Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Die Friedensfahrt-Fanfare ertönt
Als Abschluss der Après Tour Gera sprintet Olaf Ludwig vor Falk Boden und Jens Heppner zum Sieg im Rennen der Ehemaligen
„Wo ist Abdu?“, fragten sich viele gestern, als die FriedensfahrtFanfare ertönte. Groß angekündigt, fiel das Friedensfahrt-Duell von einst aus. Per Videobotschaft hatte Dschamolidin Abduschaparow sein Bedauern ausgedrückt, dass er nicht nach Gera kommen könne.
Dafür hatte sich Jens Heppner auf den Weg gemacht – und wunderte sich. Als er „seine“Panndorfhalle suchte, stand sie da nicht mehr; blickte der frühere Friedensfahrer und Radprofi auf den Buga-Park. „Schön ist Gera geworden“, sagt er und lacht. „Ja, ich war lange nicht hier.“Als ihn Olaf Ludwig bat, beim Rennen der Ehemaligen teilzunehmen, habe er spontan zugesagt. Warum auch nicht. Der 56-Jährige sitzt noch regelmäßig auf dem Rennrad. „Mehr als achtzig Kilometer mache ich nicht. Für die Après Tour wird es schon reichen.“Obwohl: Im Feld der Ehemaligen war viel Bewegung, jeder zeigte sich. Da holte sich Thomas Barth im Duell gegen seinen Sohn Marcel einen Prämienspurt. Hanka Kupfernagel meinte: „Bei all den strammen Waden wird mir mulmig.“Lachte und reihte sich ein ins illustre Feld.
Und wie einst bei der Friedensfahrt 1983 spannte sich Andreas Petermann vor das Feld. Auf der Schlussetappe von Tabor nach Prag hatte der gebürtige Greizer ein Solo über 101 Kilometer ins Ziel gebracht. In Gera wurde er wieder eingefangen. „Auch wenn wir nicht mehr ganz so schnell wie früher sind“, sagt Olaf Ludwig, „Radfahren macht immer noch Spaß. Und wenn einer wie André Greipel den Spurt anzieht, dann musst du gewinnen.“Vor einer Woche hatte der elfmalige Tour-Etappensieger im Finale in Paris Platz fünf belegt.
„Inzwischen weiß es Olaf auch, dass ich ein großer Fan von ihm bin“, sagt André Greipel, der nach dieser Saison mit dem Profirennsport aufhört. 1990 im Urlaub mit seinen Eltern in Inzell habe er sich total geärgert, dass er kein Rennrad dabeihatte, erzählt der 39-Jährige. Vor dem Fernseher verfolgte er die Tour de France und war „fasziniert von einem Renner aus Gera, der am Ende das Grüne Trikot bis nach Paris brachte“. Wieder zu Hause in Rostock kauften ihm seine Eltern ein Rennrad. Ein Auge auf sein Rennrad hatte gestern besonders Jens Heppner.
Bei seinem Abschiedsrennen 2005 in Jena wurde ihm sein Rad gestohlen. „Als das dann in der Zeitung stand, hat der Dieb wohl kalte Füße bekommen“, erzählt er, sei zum Pfarrer gegangen, habe seine Tat gebeichtet, „und ich hatte mein Rennrad wieder.“Sein Kommen hat er nicht bereut, am Sonnabend saß er in launiger Runde im Hofgut, gestern früh gab es Frühstück bei Olaf Ludwig und zum Einrollen eine SG-Wismut-Trainingsrunde.