Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Rohrleitungsspezialisten suchen Nachfolger
Haustechnik Weichold in Katzhütte ist bei allen Glaswerken Europas gefragt
Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehmerlandschaft in Ostthüringen prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunliches für die Volkswirtschaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter.
Die OTZ stellt wöchentlich Betriebe und Dienstleister aus Ostthüringen vor.
In der Frühlingssonne liegt in Katzhütte-Oelze das moderne Firmengelände der Haustechnik Weichold, die auf den ersten und sogar den zweiten Blick nicht von einem der Tausenden von Handwerksbetrieben in Deutschland zu unterscheiden wäre, die Bäder modernisiert, Heizungen wartet oder austauscht und denen ihre Kundschaft nach dem ersten erfreulichen Projekt meist über Generationen treu bleibt.
Die Geschichte von Firmengründer Peter Weichold, der mit seinem heute 73 Jahren zwar kürzer treten muss, aber ohne Arbeit einfach kein Mensch ist, beginnt natürlich früher. Und zwar in der Werkstatt der staatlichen DDR-Handelsorganisation HO in Neuhaus, wo aus den Händen eines Teenagers die goldenen eines Handwerkers wurden. Schon vor der Wende war das eine Menge wert und erst recht nach der Einheit, als Material endlich nicht mehr knapp war – doch da löste die HO als Erstes ihre eigenen Werkstätten auf.
Furcht vor der eigenen Courage war seine Sache noch nie, und so war der Sprung für Peter Weichold in die Selbstständigkeit nur konsequent. Allein aus dieser Zeit könnte man mit abenteuerlichen Geschichten auf Erzähltournee gehen. Etwa, als sie einen uralten Barkas B 1000 dem Deutschen Roten Kreuz wortwörtlich aus dem Kreuz leierten und damit gen Westen auf Materialeinkaufstour gingen, um ihn so voll zu laden, dass man nach hinten höchstens noch durch die Rohre Sicht gehabt hätte.
Vom Kunstglasbläser zum Haustechniker
Bald war das erste Firmengebäude in Neuhaus zu klein, und der Umzug nach Katzhütte in die Oelzer Straße stand an. Vorher aber ergab sich eine schicksalhafte Weichenstellung. Schwiegersohn Jens Eckardt hatte seine Lehre als Kunstglasbläser gerade abgeschlossen, als er in den Nachwende-Wirren plötzlich ohne Job da stand. Was für Peter Weichold schnell klar war, musste Jens Eckardt erst mal verdauen: umsatteln und ins Familienunternehmen einsteigen, in dem auch die
Tochter des Chefs und seine spätere Frau Annett Eckardt ihren Männern im Büro den Rücken freihalten.
Der nächste Umzug deutete sich an, als die alte Farbenfabrik neues Leben in ihren alten Hüllen suchte. Irgendwann kamen auch die weg, und an dieser Stelle entstand der Firmensitz, wie er heute noch immer so himmelblau aussieht wie der erste Firmen-Barkas.
Die handwerkliche Expertise der Weichold-Truppe kannten bald nicht mehr nur Hausbesitzer, sondern auch Firmenlenker. Barbara Sackowitz war es, damals Betriebsleiterin im Glaswerk Ernstthal, die bei den Weicholds anrief, als es darum ging, eine verschlissenen Glaswanne ab- und eine neue aufzubauen.
Ein unausweichlicher und daher normaler Vorgang in der Glasproduktion und doch jedes Mal ein logistisches Meisterstück.
Barbara Sackowitz war zufrieden mit dem, was sie sah, und fortan kam der Name der Katzhütter Haustechniker immer öfter ins Spiel, wenn es um die Rohrinstallation an den Glaswannen in ganz Deutschland ging. Und nicht nur dort: „Wir waren auch schon in Dänemark, nachdem wir 2005 unsere erste Wannen-Installation in Wien absolviert hatten“, erinnert sich Peter Weichold. Inzwischen verlassen sich viele Glaswerke in Europa – aber auch vor der Haustür wie derzeit in Schleusingen – nicht mehr nur auf die Handwerkskunst der Weichold-Truppe, sondern auch auf das Know-How.
Firmensitz fast ausschließlich in Eigenleistung hochgezogen
Und das sitzt inzwischen fast komplett bei demjenigen, der nach der Wende als Kunstglasbläser kurz seine Felle davonschwimmen sah: Jens Eckardt. Ihm übergab der Schwiegervater schon 2000 kurz nach dessen Meisterprüfung die unternehmerische Verantwortung.
Was dieses Konzept mit der Freizeit wirklich meint, weiß der Senior aber bis heute nicht. Den neuen Firmensitz zog er fast ausschließlich in Eigenleistung hoch, und auch die
Wohnhäuser, in deren alte Hülle er meist deswegen einzog, weil es ihm Spaß machte, sie aufs Feinste aufzumöbeln, wissen, wem sie ihrem soliden Glanz verdanken.
Tochter und Ehefrau Annett winkt tapfer ab bei der Frage, wie es die Ehefrau wohl fand, dass die Bürochefin dem Konstrukteur wochenlange Montage-Einsätze „genehmigte”: „Es war, wie es war, und unsere Tochter haben wir auch so großgezogen.“
Aus diesem Satz sprechen Stolz und eine kleine Spur Traurigkeit. Die Tochter hat ihren Lebensmittelpunkt in Erfurt und arbeitet im sozialen Bereich. Natürlich hat ihr niemand Vorschriften gemacht, doch die Unternehmensnachfolge ist damit offen.