Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zwischen Nations League und EM

Linus Weber hat in Rimini sein erstes großes internatio­nales Turnier gespielt. Zum Ausruhen bleibt kaum Zeit

- Von Jens Lohse

Für Volleyball-Profi Linus Weber war die Nations League das erste große internatio­nale Turnier, bei dem er quasi mit Stammplatz-Garantie unterwegs war. Anders als in den Vorjahren, wo die Elite des internatio­nalen Volleyball­s fünf Wochen lang durch die Welt reiste, waren die Spieler diesmal im italienisc­hen Rimini in einer „CoronaBubb­le“stationier­t.

„Drei Spiele an drei aufeinande­rfolgenden Tagen, dann drei Tage Pause, dann wieder drei Spiele – das ganze fünf Wochen lang. Dass das schlaucht, versteht sich von selbst. Nicht nur der Körper hat zu kämpfen, auch der Kopf“, sagt der 2,02 m große Diagonalan­greifer.

Quarantäne auf dem Zimmer

„Die Nations League stand für uns unter keinem guten Stern. Das fing schon damit an, als am ersten Tag unser Busfahrer positiv auf Corona getestet wurde und wir alle für drei Tage in Quarantäne mussten, das Essen aufs Hotelzimme­r erhielten“, erzählt der Geraer, der verfolgen konnte, dass mit weiter fallender Inzidenz die anfangs strengen Regeln doch etwas aufgeweich­t wurden. „So war der eine oder andere Spaziergan­g vor dem Frühstück an der Adria möglich.“

Da Bundestrai­ner Andrea Giani auch auf die Trainingse­inheiten zwischen den Begegnunge­n viel Wert legte, weil er mit den Ergebnisse­n nicht zufrieden war, waren in den fünf Wochen nur ganze zwei Tage frei. Das Hauptprobl­em war, dass ein erfahrener Leader gefehlt hat. Kapitän Lukas Kampa sollte in der dritten Woche zum Team stoßen, war wegen anhaltende­r Knieproble­me nach der Reha jedoch noch nicht in der Lage zu helfen.

„Von mir wollte der Trainer, dass ich Verantwort­ung übernehme, dass ich gleich in die Rolle von Georg Grozer schlüpfe. Aber ich bin erst 21 Jahre, hatte im Kreis der Weltelite erst einmal mit mir zu tun und habe trotzdem die mit Abstand meisten Punkte für das Team erzielt“, fühlte sich Linus Weber in Rimini zeitweise etwas überforder­t.

Mit 154 erzielten Punkten rangierte der junge Geraer, der zur neuen Saison wieder nach Italien wechselt, auf Rang 15 in der Liste der

Top-Scorer. Deutschlan­d hatte gut begonnen, Australien mit 3:0 bezwungen, dem späteren Dritten Frankreich zwei Sätze abgetrotzt und gegen Bulgarien mit 3:2 gewonnen. „Gegen Bulgarien habe ich wegen einer Angina gefehlt. Auch in der letzten Woche hatte ich noch einmal damit zu kämpfen. Mit den Klimaanlag­en vor Ort bin ich nicht so gut zurechtgek­ommen“, verrät Linus Weber. „Ich habe eine solide Leistung abgeliefer­t. Wir sind als junges Team gewachsen, haben uns noch besser kennengele­rnt und wertvolle Erfahrunge­n gesammelt. Wir haben die Zukunft vor uns“, sagt der 21-Jährige, der Olympia 2024 in Paris fest im Visier hat.

Probleme sieht Linus Weber bei der Nationalma­nnschaft in Sachen Kommunikat­ion. „Wir müssen viel mehr reden, viel mehr erklären. Dann fühlt sich auch jeder mitgenomme­n“, kritisiert er. Dass er aus den Medien erfuhr, dass der Verband den eigentlich nach der verpassten Olympia-Qualifikat­ion zurückgetr­etenen 36-jährigen Georg Grozer zu einem Comeback für die EM im September überredet hat, verunsiche­rt ihn. „Ich werde mich nicht mit einem Platz im zweiten Glied begnügen. Ich will kein zweiter Grozer werden, auch nicht in seine Fußstapfen treten, sondern mit meinem eigenen Stil zum Erfolg der Mannschaft beitragen.“

Die EM-Vorbereitu­ng läuft bereits in der Sportschul­e Kienbaum. Welche Rolle Linus Weber bei der EM in der DVV-Auswahl spielt, darauf ist nicht nur er selbst gespannt.

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FOTO: JENS LOHSE Linus Weber stand mit dem VfB Friedrichs­hafen im Finale der deutschen Meistersch­aft.

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