Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Impfungen stärken das Immunsystem
Gespräch mit Professor Stefan Dhein, Amtsarzt des Landkreises Altenburger Land
Stefan Dhein, der Leiter des Gesundheitsamtes, wirbt für ein jährliches Auffrischen der Grippeschutzimpfung. Diese schützt zwar nicht vor dem Corona-virus, doch wirke jede Impfung auch als Training für das Immunsystem. Eine Unterscheidung beider Krankheiten sei für den Laien so gut wie unmöglich, weil sich die Symptome stark ähneln. Auch sei es möglich, an beidem gleichzeitig zu erkranken. Der neue Grippe-impfstoff stehe schon bald bereit.
Herr Dhein, welche Symptome unterscheidet die Grippe von einer Coronavirus-infektion?
Eine Unterscheidung ist so gut wie nicht möglich, denn die Symptome – Fieber, Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit – sind zumeist sehr ähnlich. Bei Corona-patienten kann kurzzeitig oder über mehrere Tage das Riechen und Schmecken gestört sein. Wer solche Symptome hat, sollte einen Arzt konsultieren, der dann entsprechende Tests anordnen kann, um zu einer sicheren Diagnose zu gelangen.
Was ist gefährlicher – eine Grippe oder eine Coronavirus-infektion?
Beide Erkrankungen sind gefährlich, beide können mild verlaufen oder sehr ernsthaft. Nach der momentanen Datenlage liegt die Wahrscheinlichkeit, hierzulande an Covid-19 zu sterben, bei etwa fünf Prozent. Eine „normale“saisonale Grippe zeigt eine Letalität von etwa 0,4 Prozent, kann aber je nach Virenstamm deutlich höher liegen. Da es sich bei Influenza und Covid19 um völlig verschiedene Viren handelt, ist es auch möglich, an beidem zu erkranken.
Steht uns eine ähnlich große Grippewelle bevor wie zuletzt 2017/18, als in Deutschland rund 25.000 Menschen starben?
Es gibt vor allem zwei Erreger der Influenza: das Influenza-a-virus und das Influenza-b-virus. Insbesondere das Influenza-a-virus zeigt eine häufige Veränderung von Jahr zu Jahr, an die die Impfstoffe immer wieder angepasst werden müssen. Dies führt alle zwei bis drei Jahre zu etwas größeren Grippewellen. Daneben tritt in größeren Abständen, etwa alle zehn bis 40 Jahre, auch ein Austausch ganzer Genabschnitte auf, der zu erheblichen Veränderungen führt, was dann größere Epidemien auslöst. Somit ist es nicht möglich, die Schwere einer Grippewelle sicher vorherzusagen.
Der beste Schutz gegen eine Grippe ist die Grippeschutzimpfung, die jährlich im Herbst aufgefrischt werden sollte.
Hat die Grippeschutzimpfung irgendeinen Nutzen im Hinblick auf eine mögliche Ansteckung mit dem Corona-virus?
Da es sich bei Influenza und Covid19 um zwei verschiedene Typen von Viren handelt, schützt die Grippeimpfung nur vor der Grippe, nicht aber vor Covid-19. Wer sich aber gegen Grippe impfen lässt, kann sich zumindest schon einmal gegen eine mögliche schwere Grippeerkrankung schützen, wogegen es ja eine Corona-schutzimpfung derzeit noch nicht gibt. Außerdem wirkt jede Impfung auch als Training für das Immunsystem.
Ab wann wird im Altenburger Land gegen Grippe geimpft und steht ausreichend Impfstoff zur Verfügung?
Nach unserer Kenntnis kann etwa ab Mitte September bei den Hausärzten geimpft werden. Im Gesundheitsamt werden wir die Grippeschutzimpfung ab Oktober anbieten. Aktuell gibt es keine Hinweise auf Engpässe bei der Impfstoffversorgung. Es fragte: Jana Fuchs