Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Internet-Star besiegt Jena
FC Carl Zeiss unterliegt Berliner AK zum Saisonstart durch Tor von El-Jindaoui mit 0:1
Die kleine Ordnerschar lief aufgeregt hin und her. Hunderte junge Leute warteten nach dem 1:0 (1:0)-Sieg des Berliner AK über den FC Carl Zeiss Jena an den Absperrungen. Während die Thüringer nach verpatztem Regionalliga-Auftakt ihre Wunden leckten, herrschte im Poststadion von Berlin-Moabit der absolute Ausnahmezustand.
Der Mann der Begierde heißt Nader El-Jindaoui und ist ein InternetStar. Auf Instagram berichten der 24-Jährige Berliner Kicker und seiner Frau Louisa, einer Influencerin, täglich aus ihrem Leben. Fast eine Million Menschen (!) interessiert das. Beim ersten Spiel der Saison sorgte El-Jindaoui auch noch für das Tor des Tages, formte danach den Babybauch, denn seine Frau ist seit Februar schwanger. Die perfekte Vorstellung für die Fans.
Der Berliner AK, bisher eher durch überschaubare Zuschauerzahlen bekannt, freute sich mit 2000 Besuchern über ein seit sechs Jahren wieder ausverkauftes Stadion. Auf der Tribüne, wo allerdings nur jeder zweite Platz besetzt werden durfte, war keine Sitzschale mehr zu bekommen. Rund eintausend Gäste, darunter zahllose Frauen und Mädchen, kamen wohl nur wegen Schwarm El-Jindaoui.
Es hätten sogar noch ein paar mehr Zuschauer ins Stadion gepasst. Doch in der Gästekurve blieb ausreichend Platz für Corona-Abstand. Rund 250 FCC-Anhänger waren nach Berlin gereist und machten ihren Ärger über den Anstoß um 12 Uhr Mittags Luft. Jenas Ultras hatten auf die Fahrt wegen der Corona-Maßnahmen verzichtet.
Viel Spaß hatten die Thüringer nicht. Nach „verpennten zehn Minuten“(Trainer Dirk Kunert) beherrschte Jena allerdings die Partie. Mittelstürmer Fabian Eisele hatte zweimal die Führung auf dem Fuß (15.,19.). Eisele war trotz hohem Einsatz der Pechvogel des Tages. Mit seinem Ballverlust nach Einwurf leitete der den entscheidenden Konter der Berliner ein. Halili musste foulen. Dann scheiterte ElJindaoui zwar zunächst am neuen
Jenaer Keeper Tom Müller. Doch der Nachschuss saß (37.).
Dass das 1:0 schon der entscheidende Treffer sein würde, war nicht zu erwarten. Doch Jena kam in der zweiten Halbzeit nicht mehr so richtig gefährlich vor das Tor. „Die Niederlage ist verdient. Uns fehlte die Entschlossenheit vorm Tor und auch die Leidenschaft“, übte FCCKapitän Maximilian Oesterhelweg Kritik an sich und seinem Team. Die Berliner machten es besser, verteidigten mit Herz und hatten noch einige gute Konterchancen.
„Manchmal ist es so als Stürmer“, befand der sonst so treffsichere Eisele. „Gut, dass wir es am Dienstag zu Hause gegen Altglienicke gleich besser machen können“, ahnt Eisele, was die Glocke geschlagen hat.
Sein Trainer weiß, was sich ändern muss. „Wir brauchen mehr Zielstrebigkeit, mehr Power, mehr Feuer, wenn in dieser Liga erfolgreich sein wollen“, sagte Kunert.