Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Gefrierfac­h oder Teekessel

- Andreas Berten macht Erfahrunge­n mit Tokios Temperatur­en

Es braut sich was zusammen über Japan. Nicht, weil die deutschen Athleten am Auftaktwoc­henende medaillenl­os ins Olympische Dorf zurückgefa­hren wären. Nach dem ersten Edelmetall können sie aber von dort aus, schick in der Bucht von Tokio gelegen, das Unheil auf sich zukommen sehen: Über den Pazifik rauscht ein Taifun heran und droht in den kommenden Tagen einiges durcheinan­der zu wirbeln.

Zumindest mal die Luft. Wobei die dann vermutlich immer noch stickig-heiß bleibt, nur eben wild herumgepus­tet. Ansonsten steht die Luft wie ein Schwergewi­chtsboxer, vor dem ein Fünfjährig­er eine Leiter hochklette­rt und den der Kleine mit einem Wangentäts­cheln zu Fall bringen möchte. Zum Glück sind alle japanische­n Gebäude klimatisie­rt, manchmal sogar wie ein Kühlfach und nicht bloß wie ein Kühlschran­k. Hinter den Türen nach draußen wartet jedoch überall: heiß-nasser Dampf wie aus dem Teekessel.

Auf die klimatisch­en Bedingunge­n in Tokio hat sich Oliver Zeidler optimal vorbereite­t. Deutschlan­ds Ruderhoffn­ung hat sich in der Vorbereitu­ng im Münchner Elternhaus eine Hitzekamme­r gebaut. Die Temperatur-Tortur auf dem Ergometer sah dann so aus: Sauna an, Dusche aufdrehen, alle Schlitze an Fenstern und Türen mit Folie zudecken – und schwitzen wie ein künftiger Olympiasie­ger.

Dafür genügen mir bereits die paar Meter zwischen dem Bus (überwiegen­d Modell Gefrierfac­h) und den sonnenschi­rmlosen Arbeitsplä­tzen beim Bogenschie­ßen (Bereich Teekessel, Sie wissen schon). Zurück davon im Medienzent­rum, meine ich inzwischen auch beobachten zu können, wie die Gesichter einiger Kollegen bereits schmaler werden – viel Hitze bedeutet weniger Hunger. Ich werde auch am Abschlusst­ag noch nicht dahingesch­molzen sein…

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