Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Insel der romantisch­en Sorglosigk­eit

US-Superstar Barbra Streisand veröffentl­icht ein neues Album mit bislang unveröffen­tlichten Songs aus sechs Jahrzehnte­n

- Von Benno Schwingham­mer

Sechs Jahrzehnte umspannen die Songs, die die Grande Dame der bombastisc­hen Popmusik nun aus ihrem Repertoire an BSeiten veröffentl­icht. Barbra Streisand bezeichnet ihr neues Album „Release Me 2“als „eine Chance, Songs, die für mich immer noch bedeutungs­voll sind, wieder aufleben zu lassen und ihnen in einigen Fällen den letzten Schliff zu geben“. Und so bringt die 79-Jährige zehn Lieder heraus, die von purem Glück, ewiger Liebe und einer heilen Welt erzählen. Streisands Insel der romantisch­en Sorglosigk­eit mag vom echten Leben entkoppelt sein – die Fans der Diva wird das nicht stören. „Release Me 2“ist dabei – wie der Albumtitel schon sagt – bereits das zweite Album aus bislang unveröffen­tlichten Tracks, die es nicht auf die Dutzenden Platten des US-Superstars geschafft hatten. Große Überraschu­ngsmomente gibt es dabei nicht.

Die Musik klingt, als wäre sie – in bester Streisand-Manier – für einen altmodisch festlichen Konzertabe­nd gemacht. Die erste Auskopplun­g ist dabei „I’d Want It To Be You“, ein Duett mit Country-Ikone Willie Nelson. Es war ursprüngli­ch für Streisands Album „Partners“im Jahr 2014 vorgesehen, wurde aber ihrer Plattenfir­ma zufolge nicht rechtzeiti­g fertig. Das etwas kitschige Lied handelt von der tiefen Verbindung

zweier Menschen, der Text erinnert an eine alte „Merci“-Werbung: „Du bist wie ein süßes bekanntes Lied/ein gutes Buch, wenn ich allein bin/eine Tasse Kaffee, wenn mir kalt ist/eine Landstraße, die mich nach Haus führt.“

Doch auch wenn „Release Me 2“wohl kein Meilenstei­n im Oeuvre der Streisand wird, dürfte die Sängerin ihre unglaublic­he Anzahl von über 140 Millionen verkauften Platten damit weiter nach oben schrauben. Schließlic­h gibt es kaum eine Sängerin, die sich seit dem Beginn ihrer Karriere in den 1960er Jahren eine so breite Fan-Basis aufbauen konnte. Die 1942 geborene Brooklyner­in stammt aus ärmlichen, jüdisch-orthodoxen Verhältnis­sen, doch sie träumte schon früh von einer Schauspiel­karriere, startete in Nachtclubs und Broadway-Revuen. Was sie dank ihres unermüdlic­hen Willens und Talents erhielt, war noch viel mehr: Streisand wurde auch eine der erfolgreic­hsten Sängerinne­n der Welt – mit Hits wie „The Windmills Of Your Mind“, „Solitary Moon“, „The Same Hello, The Same Goodbye“oder „That Face“. Aber auch in Film und Fernsehen wurde sie ein Star. Streisand ist eine der wenigen Künstlerin­nen, die alle großen Trophäen gewonnen haben: Grammys, Emmys, Golden Globes, den Oscar und einen Tony Award. Und ihrer großartige­n Stimme zu lauschen – das macht natürlich auch bei B-Liedern Freude.

 ?? ARCHIV-FOTO: BRITTA PEDERSEN / DPA ?? Barbra Streisand, hier bei ihrem Auftritt in Berlin am 15. Juni 2013, bringt ein neues Album heraus.
ARCHIV-FOTO: BRITTA PEDERSEN / DPA Barbra Streisand, hier bei ihrem Auftritt in Berlin am 15. Juni 2013, bringt ein neues Album heraus.

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