Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Mehr Angst vor Trump als vor Corona
Studie zeigt, die Deutschen fürchten sich weniger vor Krankheit als vor politischer und wirtschaftlicher Krise
Die Ergebnisse der R+vlangzeitstudie sind doch ziemlich überraschend. Wer hätte das gedacht, dass die Deutschen im Jahr der Corona-pandemie weniger Angst vor einer Ansteckung und Erkrankung haben als vor den Auswirkungen der Politik von Us-präsident Donald Trump. „Die Deutschen reagieren auf die Pandemie keineswegs panisch“, sagte Brigitte Römstedt, Leiterin des R+v-infocenters, bei der Vorstellung der Studie „Die Ängste der Deutschen 2020“in Wiesbaden.
Als größtes Problem stufen 53 Prozent der Deutschen tatsächlich die Politik des Us-präsidenten ein – und das bereits zum zweiten Mal nach 2018. „Trump sorgt mit seiner Außenpolitik immer wieder für schwere internationale Verwicklungen. Besonders herausragende Fälle sind dabei die handelskriegsartigen Konflikte mit China und die handels- und sicherheitspolitischen Attacken gegen verbündete Staaten, auch gegen Deutschland“, erklärt Professor Manfred G.
Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-karls-universität in Heidelberg. Hinzu komme noch der Rückzug der USA aus internationalen Kooperationen und die Konfrontation mit dem Iran, führt Schmidt aus.
2020 haben die Deutschen insgesamt weniger Furcht
Noch überraschender ist, dass insgesamt die Sorgen zurückgegangen sein sollen: Der Index aller Ängste sei von 39 auf 37 Prozent gesunken und damit auf den niedrigsten Wert seit der ersten Umfrage im Jahr 1992. Nur jeder Dritte der 2396 Befragten hat etwa Angst vor einer schweren Erkrankung. Aber gilt das auch für Covid-19? Ja, auch hier fürchtet sich nur jeder dritte Deutsche vor einer Ansteckung.
Vielmehr haben die Befragten Angst davor, dass sich die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auf die eigene Lebenssituation auswirken könnten. Erstmals seit sechs Jahren ist die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten wieder unter den sieben größten Ängsten.
So befürchtet fast jeder Zweite, dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete Eu-staaten zur Kasse gebeten werden. In die Höhe geschossen ist vor allem die Angst
Brigitte Römstedt, Leiterin des R+v-infocenters
vor einem Konjunktureinbruch: Belegte sie im vergangenen Jahr noch Platz 14, springt sie jetzt an die vierte Stelle der größten Sorgen.
„Anlass und Ursache liegen auf der Hand“, so Schmidt. Infolge der Corona-pandemie und des Krisenmanagements hierzulande und in nahezu allen Handelspartnerstaaten erlebe die Bundesrepublik Deutschland derzeit den stärksten Wirtschaftseinbruch ihrer Geschichte. Einen großen Unterschied gibt es zwischen den jungen und älteren Befragten. Während die 14- bis 19-Jährigen auf Platz zwei und drei den Klimawandel und die Angst vor Naturkatastrophen und Wetterextremen wählten, gaben alle Älteren an, sich um steigende Lebenshaltungskosten, eine schlechtere Wirtschaftslage und die Kosten durch die Eu-schuldenkrise zu sorgen.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Die innenpolitischen Sorgen haben an Bedeutung verloren. Die Ängste rund um die Zuwanderung und eine mögliche Überforderung des Staates sind auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
„Die Deutschen reagieren auf die Pandemie keineswegs panisch.“