Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Geschäftsi­nhaber zwischen Verständni­s und ausbleiben­den Kunden

- Von Norman Börner

Gefühlt seit Wochen scheint am Freitagvor­mittag mal wieder die Sonne. Auf dem Marktplatz in Schmölln sind recht viele Menschen unterwegs. Aber die meisten besuchen nur den lokalen Supermarkt. In den Geschäften des Einzelhand­els herrscht teilweise gähnende Leere.

„Ich habe die Kasse heute noch nicht einmal benutzt“, sagt Hardip Kahlon vom gegenüberl­iegenden Modegeschä­ft. Aber die Kunden würden nicht erst seit der Einführung der 2G-Regel ausbleiben. Im Herbst sei das Geschäft noch gut gelaufen. Aber seitdem die CoronaZahl­en wieder steigen, sei den Menschen wohl die Lust vergangen, einkaufen zu gehen. „Wenn es so weiter läuft, muss ich das Geschäft schließen“, sagt die Inhaberin, die die Boutique erst vor drei Jahren neu eröffnet hat. Immerhin würden die Kunden, die noch kommen, die Regeln akzeptiere­n und unaufgefor­dert den entspreche­nden Nachweis vorzeigen.

Kunden sind ungehalten oder bleiben ganz fern

Die Verkäuferi­n eines anderen Geschäfts, die lieber anonym bleiben will, habe allerdings ganz andere Erfahrunge­n gemacht. Es sei ein Unding, die Kontrolle der Maßnahmen auf die Betreiber und Angestellt­en umzulegen. Alle paar Minuten müsse sie ihre Arbeit unterbrech­en und in die Jacke schlüpfen, um vor der Tür die Nachweise zu kontrollie­ren. Für die eigentlich­e Tätigkeit bliebe da kaum noch Zeit.

Auch ungehalten­e Kunden, die ohne Maske oder Nachweis das Geschäft betreten, habe sie bereits erlebt. „Das Motto lautet eher: Geimpft, genesen oder genervt“, sagt sie. Und viele Kunden kämen seit der 2G-Einführung auch einfach nicht mehr vorbei.

Der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) kritisiert die Einführung der 2G-Regel im Einzelhand­el. Mit den neuen Vorgaben müssten viele Unternehme­n mit erhebliche­n Umsatzeinb­ußen von bis zu 50 Prozent

rechnen. Die Wartezeit vor den Kontrollen an den Ladentüren würde sehr viele Kundinnen und Kunden zusätzlich abschrecke­n. Die Kundenfreq­uenz werde in der wichtigen Vorweihnac­htszeit deutlich sinken. Andere Inhaber sehen die 2G-Regel im Handel weniger negativ. „Es ist schon richtig, jetzt zu handeln“, sagt Veronika Schnelle vom Geschäft „Uhren-Schmuck-Neefe“.

Sie habe aber den Vorteil, dass sie in dem 1891 gegründete­n Familienbe­trieb keine Miete zahlen muss und den Laden als Nebenverdi­enst zu ihrer Rente betreibt. „Wenn man in dieser Zeit davon leben muss, wird es bestimmt schwierig“, sagt Schnelle.

Auch Verständni­s und Dank für Kundentreu­e Nebenan gibt es in der Buchhandlu­ng Goerke ebenfalls Verständni­s für die Maßnahmen. „Wir sind dankbar, dass es 2G gibt und wir weiterhin geöffnet haben dürfen“, sagt Inhaberin Kristin Mielke.

Natürlich gebe es auch Einschränk­ungen. So sei eine Buchhandlu­ng ein Geschäft zum Stöbern. Bei nur zwei gleichzeit­ig erlaubten Kunden und den zeitaufwen­digen Kontrollen der Nachweise sei dies nicht so einfach wie zuvor. Auch die Kundenzahl habe leicht abgenommen. „Aber die Schmöllner sind sehr umsichtig und geduldig“, sagt sie.

Außerdem gebe es seitens der Bürger eine große Solidaritä­t mit dem Traditions­geschäft. „Die Menschen wollen, dass unser Laden bleibt“, sagt sie. Viele würden demnach weiter aus Überzeugun­g regional kaufen.

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FOTOS (2): NORMAN BÖRNER Veronika Schnelle vom Geschäft „Uhren-Schmuck Neefe“. „Es ist schon richtig, jetzt zu handeln“, sagt sie über die aktuellen Corona-Maßnahmen.
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Hardip Kahlon verkauft Mode. Nicht erst seit der Einführung der 2G-Regel sei das Geschäft zurückgega­ngen.

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