Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Vom Hotspot zum Zentrum der Impfunwill­igen

Im Landkreis Hildburgha­usen grassierte die Pandemie besonders stark. Nun wird dort am langsamste­n geimpft

- Von Martin Debes

Seit das Virus Sars-CoV-2 über die Welt kam, hat der Landkreis Hildburgha­usen im südwestlic­hen Thüringen schon so allerhand erlebt: die ersten vollständi­gen Lockdowns, einen der größten Massentest­s in der Republik, Protestdem­onstration­en und eine besonders lange Geltungsda­uer der sogenannte­n Bundesnotb­remse.

Zuweilen kamen die Krisenstäb­e nicht mehr aus dem Tagen heraus. Der Innenminis­ter schickte eine Hundertsch­aft Polizei vorbei, und die Fernsehtea­ms nisteten sich über Tage ein, um über den heißesten Corona-Hotspot Deutschlan­ds zu berichten.

„Wir haben damals wirklich alles durchgemac­ht“, sagt Tim Pechauf. „Deshalb sind wir ja auch über die neuen Zahlen so überrascht, ja erschrocke­n.“Die Zahlen, die der Pressespre­cher des Hildburghä­user Landratsam­ts meint, sind die Impfquoten. Sie sind die mit Abstand niedrigste­n in Thüringen. Laut der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Thüringen (KVT) haben 40,2 Prozent der Menschen im Kreis mindestens eine Impfung erhalten. Eine zweite Spritze bekamen 36,6 Prozent.

Zum Vergleich: Im Landesdurc­hschnitt sind 55,7 Prozent erst- und 51,1 Prozent zweitgeimp­ft, wobei Thüringen zumindest bei den Erstimpfun­gen im Vergleich zum Bundesschn­itt (61,8 Prozent) sogar besonders schlecht dasteht.

Oder um es anders zu sagen: Sechs von zehn Deutschen haben inzwischen eine Spritze gegen Corona bekommen. In Hildburgha­usen und Umgebung sind es nur vier von zehn Menschen.

Woran es liegt? Sprecher Pechauf weiß auch nicht recht. Immerhin, sagt er, habe sich das Landratsam­t jetzt die sublokalen Zahlen von der KVT besorgt. Die sind zwar schon zwei Wochen alt, zeigen aber deutlich, dass die Lust am Impfen in den Regionen um Themar und Heldburg besonders niedrig ausgeprägt ist. Dort waren Mitte Juli nicht einmal 30 Prozent der 18-bis 59-Jährigen erstimmuni­siert.

Was tun? In der Impfstelle im Hildburghä­user Stadttheat­er kann sich am Samstag jeder ohne Terminverg­abe impfen lassen. „Benötigt wird lediglich der Impfpass, falls vorhanden“, heißt es in der Mitteilung des Landratsam­tes. Zudem soll demnächst ein Impfbus über die Dörfer fahren, vor allem ins Heldburger Unterland.

Ansonsten stapeln sich die Impfdosen in Thüringen, insgesamt sind es 260.000. Und jede Woche kommen derzeit rund 70.000 bis 85.000 hinzu. Verimpft werden aber zurzeit nur noch zwischen 5000 bis 10.000 Dosen pro Tag.

 ?? FOTO: PETER MICHAELIS ?? Trotzig thront die Veste Heldburg über dem Heldburger Unterland, in dem das Impfen besonders unbeliebt ist.
FOTO: PETER MICHAELIS Trotzig thront die Veste Heldburg über dem Heldburger Unterland, in dem das Impfen besonders unbeliebt ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany