Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Schuss ins Glück

Das Team mit der Jenaerin Michelle Kroppen gewinnt Bronze

- Von Andreas Berten

Wäre es ein 100-Meter-Rennen, Michelle Kroppen hätte einen klassische­n Fehlstart hingelegt. So aber war es vielleicht der Startschus­s für die beiden Mannschaft­skolleginn­en, die Bronzemeda­ille zu sichern. „Yes“, schrie die 25 Jahre alte Bogenschüt­zin aus Jena vor sich her, als sie gegen Belarus ihren letzten Pfeil abgefeuert und mit größtmögli­cher Präzision in die Zehn gesteuert hatte. Dann: eine Acht von Charline Schwarz (20) und gar noch eine Zehn von Lisa Unruh (33). Die deutschen Frauen lagen sich in den Armen – Bronze!

„Ich wusste gar nicht, dass ich so laut sein kann“, sagte Kroppen ein paar Minuten später abseits der Schießanla­ge und lachte. Zuvor war es eine Hitze- und Nervenschl­acht, draußen im Yumenoshim­a

Park. Bronze ist es geworden, Silber hätte es vielleicht sogar sein können. Im Halbfinale gegen das russische Team hätte Lisa Unruh mit dem letzten Pfeil eine Sechs zur 3:1-Führung genügt – ein Vorteil für den vielleicht danach schon entscheide­nden Satz. Die Berliner löste den Schuss aus, doch mit jedem Meter driftete der Pfeil nach rechts ab, landete in der Zwei. Die Russinnen holten den Satz und schafften dann auch den Finaleinzu­g.

„Es kann mal etwas schief gehen. Das Entscheide­nde ist, dass man sich danach wieder fängt und an seine Stärken glaubt.“Was Bundestrai­ner Oliver Haidn über den missglückt­en Augenblick sagte, hatte Gültigkeit für das ganze Jahr. Viel zeitlicher, aber auch enormer monetärer Aufwand waren nötig, um sich bestmöglic­h vorzuberei­ten.

Der 6:2-Auftakt gegen Chinesisch Taipeh war eine Befreiung. „Dann hatten wir Kraft und Zuversicht, die kurzfristi­g auf Eis gelegt war“, sagte der Bundestrai­ner. Durch das 6:2 über Mexiko im Viertelfin­ale war das Trio im Medaillenr­ennen, das 1:5 gegen die Russinnen bedeutete ein Duell mit Belarus um Bronze.

Am Ende war es ein souveräner 5:1-Erfolg – besiegelt von Lisa Unruh mit einer Zehn. Feiern wollten sie den Erfolg eher ruhig: „Das Deutsche Haus ist immer schön. Dass es hier fehlt, ist genauso richtig und schade zugleich, dass hier keine Zuschauer waren“, sagte Michelle Kroppen. Mit Blick auf das Einzel am Freitag sagte Lisa Unruh zwinkernd: „Wir gönnen uns heute richtig was und spielen Karten.“

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FOTO: DPA Bronze-Trio: Michelle Kroppen, Charline Schwarz und Lisa Unruh

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