Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Schachmann kämpft, Hirschi siegt
Während der Berliner auf Rang sechs fährt, gewinnt der Schweizer seine erste Tour-etappe
Allen Schmerzen zum Trotz schmiss sich Maximilian Schachmann in die Kurven und ging jede Attacke mit, doch das Happy-end blieb dem tapferen Berliner verwehrt. 26 Tage nach seinem Schlüsselbeinbruch verpasste der deutsche Ex-meister seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France und musste sich mit einem starken sechsten Platz zufrieden geben. Stattdessen holte sich der junge Schweizer Marc Hirschi vom deutschen Sunweb-team gestern den Sieg in Sarran, wo 19 Jahre zuvor schon Jens Voigt seinen ersten Triumph bei der Frankreich-rundfahrt gefeiert hatte. Hirschi siegte auf der längsten Etappe der diesjährigen Tour nach 218 Kilometern vor dem Franzosen Pierre Rolland und dem Dänen Sören Kragh Andersen.
Doch der Auftritt von Schachmann war famos, zumal sein Schlüsselbeinbruch von der Lombardei-rundfahrt noch gar nicht ausgeheilt ist. Allein der große Kampf wurde nicht belohnt, knapp 50 Sekunden hinter Hirschi erreichte Schachmann das Ziel. Damit wartet der deutsche Radsport weiterhin auf den ersten Tour-etappensieg seit John Degenkolb vor zwei Jahren in Roubaix.
Gut 40 Kilometer vor dem Ziel war Schachmann in einer sechsköpfigen Gruppe ausgerissen. Am
Anstieg zum Suc au May, einem Berg der ersten Kategorie, konnte sich der erst 22-jährige Hirschi absetzen. Schachmann und der Spanier Marc Soler machten sich auf die Verfolgung, schafften es aber nicht und wurden stattdessen von der Gruppe um Julian Alaphilippe eingeholt. Nur der Schweizer hielt alle auf Distanz und durfte nach einem zweiten Platz in Nizza und Rang drei in Laruns erstmals jubeln.
Den Top-favoriten war der Ausreißer-sieg ganz recht, mussten sie doch vor der schweren Bergetappe keine zusätzlichen Kräfte vergeuden. Damit wird der slowenische Vuelta-champion Primoz Roglic heute zum vierten Mal in Serie das Gelbe Trikot tragen. Der frühere Skispringer liegt 21 Sekunden vor Titelverteidiger Egan Bernal. Dritter ist 28 Sekunden zurück der Franzose Guillaume Martin.
Für die deutsche Mannschaft Bora-hansgrohe war es bislang eine enttäuschende Tour. Die Podiumsträume von Emanuel Buchmann sind bereits geplatzt und für Peter Sagan rückt das Grüne Trikot in immer weitere Ferne, nachdem er am Vortag wegen seines Remplers gegen Wout van Aert auf Platz 85 strafversetzt worden war.
Heute sind die Favoriten wieder gefordert, wenn über 191,5 Kilometer von Châtel-guyon nach Puy Mary Cantal sieben Bergwertungen mit 4400 Höhenmetern warten.