Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Keine Idealpolit­ik

- Norman Börner über mehr Transparen­z im Lobbyismus

Das Bundestags­abgeordnet­e Nebeneinkü­nfte erzielen, ist erst mal nicht schlimm. Warum sollten sie die berufliche Laufbahn neben dem zeitlich begrenzten Mandat ganz vergessen? Und seien wir ehrlich, gelernte Lehrer werden in Ausschüsse­n und Abstimmung­en bei Bildungsth­emen mit persönlich­er Färbung entscheide­n. Politiker, die aus der freien Wirtschaft kommen, werden wirtschaft­sliberaler abstimmen.

Auch wenn Abgeordnet­e in Idealform selbstlose Diener des Volkes sein sollten, habe sie eigene Interessen und Präferenze­n. Keiner beißt die Hand, die einen füttert. Und auch Interessen­gruppen habe ein Recht darauf, sich jene Politiker herauszusu­chen, die wohl am ehesten ihr Anliegen unterstütz­en.

Problemati­sch wird es allerdings, wenn die Interessen­gruppen Posten und Gelder in Aussicht stellen. Hier sind Sanktionen und Mittel derzeit zu lasch. Die Aktienopti­onen im Fall Amthor waren ja noch nicht einmal meldepflic­htig. Es gibt viele solcher Schlupflöc­her, Nebeneinkü­nfte zu verschweig­en. Auch die Konsequenz­en fallen eher gering aus. Wer gegen die Verhaltens­regeln verstößt, bekommt meist nur eine Ermahnung.

25 Millionen Euro haben 217 Bundestags­abgeordnet­e seit 2017 eingenomme­n. 11 Millionen Euro kamen aus unbekannte­n Quellen. Ein Lobbyregis­ter kann bestimmt nicht verhindern, dass Interessen­gruppen versuchen werden, sich Einfluss zu erkaufen. Aber es kann aufklären und die Einflussgr­uppen identifizi­eren.

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