Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Galeria-Chef sorgt sich ums Weihnachtsgeschäft
Neue Corona-Regeln treffen Handel in der wichtigen Adventszeit hart, sagt Manager Miguel Müllenbach
Die meisten Waren werden trotz globaler Lieferengpässe da sein – aber wie viele Kunden kommen noch, um sie zu kaufen? Der Einzelhandel befürchtet angesichts schärferer Corona-Auflagen das zweite enttäuschende Adventsgeschäft in Folge. Was passiert, wenn nur noch Geimpfte und Genesene in die Geschäfte dürfen, sieht Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern längst. „Wenn, wie in Sachsen, knapp die Hälfte der Menschen nicht geimpft ist, bricht die Kundenfrequenz in genau dieser Größenordnung ein“, sagt GaleriaChef Miguel Müllenbach.
Der Freistaat hat die höchsten Infektionsraten und daher zuerst 2G für den Einzelhandel erlassen. Nun sollen bundesweit Ungeimpfte nur noch für den täglichen Bedarf in Supermärkte und Drogerien, aber nicht mehr in andere Läden gehen dürfen. „Wenn wir bundesweit 2G haben, werden wir im Weihnachtsgeschäft noch unter das Niveau des Vorjahres fallen, das schon kein gutes war“, prognostiziert Müllenbach. Seine Devise zur Rettung des Handels ist dieselbe wie die zur Pandemiebekämpfung: „Impfen, impfen, impfen.“
Das Problem abschreckender Schlangen wegen Zugangskontrollen sieht Müllenbach vor allem für kleinere Läden. Galeria-Kaufhäuser hätten den Vorteil, das auf mehrere Eingänge verteilen zu können. Seine Befürchtung ist, dass zu wenige zum Weihnachtseinkauf kommen: „Die Kundenbewegungen mit dem Nahverkehr in die Innenstädte haben schon durch die 3G-Regel im ÖPNV stark nachgelassen, wir merken bereits jetzt, dass weniger Menschen in die Stadt kommen.“
Der Chef der Kaufhauskette mit 131 Filialen ist wie der Handelsverband HDE, dessen Vizepräsident Müllenbach ist, gegen die Zugangsbeschränkungen. Denn: „Wenn wir eines in den vergangenen Monaten gelernt haben, dann, dass der stationäre Einzelhandel mit seinen täglich 50 Millionen Kundenkontakten kein Pandemietreiber ist. Selbst das RKI sagt, dass wegen der kurzen Kontaktdauer die Gefahr einer Ansteckung gerade auf großen Verkaufsflächen wie unseren vergleichsweise gering ist.“
Die zusätzlichen Maßnahmen würden die ohnehin schwierige Lage der Innenstädte weiter verschärfen. „Die Kundenfrequenzen in den Innenstädten lagen auch bisher noch um 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau von 2019“, so Müllenbach. Die Absage der Weihnachtsmärkte in vielen Städten sei ein weiterer Grund, nicht in die Stadt zu gehen. Der Dezember wiege für den Einzelhandel „wie ein doppelter Monat“, betont Müllenbach. Sie bauten normalerweise wichtige Polster auf. „Wenn das zum zweiten Mal in Folge pandemiebedingt nicht geht, werden das viele Händler merken, wenn es darum geht, die Frühjahrsmode einzukaufen.“