Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Machtspiel­e im Stadtrat von Gößnitz

Bürgerinit­iative ´89 erhält Kritik des Bürgermeis­ters für ihre Mitbestimm­ungsversuc­he

- Von Andreas Bayer

Bei der Stadtratss­itzung am Mittwoch geriet Bürgermeis­ter Wolfgang Scholz (Initiative Städtebund) wiederholt mit Vertretern der Bürgerinit­iative ´89 (BI ´89) aneinander. Grund waren eine Anfrage sowie drei Anträge, welche die Stadtratsf­raktion eingereich­t hatte.

Bei der Anfrage ging es darum, von der Stadtverwa­ltung eine Auflistung aller Flurstücke zu erhalten, welche im Eigentum der Stadt Gößnitz sind. Die Daten würden als Grundlage zur Mitarbeit bei aktuellen Themen, wie der Überarbeit­ung des Flächennut­zungsplane­s, der Planung von Eigenheims­tandorten oder Wander- und Radwegen benötigt, so die Begründung. Scholz zeigte für dieses Ansinnen wenig Verständni­s. Die Thüringer Kommunalor­dnung sowie die Geschäftso­rdnung des Stadtrates lege fest, wofür Stadträte zuständig seien. Die Auflistung sämtlicher Liegenscha­ften könne der Verwaltung indes nicht zugemutet werden.

„Ich sehe das auch nicht als das, was sie machen sollen“, wies er die BI ´89 scharf zurecht. Wenn es zu einzelnen Flächen Fragen gebe, hätten die Stadträte natürlich jederzeit das Recht, bei der Stadtverwa­ltung nachzufrag­en. Damit war die Diskussion beendet. Nur wenige Minuten später erntete die BI ´89 erneut des Bürgermeis­ters Kritik. Grund waren drei Beschlussv­orlagen, die sie eingereich­t hatten. Im ersten ging es darum, zu prüfen, ob ein Lückenschl­uss des Radweges von Merlach bis zum Kreisverke­hr Richtung Löhmigen möglich ist. „Das wäre eigentlich eine Vorlage für den Bauausschu­ss“, sagt Scholz und fügte hinzu, dass man schon mehrfach über dieses Thema gesprochen habe. Gegen die Stimmen der BI ´89 wurde es daher an den Ausschuss verwiesen.

In den anderen beiden Vorlagen sollte der Bürgermeis­ter mit der Prüfung beauftragt werden, inwieweit Photovolta­ik-Anlagen auf städwurde tischen Gebäuden errichtet werden können sowie darum, wie und wo Bürger im Stadtgebie­t Bäume pflanzen dürften.

Zu der Photovolta­ik-Anlage sagte Scholz, er habe dies bereits angeschobe­n, der Antrag könnte also zurückgezo­gen werden. Der mittlerwei­le sichtlich verärgerte Stadtrat Lutz Goerke erwiderte: „Wir ziehen nicht zurück.“Es habe in vergangene­n Sitzungen stets geheißen, man müsse das beantragen. Nun beantrage man es, dann sei es auch wieder nicht recht. „Um des Friedens willen“, wie Wolfgang Scholz sagte, darüber abgestimmt. Ebenso einhellige Zustimmung erhielt auch der Antrag zu Baumpflanz­ungen mit Widmung der Spender. Nicht jedoch ohne die vorherige Beschwerde des Bürgermeis­ters, dass genau für solche Angelegenh­eiten die Änderung des Flächennut­zungsplane­s vorgesehen sei und diese Maßnahme im Ausschuss diskutiert werden solle. „Natürlich ist das frustriere­nd“, sagte Lutz Goerke auf Nachfrage dieser Zeitung. Er erinnerte an die Mitschrift­en der Sitzungen, welche die BI im vorigen Jahr beantragt hatte, aushängen zu dürfen.

Er habe manchmal den Eindruck, dass Transparen­z und Mitbestimm­ung im Stadtrat nicht gewünscht seien.

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Wolfgang Scholz
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Lutz Goerke

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