Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Medaillen und andere Träume
Die ersten Medaillen sind gewonnen. Das ist wichtig für die Stimmung im Team Deutschland. Toll, dass mit Michelle Kroppen eine Bogenschützin von GutsMuths Jena Bronze mit dem Team für meine Heimatstadt geholt hat. Ich kenne sie noch als Schülerin am Sportgymnasium. Wir haben uns selbst mal mit dem Bogen versucht. Das ist echt nicht einfach, das Hightech-Gerät still zu halten.
So langsam springt jetzt auch bei mir der Olympia-Funke über. Ich bin froh, dass die Spiele begonnen haben. Bei der Eröffnung kamen immer mal Gedanken, welche anderen Probleme die Welt doch hat. Aber die Radrennen mit den vielen Zuschauern zeigten echte Begeisterung – auch der Japaner.
Natürlich geht es in den nächsten Tagen um die Medaillen. Damit wird der Erfolg am einfachsten bewertet. Doch auch Sportler die nicht auf dem Podest stehen, erfüllen sich hier ihren Traum. Radsportlerin Trixi Worrack opferte sich bei ihren fünften Spielen bis zur Erschöpfung für ihre Kapitänin auf. Dabeisein ist wirklich alles.
Den Medaillenspiegel möchte ich trotzdem nicht abschaffen. Er bietet ein breites Bild. Man sollte ihn bloß nicht überbewerten. Die Siege kleiner Länder zeigen die globale Entwicklung. In meiner Sportart Leichtathletik haben früher fünf, sechs Nationen die Medaillen unter sich aufgeteilt. Inzwischen mischen viele Länder mit. Weil sie das Geld dazu haben und weil sie ihre frischen Talente mit Anerkennung wertschätzen. Bei uns hat der Stellenwert des Sports etwas nachgelassen. Deshalb brauchen wir Medaillengewinner, die als Vorbild die Position des Sports in der Gesellschaft stärken. Dafür setzte auch ich mich ein.
Der Jenenser Thomas Röhler (29), Speerwurf-Olympiasieger von 2016 und in diesem Jahr verletzungsbedingt nicht am Start, wirft täglich einen persönlichen Blick auf die Spiele.