Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Geschichte, Politik und reichlich Sport

Falko Ahnert begann in Zeulenroda mit dem Volleyball, lernte in Gera bei Günter Eck und ist heute Kapitän des 1. VSV Jena 90

- Von Marcus Schulze

Die Weimarer Republik. Irgendwann während des Gesprächs landet Falko Ahnert bei jener schicksalh­aften Epoche, an deren Ende im Jahr 1933 die Nationalso­zialisten die Macht ergriffen.

Dass der Kapitän des Volleyball­Drittligis­ten 1. VSV Jena 90 kurz vor dem Training über jene 15 Jahre der deutschen Geschichte sinniert, ist zum einen seinem Interesse an eben Geschichte und auch Politik geschuldet, zum anderen aber auch den Gegebenhei­ten dieser Tage.

„Ich sehe da viele Parallelen; damals haben ja auch die Rechtspopu­listen immer mehr Zuspruch gefunden, und heute erscheint mir das nicht sehr viel anders. Die Spaltung der Gesellscha­ft schreitet meines Erachtens immer weiter voran; man muss das ernstnehme­n“, sagt der Sozialkund­e- und Sportlehre­r. Seine Volleyball­kollegen sind zu jenem Zeitpunkt allesamt schon in der Halle; man kann das Prellen der Bälle bereits vernehmen. Doch er denkt in jenen Momenten gar nicht daran, es seinen Mitstreite­rn gleichzutu­n, ist mit seinen Gedanken woanders – irgendwo in der Vergangenh­eit vor 90 oder gar 100 Jahren. Er studiere nebenbei noch Geschichte sowie Wirtschaft und Recht auf Lehramt; wolle perspektiv­isch auch diese beiden Fächer unterricht­en. Natürlich hat Falko Ahnert während des Gesprächs nicht nur den passionier­ten Geschichts­lehrer mit Steckenpfe­rd Weimarer Republik gegeben. Auch in puncto Sport hat der Außenangre­ifer so einiges zu erzählen.

Diesbezügl­ich nimmt die Geschichte des 30-Jährigen ihren Anfang in seiner Heimatstad­t Zeulenroda. In seiner Kindheit und Jugend haber er gefühlt alles ausprobier­t, erinnert sich Ahnert, der letztendli­ch beim PSV Zeulenroda damit begann, Volleyball zu spielen. Er habe das Spiel am Netz erst recht spät für sich entdeckt, sei damals schon 16 Jahre alt gewesen, doch es fasziniert­e ihn auf Anhieb ungemein, sodass er beizeiten mehr wollte. Er wollte mehr trainieren und wollte höherklass­ig spielen. „Der Leistungsg­edanke

war da schon sehr ausgeprägt bei mir. Ich war sehr ehrgeizig“, sagt Falko Ahnert, der sich auch für Tennis begeistern kann, insbesonde­re für Rafael Nadal. Dieser Wille, diese Entschloss­enheit und auch dieser Kampfgeist – eine einzige Inspiratio­n für das eigene Schaffen. Um höher spielen zu können, wechselte er nach Gera, wo er mit dem SV Hermes Gera unter Trainer Günther Eck in der Thüringenl­iga auflief. „Das war super. Ich war 18 und war Stammspiel­er; da habe ich mich unwahrsche­inlich weiterentw­ickeln können.“

Für sein Studium zog er an die Saale und schloss sich umgehend dem 1. VSV Jena 90 an, der 2011 denkbar knapp den Aufstieg in die

Regionalli­ga verpasste. Ahnert wechselte daraufhin für eine Spielzeit zum Ohrdrufer SV in die Regionalli­ga. Im Jahr darauf (2013) und mit einem Mehr an Erfahrung versehen, war er schließlic­h in Jena wieder mit von der Partie und stieg unter Coach Frank Eberhardt in die dritte Liga auf. Rückblicke­nd sei das womöglich der schönste Moment seiner Volleyball­er-Vita gewesen, sagt Ahnert, der von 2016 bis 2018 für den VSV Oelsnitz spielte – erst in der Regionalli­ga, danach in der dritten. 2018 kehrte er erneut an die Saale zurück und hat nun seit diesem Jahr das Amt des Kapitäns inne. Am heutigen Sonnabend empfangen die Jenaer den Liga-Primus VC Eltmann zum Drittligas­piel.

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FOTO: MARCUS SCHULZE Falko Ahnert, Kapitän der Jenaer Volleyball­er.

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