Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Expressive Farbigkeit im Großformat
Saale-galerie in Saalfeld widmet dem Erfurter Künstler Lutz Gode die Ausstellung „80 Werke für 80 Jahre“
Mit expressiver Farbigkeit und enormer Dichte empfangen die Arbeiten von Lutz Gode ab Sonnabend die Besucher der Saale-galerie in Saalfeld. Sie locken an, erregen Aufsehen, laden ein, näher zu treten und die Details, Strukturen und Techniken zu erkunden, mit denen der Erfurter Künstler seine Realität widerspiegelt. Am 20. September feiert Gode, 1940 im oberschlesischen Beuthen geboren, seinen 80. Geburtstag. Entsprechend ist die aktuelle Ausstellung mit „80 Werke für 80 Jahre“überschrieben und bietet eine Fülle und Vielfalt an Arbeiten, um in seine Welt einzutauchen.
Als Vierjähriger erlebt er im Kriegswinter die „Heimholung ins Reich“, ins fremde Zwickau, wo er bis 1956 aufwuchs. Sein zeichnerisches Talent trat früh zutage, so konnte er sein Abitur an der Arbeiter-und-bauern-fakultät erwerben, die in Dresden als Oberschule mit erweitertem Kunstunterricht ausgeprägt war. An der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte er anschließend Wandmalerei und kam schließlich 1966 an die Pädagogische Hochschule/universität Erfurt, wo Gode fast 40 Jahre lang bis zu seiner Rente als Lehrer für künstlerisches Gestalten Kunsterzieher unterrichtete.
„Nebenbei“hat er eigene Kunst geschaffen, war unfassbar produktiv. „Ich wundere mich heute über mich selbst“, sagt er lächelnd und kann, auf die Anzahl seiner Arbeiten angesprochen, nur schätzen: „Vielleicht eine viertel Million? Vielleicht auch eine halbe.“Er habe aufgehört zu zählen und längst ein Platzproblem. Denn Gode hat nie ein eigenes Atelier besessen und arbeitet stattdessen in seiner Erfurter Wohnung. Und er hat auch noch eine Vorliebe für große Formate. Sein „Narrenschiff“von 2010 oder sein „Totentanz“von 2008 schaffen es auf Ausmaße von über zwei mal fünf beziehungsweise sechs Meter.
Derartige Formate können keinen Platz in der Saale-galerie finden, dennoch ist eine bunte Mischung aus Skulpturen, Porträts, Figurenbildern sowie Bildzitaten aus der Kunst, in denen er Picasso oder Cranach interpretiert, ausgestellt. Er nennt sie „Erzählbilder“, für die er Techniken und Materialien frei mischt. Acryl, Öl und Aquarell, Kreide und Bleistift – alles drängt sich zu einem dichten Tausenderlei von Farb- und Formkontrasten. Ist eine Form, Technik, Material oder Farbe einmal im Bild verwendet, der pastose Kringel, eine Schraffur, ein kalligrafisches Element beispielsweise, kommt es nicht weiter zum Einsatz. Nichts wiederholt sich – eben so wie es auch in der Natur nichts Identisches gibt.
Seine Bilder sind eine Art Tagebuch für den Künstler, und tatsächlich entstehen täglich neue. So begegnen wir mit Gode Menschen mit all ihren Andersartigkeiten, metaphorisch überhöhten Gestalten mit Deformationen, lachenden zahnlosen Mündern und verrenkten Körpern. Und dann wieder in anderen Arbeiten hochsensiblen, humorigen Porträts. Er möchte das Nichtsichtbare für uns erkennbar machen, das Wesen der Dinge und Menschen. Das tut er meisterhaft, indem er beispielsweise mittels Farbgebung Gesichter in einem anderen Licht zeigt und so die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den zu erspürenden Charakter und Wesenszug des Dargestellten lenkt.
Eröffnung der Ausstellung am Samstag, 12. September, 17 Uhr unter Einhaltung der Corona-regeln.