Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Viele Schüler wiederholen freiwillig
Lehrerverband erwartet Anstieg bei Nicht-Versetzungen. Anträge noch diese Woche möglich
Der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes, Rolf Busch, rechnet damit, dass dieses Jahr mehr Kinder und Jugendliche das Schuljahr freiwillig wiederholen werden. „Ich würde mich aus dem Fenster lehnen und sagen: Die Zahlen werden im Vergleich zum letzten Schuljahr etwas höher sein“, sagte Busch. Man beobachte, dass es etliche Eltern gebe, die aus Sorge ihre Kinder die Klassenstufe wiederholen lassen wollen. Wichtig sei, dass sich diese Eltern auch beraten lassen.
Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums lagen bis Anfang Juli keine Informationen zu stark gehäuften Wiederholungswünschen vor. „Wir können aber noch nicht abschließend einschätzen, wie es sich weiter entwickelt“, erklärte ein Sprecher. Eltern hätten noch bis eine Woche nach Ferienbeginn die Möglichkeit, die freiwillige Wiederholung zu beantragen.
In den Schuljahren 2017/2018 bis 2019/2020 wiederholten an Thüringer Schulen rund 1,9 Prozent der Schüler die Klassenstufe. 2020/2021 waren es 2,0 Prozent. Dabei setzt das Bildungsministerium in der Pandemie ausschließlich auf freiwillige Wiederholungen. Sitzenbleiben aufgrund schlechter Noten wurde ausgesetzt.
Ein Blick in die Statistik offenbart große Unterschiede. So stieg der Anteil von Schülern, die eine Klassenstufe wiederholten, an staatlichen Grundschulen vom Schuljahr 2019/2020 von 0,5 auf 1,4 Prozent im Schuljahr 2020/2021. An Regelschulen sank der Anteil von 4,1 Prozent auf 2,9 Prozent.
Begonnen hatte das Schuljahr nach einem eher unbeschwerten Sommer, als die Infektionszahlen im Freistaat noch niedrig waren. Im Herbst und noch viel schlimmer dann im Winter und Frühjahr stiegen die Zahlen aber. Schulen mussten schließen oder konnten nur noch Wechselunterricht anbieten.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will ähnliche Einschränkungen im kommenden Schuljahr unbedingt verhindern. Doch Politikern und Experten bereitet die Delta-Variante des Virus Sorgen, die als ansteckender gilt. Hinzu kommt, dass Kinder unter zwölf Jahren nicht geimpft werden können. Die CDU-Fraktion forderte eine Unterrichtsgarantie, die Gewerkschaft GEW eine zweiwöchige Test- und Maskenpflicht zum Schuljahresbeginn.