Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Wo Anleger noch Zinsen bekommen
Etablierte Banken kassieren Verwahrentgelte, Spezialinstitute bieten noch kleine Renditen. Was zu beachten ist
Die Banken drängen Kunden, hohe Geldbestände auf Giround Tagesgeldkonten in alternative Anlagen umzuschichten. Statt Guthabengibt es bei den meisten Geldinstituten Strafzinsen, oft schon ab 50.000 oder 10.000 Euro. So wächst die Verunsicherung der Sparer. Wie können kleine und größere Summen noch gut angelegt werden? Unsere Redaktion beantwortet wichtige Fragen.
Warum ist die Lage für Sparer derzeit so schwierig?
Seit Jahren sinken die Zinsen. Die durchschnittlichen Zinssätze für Tagesgeld liegen aktuell bei 0,01 Prozent und für ein einjähriges Festgeld bei 0,11 Prozent, wie eine Übersicht der FMH-Finanzberatung zeigt. Doch gerade ältere Sparer bevorzugen sichere Zinsanlagen. „Sparer sollten sich für einen überschaubaren Zeitraum von zwei bis maximal drei Jahren binden“, sagt Anke Puzicha von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Es ist so, dass mit zunehmendem Alter Geld auf Girokonto und Sparbuch angehäuft wird“, sagt Christian Schley von der Hamburger Sparkasse. „Mit Blick auf die steigende Inflation ist das keine gute Entscheidung. Sie resultiert häufig daraus, dass sich Kunden in Bezug auf die Geldanlage zu wenig Gedanken machen. Der schöne Schein trügt, der Kontostand bleibt zwar unverändert, aber das Geld verliert an Kaufkraft.“Bei 100.000 Euro und einer Inflationsrate von aktuell 2,5 Prozent beträgt die Kaufkraft bei null Prozent Zinsen nach fünf Jahren nur noch 88.385 Euro. Wenn auch noch 50.000 Euro davon einem Strafzins von 0,50 Prozent unterliegen, dann schwindet die Kaufkraft um weitere rund 1200 Euro. Inzwischen haben rund 430 Geldhäuser einen Negativzins für Privatkunden eingeführt.
Wie kann man reagieren?
Auch wenn die Zinsen niedrig sind und auf dem Girokonto sogar Negativzinsen drohen, ist das Tagesgeldachten konto bei einer Bank, die noch Zinsen zahlt, die Basis einer jeden Geldanlage. „Dort können ein bis drei Monatsgehälter oder Renten für Notfälle liegen, die plötzlich höhere Ausgaben erfordern“, sagt Puzicha. Wie viel Geld darüber hinaus noch festverzinslich angelegt wird, hängt von den persönlichen Umständen ab. Grundsätzlich raten Verbraucherschützer – soweit möglich –, erst Kredite zu tilgen, bevor Geld angelegt wird. „Sehr viel hängt von den persönlichen Umständen ab: Reicht die Rente für die laufenden Ausgaben oder muss sie aufgestockt werden? Welche zusätzlichen Mittel werden zum Beispiel noch für geplante Reisen benötigt? Soll für Kinder oder Enkel vorgesorgt werden?“, sagt Bankberater Schley. „Abseits der reinen Geldanlage gibt es auch andere Aspekte, die man berücksichtigen sollte, etwa Geld oder Immobilien vorzeitig zu vererben. Manche sorgen auch mit einer Sterbegeldversicherung vor, anderen Kunden ist eine Unfallversicherung mit Assistenzleistungen wichtig. Auch die Beimischung von Gold über einen Sparplan ist denkbar.
Lohnt Tages- und Festgeld noch?
Vermehrt werden kann Geld so nicht mehr, dennoch kann es gute Gründe für eine solche Anlage geben, etwa wenn das Kapital in wenigen Jahren wieder zur Verfügung stehen soll. Die Höhe der Zinsen von bis zu 1,15 Prozent für ein dreijähriges Festgeld sind im Ausland deutlich höher als bei deutschen Direktund Filialbanken, die zum Teil auch schon Negativzinsen verlangen (s. Tabellen). Wer nur der deutschen Einlagensicherung vertraut, muss sich mit geringeren Zinsen abfinden. So bietet die ABC Bank ein halbes Prozent Zinsen für eine dreijährige Anlage, und vier weitere Geldinstitute Einlagensicherung liegen knapp darunter. Dazu gehört auch die Ziraat Bank. Beim Tagesgeld liegen die höchsten Zinsen zwischen 0,25 Prozent (dt. Einlagensicherung) und 0,40 Prozent (ausländische Banken). Anleger müssen sich bei diesem Produkt auf weiter fallende Zinsen einstellen.
Wie finde ich aktuell noch gute und sichere Sparangebote?
Dazu gibt es im Internet verschiedene Vergleichsportale wie Biallo und FMH. Unsere Redaktion hat mithilfe des Vergleichsportals www.kritische-anleger.de verschiedene Zinsangebote herausgefiltert (s. Grafik). Dort können Sparer die Banken nicht nur nach Laufzeit und Zinshöhe auflisten, sondern erfahren auch etwas über das Rating der Bank, des Landes und über die Höhe der sogenannten Deckungsquote. Sie zeigt das Verhältnis der Einlagen der Bank im Vergleich zu den Mitteln der jeweiligen Einlagensicherung. Je höher die Prozentzahl, desto besser. Extrem hohe Prozentzahlen zeigen, dass das Geldinstitut sehr klein ist und geringe Einlagen hat. Im Umkehrschluss bedeutet das: Eine Pleite ist für die jeweilige Einlagensicherung kein Problem. „Kriselnde Banken kann der Verbraucher kaum im Vorfeld erkennen“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Deshalb sei es immer wichtig, auf die Höhe der Einlagensicherung zu
und nicht mehr Geld anzulegen, als abgesichert ist.
Wie arbeiten Vermittlerportale?
Einige Angebote aus den Tabellen wie bei der kroatischen Bank Kovanica oder dem italienischen Geldinstitut Progetto können nicht direkt über die Internetseite der Bank, sondern nur über die Vermittlerportale Weltsparen aus Berlin und Zinspilot aus Hamburg, die jetzt ihre Fusion bekannt gegeben haben, abgeschlossen werden. Bei diesen Vermittlerplattformen gibt es Tages- und Festgeldangebote von rund 160 vorwiegend ausländischen Banken aus Europa. Die Zinsen sind deutlich höher als bei Filialund Direktbanken in Deutschland. Der Kunde muss sich registrieren und eröffnet dann ein Verrechnungskonto bei einer deutschen Bank, mit denen die Portale zusammenarbeiten. Von dort wird dann das Geld an die Bank überwiesen, bei der der Betrag angelegt werden soll – und nach Ablauf fließt es wieder auf das Verrechnungskonto zurück.