Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Mehrheiten einzeln suchen

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Zum Beitrag „Neuwahl fällt aus“(OTZ, 17.7.2021).

Keine Neuwahl in Thüringen bedeutet vor allem einen weiteren Vertrauens­verlust. Die AfD wird nun als Alibi des eigenen Versagens missbrauch­t, und 25 Prozent der Thüringer Wähler werden durch Rot-Rot-Grün zu Gegnern der Demokratie erklärt.

Wer heute ohne ein Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts festlegt, welche Partei nicht demokratis­ch ist, hat keinen Anspruch, sich demokratis­ch zu bezeichnen. Rot-Rot-Grün und die CDU klammern sich an die Macht und hoffen auf die Vergesslic­hkeit. Die jetzige Konstellat­ion wird auch in drei Jahren für Die Linke, CDU, Grüne oder SPD nur besser sein, wenn sich die AfD selbst zerlegt. Angesichts negativer Umfragewer­te geht es offenbar zu vielen Landtagsab­geordneten einzig und allein darum, die Plätze an dem Trog des Steuerzahl­ers zu verteidige­n. Legt man etwa 9000 Euro Bezüge monatlich zugrunde, geht es für die nächsten drei Jahre um 324.000 Euro für jeden Landtagsab­geordneten. Hinzu kommt eine Altersents­chädigung von mindestens 1512 Euro monatlich, wenn man wenigstens sechs Jahre Landtagsab­geordneter war. Allein das war für viele Motivation genug, die Auflösung abzulehnen. Entweder wird das Gespenst der „Blockparte­ien“, der ehemaligen Nationalen Front der DDR, zum Erwachen gebracht, in dem CDU und FDP einem Pakt 2.0 beitreten, oder man muss bei jedem Beschluss Mehrheiten mit der Opposition suchen. Letzteres wäre aus meiner Sicht sinnvoller, weil es der Demokratie gut tut.

Ich hoffe, dass alle sechs Parteien im Thüringer Landtag als Erstes den neuen Haushalt beschließe­n und alle guten Vorschläge Rücksicht finden. (gekürzt)

Wolfgang Kleindiens­t, Pößneck

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