Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ganz in Familie
Mitteldeutsche Reitertage: Hannah Köber siegt in S*-zeitspringprüfung mit Calvados
Die Reiter sind wie eine große Familie. Dass dies nicht nur sprichwörtlich so ist, zeigten die 8.Mitteldeutschen Reitertage des PSV Merkendorf. In Corona-zeiten natürlich mit einem Hygienekonzept ausgestattet – so war die Zahl der Zuschauer pro Tag auf 200 begrenzt und mussten die Teilnehmer an der dreitägigen Veranstaltung jeden Abend wieder die Heimreise antreten – tat dies der Stimmung keinen Abbruch.
Sogar ein Nationenpreisreiter hatte den Weg zum Turnier gefunden. Michael Kölz vom PSV Leisnig – unter Bundestrainer Heinrichhermann Engemann startete er mit der deutschen Equipe im September 2019 im kanadischen Calgary – hatte einige seiner leistungsstarken Pferde mitgebracht. „Ich will mich heute nicht verausgaben. Zu gewinnen ist diesmal nicht mein vorrangiges Ziel. Wenn aber trotzdem eine Schleife herausspringt, dann ist das immer schön“, meinte der 35-Jährige vor dem Großen Preis der Sparkasse Gera-greiz am Sonntag, einem S*-springen mit Siegerrunde, das der sportliche Höhepunkt der Reitertage war.
Er sollte recht behalten. Gesattelt hatte er die elfjährige Schimmelstute Relaxa und den 13-jährigen Fuchswallach Anpowikapi, mit dem er 2018 Dritter der Deutschen Meisterschaften in Balve geworden war. Mit beiden Pferden scheute er das Risiko, wollte sie nach der langen Pause erst wieder an die Wettkampf-atmosphäre gewöhnen. Ohne Abwurf blieb er jeweils und schaffte es mit der aus Thüringen stammenden Relaxa – Tochter des von Karina Köber gerittenen Ciacomini -- auch in die Siegerrunde. Dort blieb Michael Kölz ebenso fehlerfrei und durfte sich in 48,19 s über den dritten Platz freuen. Am gemeinsamen Hochzeitstag war Ehefrau Ellen Kölz auf Lorena mit vier Fehlerpunkten als Elfte nicht ganz so erfolgreich.
Besser als Michael Kölz und Relaxa waren nur die Pferde von Tino Bode vom Halleschen RFV Seeben. Mit Esperanto (40,66 s) und Chicago (46,76 s) landete er einen Doppelsieg
und durfte sich über insgesamt 715 Euro Preisgeld freuen.
In den Kampf um die Schleifen hätte auch Karina Köber eingreifen können. Vor der letzten Prüfung der Mitteldeutschen Reitertage hatte sie den leicht abschüssigen Turnierplatz noch selbst mit dem Traktor geschleppt. Doch mit ihrem 17-jährigen Schimmelhengst Ciacomini wurde ihr im ersten Umlauf ausgerechnet das letzte der elf Hindernisse zum Verhängnis. Ein seufzendes Raunen ging durch die Zuschauerreihen. Alle hatten mitgefiebert.
„Ich war schnell unterwegs. Darauf hatte ich geachtet. Aber in der letzten Kurve bin ich etwas aus dem Galopp-rhythmus gekommen. Das war wohl die Ursache. Schade, ich habe mich unwahrscheinlich wohl gefühlt. Aber es gehören eben alle Sprünge dazu“, meinte die erfahrene Reiterin, die als Siebente ebenso die Siegerrunde verpasste wie ihre Nichte Hannah Köber auf Calvados. Die Thüringer Meisterin der Jungen Reiter hatte am Sonnabend die S*-zeitspringprüfung nach einem begeisternden Ritt für sich entschieden.
„So gut war sie noch nie. Da hat alles gepasst. Sonst geht es um Hundertstel. Aber Hannah hatte am Ende fast drei Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten“, lobte Vater Stefan Köber. Dementsprechend viel hatte sich die 19-jährige Studentin auch für den Sonntag vorgenommen. Aber daraus wurde nichts. Nach dem ersten Abwurf war die Luft etwas raus. „Ich war enttäuscht. Dann ist auch das Pferd nicht mehr so konzentriert. Trotzdem bin ich mit dem Wochenende sehr zufrieden. Am Sonnabend – das war ein Traumritt", strahlte Hannah Köber knapp 24 Stunden später noch immer und hatte die am Ende 17 Fehlerpunkte schon vergessen.
„Wir haben in allen Prüfungen tollen Sport gesehen. Es hat bis auf einen glimpflich ausgegangenen Sturz keine Unfälle gegeben. Die auswärtigen Reiter haben sich bei uns in Merkendorf wieder sehr wohl gefühlt“, zog Karina Köber nach 13 Prüfungen an drei Tagen ein überaus positives Fazit. Eben ganz wie in einer großen Familie.