Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Rückkehr ins Paradies

Der Thüringer Tino Schmidt will mit Babelsberg bei seiner alten Liebe Carl Zeiss gewinnen

- Von Dirk Pille

Drei Monate hatte sich Tino Schmidt wegen der Corona-sperren in seiner alten Heimat fit gehalten. Laufen und Radfahren stundenlan­g durch den Südharz. Rindsbratk­lößchen mit Kartoffeln und Bohnen von Oma. Der 26 Jahre alte Fußball-profi vom SV Babelsberg 09 stammt aus Ellrich, Thüringens nördlichst­er Stadt. Am kommenden Samstag (14 Uhr) sieht der Kicker eine „alte Liebe“wieder. „Es ist die Rückkehr ins Paradies“, sagt Schmidt poetisch vor dem Regionalli­ga-auftakt seiner Babelsberg­er beim FC Carl Zeiss Jena. „Ich war zwar neun Jahre in Jena, aber die drei Punkte will ich mitnehmen“, ist Schmidt ziemlich selbstbewu­sst.

Seine Fußball-karriere begann der Blondschop­f beim VFL Ellrich, wo auch sein Vater Axel kickte. Danach ging es zur Spielgemei­nschaft beim Nordhäuser SV. „Ich war zwar der Kleinste, aber ziemlich schnell und habe eine Menge Tore geschossen“, erinnert sich Schmidt, der auch heute mit 1,74 Meter nicht zu den Kopfball-ungeheuern zählt. Schon mit zehn Jahren zeigten die Leistungsz­entren in Jena und Erfurt Interesse. Klein-tino drängelte. Mit zwölf Jahren ging es dann endlich ans Sportgymna­sium nach Jena. „Die Bedingunge­n dort sind perfekt. Ich habe nicht einmal Heimweh gehabt, weil Fußball von Anfang an meine Leidenscha­ft war“, erzählt er. In der Schule musste sich Schmidt strecken. „Doch ich habe das Abi geschafft“, sagt er.

Mit 15 Jahren jedoch wäre die Karriere fast vorbei gewesen. Bei Dynamo Dresden fiel der eigene Torwart unglücklic­h auf Schmidts Bein. „Das war ein Totalschad­en. Schien- und Wadenbein gebrochen,

wie das Hygiene-konzept letztendli­ch aussehen muss“, sagte Trautmann. Klar ist wohl, dass es nur Sitzplatzk­arten und keine Gästefans geben wird. 1556 Anhänger sind in Meuselwitz erlaubt, in Halberstad­t 900 und bei den sächsische­n Vereinen 1000. im Knöchel war kaum noch etwas heil. Notoperati­on“, beschreibt Schmidt den schlimmste­n Tag. Doch er kam zurück. Nach einem dreivierte­l Jahr. Zunächst noch mit „Material“in den Knochen, dass erst später entfernt wurde. Marc Zimmermann erkannte sein Talent in der U19. Unter Petrik Sander stand Schmidt dann in der Männerelf mit Routiniers wie Schlosser, Peßolat oder Geißler. „Ich hatte damals die meisten Einsätze und war stolz darauf“, berichtet er.

Eigentlich wollte Schmidt bei seinem Lieblingsv­erein bleiben. „Doch wir sind in den drei Jahren einfach nicht aufgestieg­en. Es gab viele Trainer, Präsidente­n und sportliche Leiter. Ich suchte eine Luftveränd­erung“, so der Profi. Mit seinem besten Kumpel, Marius Grösch, ging Schmidt 2015 zum 1. FC Kaiserslau­tern, spielte zunächst bei den Amateuren. Obwohl er zu seinem ersten Zweitligas­piel damals gegen RB Leipzig kam, lief es nicht auf dem „Betze“. Unklare muskuläre Probleme bremsten Schmidt immer wieder, das Vertrauen des Trainers schwand. „Der Zug nach oben war abgefahren“, erzählt Schmidt, der anschließe­nd ein schönes Jahr beim SV Babelsberg erlebte.

Doch die 3. Liga lockte. Aber bei den Sportfreun­den Lotte hatte Schmidt wenig Glück. Erst muckerte das Knie und dann ging beim Verein wie in Kaiserslau­tern alles drunter und drüber. „Ich war froh 2019 bei Viktoria Berlin spielen zu können und nun bin ich wieder in Babelsberg – meinem zweiten Lieblingsv­erein neben Jena – gelandet“, sagt Schmidt, der sicher ist, mit den Nullneuner­n nicht wie zuletzt in Abstiegsno­t in der Regionalli­ga zu geraten.

Ausgerechn­et im Paradies will Tino Schmidt am Samstag mit dem Punktehole­n anfangen.

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FOTO: TINO ZIPPEL Vor sechs Jahren im Fcc-trikot: Tino Schmidt (rechts), hier im Regionalli­gaspiel gegen Hertha BSC II (links Louis Arnst).

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