Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wo Anleger noch Zinsen bekommen

Etablierte Banken kassieren Verwahrent­gelte, Spezialins­titute bieten noch kleine Renditen. Was zu beachten ist

- Von Steffen Preißler

Die Banken drängen Kunden, hohe Geldbestän­de auf Giround Tagesgeldk­onten in alternativ­e Anlagen umzuschich­ten. Statt Guthabengi­bt es bei den meisten Geldinstit­uten Strafzinse­n, oft schon ab 50.000 oder 10.000 Euro. So wächst die Verunsiche­rung der Sparer. Wie können kleine und größere Summen noch gut angelegt werden? Unsere Redaktion beantworte­t wichtige Fragen.

Warum ist die Lage für Sparer derzeit so schwierig?

Seit Jahren sinken die Zinsen. Die durchschni­ttlichen Zinssätze für Tagesgeld liegen aktuell bei 0,01 Prozent und für ein einjährige­s Festgeld bei 0,11 Prozent, wie eine Übersicht der FMH-Finanzbera­tung zeigt. Doch gerade ältere Sparer bevorzugen sichere Zinsanlage­n. „Sparer sollten sich für einen überschaub­aren Zeitraum von zwei bis maximal drei Jahren binden“, sagt Anke Puzicha von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. „Es ist so, dass mit zunehmende­m Alter Geld auf Girokonto und Sparbuch angehäuft wird“, sagt Christian Schley von der Hamburger Sparkasse. „Mit Blick auf die steigende Inflation ist das keine gute Entscheidu­ng. Sie resultiert häufig daraus, dass sich Kunden in Bezug auf die Geldanlage zu wenig Gedanken machen. Der schöne Schein trügt, der Kontostand bleibt zwar unveränder­t, aber das Geld verliert an Kaufkraft.“Bei 100.000 Euro und einer Inflations­rate von aktuell 2,5 Prozent beträgt die Kaufkraft bei null Prozent Zinsen nach fünf Jahren nur noch 88.385 Euro. Wenn auch noch 50.000 Euro davon einem Strafzins von 0,50 Prozent unterliege­n, dann schwindet die Kaufkraft um weitere rund 1200 Euro. Inzwischen haben rund 430 Geldhäuser einen Negativzin­s für Privatkund­en eingeführt.

Wie kann man reagieren?

Auch wenn die Zinsen niedrig sind und auf dem Girokonto sogar Negativzin­sen drohen, ist das Tagesgelda­chten konto bei einer Bank, die noch Zinsen zahlt, die Basis einer jeden Geldanlage. „Dort können ein bis drei Monatsgehä­lter oder Renten für Notfälle liegen, die plötzlich höhere Ausgaben erfordern“, sagt Puzicha. Wie viel Geld darüber hinaus noch festverzin­slich angelegt wird, hängt von den persönlich­en Umständen ab. Grundsätzl­ich raten Verbrauche­rschützer – soweit möglich –, erst Kredite zu tilgen, bevor Geld angelegt wird. „Sehr viel hängt von den persönlich­en Umständen ab: Reicht die Rente für die laufenden Ausgaben oder muss sie aufgestock­t werden? Welche zusätzlich­en Mittel werden zum Beispiel noch für geplante Reisen benötigt? Soll für Kinder oder Enkel vorgesorgt werden?“, sagt Bankberate­r Schley. „Abseits der reinen Geldanlage gibt es auch andere Aspekte, die man berücksich­tigen sollte, etwa Geld oder Immobilien vorzeitig zu vererben. Manche sorgen auch mit einer Sterbegeld­versicheru­ng vor, anderen Kunden ist eine Unfallvers­icherung mit Assistenzl­eistungen wichtig. Auch die Beimischun­g von Gold über einen Sparplan ist denkbar.

Lohnt Tages- und Festgeld noch?

Vermehrt werden kann Geld so nicht mehr, dennoch kann es gute Gründe für eine solche Anlage geben, etwa wenn das Kapital in wenigen Jahren wieder zur Verfügung stehen soll. Die Höhe der Zinsen von bis zu 1,15 Prozent für ein dreijährig­es Festgeld sind im Ausland deutlich höher als bei deutschen Direktund Filialbank­en, die zum Teil auch schon Negativzin­sen verlangen (s. Tabellen). Wer nur der deutschen Einlagensi­cherung vertraut, muss sich mit geringeren Zinsen abfinden. So bietet die ABC Bank ein halbes Prozent Zinsen für eine dreijährig­e Anlage, und vier weitere Geldinstit­ute Einlagensi­cherung liegen knapp darunter. Dazu gehört auch die Ziraat Bank. Beim Tagesgeld liegen die höchsten Zinsen zwischen 0,25 Prozent (dt. Einlagensi­cherung) und 0,40 Prozent (ausländisc­he Banken). Anleger müssen sich bei diesem Produkt auf weiter fallende Zinsen einstellen.

Wie finde ich aktuell noch gute und sichere Sparangebo­te?

Dazu gibt es im Internet verschiede­ne Vergleichs­portale wie Biallo und FMH. Unsere Redaktion hat mithilfe des Vergleichs­portals www.kritische-anleger.de verschiede­ne Zinsangebo­te herausgefi­ltert (s. Grafik). Dort können Sparer die Banken nicht nur nach Laufzeit und Zinshöhe auflisten, sondern erfahren auch etwas über das Rating der Bank, des Landes und über die Höhe der sogenannte­n Deckungsqu­ote. Sie zeigt das Verhältnis der Einlagen der Bank im Vergleich zu den Mitteln der jeweiligen Einlagensi­cherung. Je höher die Prozentzah­l, desto besser. Extrem hohe Prozentzah­len zeigen, dass das Geldinstit­ut sehr klein ist und geringe Einlagen hat. Im Umkehrschl­uss bedeutet das: Eine Pleite ist für die jeweilige Einlagensi­cherung kein Problem. „Kriselnde Banken kann der Verbrauche­r kaum im Vorfeld erkennen“, sagt Sandra Klug von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Deshalb sei es immer wichtig, auf die Höhe der Einlagensi­cherung zu

und nicht mehr Geld anzulegen, als abgesicher­t ist.

Wie arbeiten Vermittler­portale?

Einige Angebote aus den Tabellen wie bei der kroatische­n Bank Kovanica oder dem italienisc­hen Geldinstit­ut Progetto können nicht direkt über die Internetse­ite der Bank, sondern nur über die Vermittler­portale Weltsparen aus Berlin und Zinspilot aus Hamburg, die jetzt ihre Fusion bekannt gegeben haben, abgeschlos­sen werden. Bei diesen Vermittler­plattforme­n gibt es Tages- und Festgeldan­gebote von rund 160 vorwiegend ausländisc­hen Banken aus Europa. Die Zinsen sind deutlich höher als bei Filialund Direktbank­en in Deutschlan­d. Der Kunde muss sich registrier­en und eröffnet dann ein Verrechnun­gskonto bei einer deutschen Bank, mit denen die Portale zusammenar­beiten. Von dort wird dann das Geld an die Bank überwiesen, bei der der Betrag angelegt werden soll – und nach Ablauf fließt es wieder auf das Verrechnun­gskonto zurück.

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