja da auch nicht, zu jeder Veranstalt­ung holte er sich einen Musiker dazu, Gäste, die das Programm mit verschiede­nen Instrument­en und Stimmen ergänzten.

Kaisersaal-geschäftsf­ührer Thomas Günther hat eine interessan­te Aufstellun­g der Konzertser­ie, die im April geboren, im Mai gestartet und erst Ende Juli beendet wurde, zahlenmäßi­g veröffentl­icht. Einige lauten: 67.322 Zuschauer online, 1776 live bei 7 Konzerten dabei, 1560 GB Videomater­ial, 1268 Sendeminut­en bei Youtube, Auftritt von 19 Künstlern aus 12 deutschen Städten, 117 Arbeitsstu­nden an Sonntagen. Und als kleine Zugabe mit einem Lächeln: „Zwei neue Whatsapp-gruppen sowie eine Delle in der Stoßstange.“

„Es war stressig und zugleich wunderschö­n“, so Vinzenz Heinze. Er ist froh, dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte und sein Können mit Annred bald schon wieder beweisen kann – an diesem Freitagabe­nd im idyllische­n Garten des Kaisersaal­s.

Formation kann nach Belieben erweitert werden

Geboren ist der 1,95-Meter--hüne in Gotha, wo er auch eine Ausbildung zum Steuerfach­angestellt­en gemacht hat. Doch durch die Eltern, die eine Musikschul­e betreiben, war ein anderer Weg irgendwie vorgezeich­net. „Schon mit 13 hatte ich meine ersten Auftritte am Klavier, mein Opa hat mich zu den jeweiligen Orten gefahren.“Als er sich 2011 mit anderen Musikern zur Gruppe Annred zusammenfa­nd, nahm die Karriere immer mehr Fahrt auf, mit bis zu 80 Auftritten im Jahr. „Aber jeder macht auch noch sein eigenes Ding“, bemerkt

Vinzenz Heinze, das zahle sich in Corona-zeiten aus. Er kann sich jedoch gut vorstellen, dass die Band, die auf bis zu zehn Mitglieder erweitert werden kann, auch noch in zehn Jahren existiert. „Denn wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch beste Freunde.“

Man hätte viel gemeinsam geteilt, nicht nur Freude, sondern auch manch persönlich­es Leid. Das verbinde, so der Wahl-erfurter, der für sich selbst immer noch Grund für „viel Üben sieht, obwohl ich das Proben gar nicht so mag“. Doch die Technik am Klavier, der Klang der Stimme – das könne man noch stetig verbessern. Der wunderbare Udo Jürgens, den er dank seiner so gefühlvoll­en Lieder seit der Kindheit verehrt, hätte sich ja auch nie mit dem Ist-zustand zufrieden gegeben.

„Es darf jedenfalls nie so vor sich hin plätschern“, sagt Vinzenz Heinze und schaut noch mal aufs Handy. Eine Nachricht, mehrere Fotos vom Sommercamp. – „Ach, war das schön...“

Freitag, 14. August, 19 Uhr, Kaisersaal-garten in Erfurt; www.annred.de

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FOTO: JACOB SCHRÖTER Vinzenz Heinze hatte schon mit 13 seine ersten Auftritte am Klavier.

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