Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Geschichte, Politik und reichlich Sport
Falko Ahnert begann in Zeulenroda mit dem Volleyball, lernte in Gera bei Günter Eck und ist heute Kapitän des 1. VSV Jena 90
Die Weimarer Republik. Irgendwann während des Gesprächs landet Falko Ahnert bei jener schicksalhaften Epoche, an deren Ende im Jahr 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen.
Dass der Kapitän des VolleyballDrittligisten 1. VSV Jena 90 kurz vor dem Training über jene 15 Jahre der deutschen Geschichte sinniert, ist zum einen seinem Interesse an eben Geschichte und auch Politik geschuldet, zum anderen aber auch den Gegebenheiten dieser Tage.
„Ich sehe da viele Parallelen; damals haben ja auch die Rechtspopulisten immer mehr Zuspruch gefunden, und heute erscheint mir das nicht sehr viel anders. Die Spaltung der Gesellschaft schreitet meines Erachtens immer weiter voran; man muss das ernstnehmen“, sagt der Sozialkunde- und Sportlehrer. Seine Volleyballkollegen sind zu jenem Zeitpunkt allesamt schon in der Halle; man kann das Prellen der Bälle bereits vernehmen. Doch er denkt in jenen Momenten gar nicht daran, es seinen Mitstreitern gleichzutun, ist mit seinen Gedanken woanders – irgendwo in der Vergangenheit vor 90 oder gar 100 Jahren. Er studiere nebenbei noch Geschichte sowie Wirtschaft und Recht auf Lehramt; wolle perspektivisch auch diese beiden Fächer unterrichten. Natürlich hat Falko Ahnert während des Gesprächs nicht nur den passionierten Geschichtslehrer mit Steckenpferd Weimarer Republik gegeben. Auch in puncto Sport hat der Außenangreifer so einiges zu erzählen.
Diesbezüglich nimmt die Geschichte des 30-Jährigen ihren Anfang in seiner Heimatstadt Zeulenroda. In seiner Kindheit und Jugend haber er gefühlt alles ausprobiert, erinnert sich Ahnert, der letztendlich beim PSV Zeulenroda damit begann, Volleyball zu spielen. Er habe das Spiel am Netz erst recht spät für sich entdeckt, sei damals schon 16 Jahre alt gewesen, doch es faszinierte ihn auf Anhieb ungemein, sodass er beizeiten mehr wollte. Er wollte mehr trainieren und wollte höherklassig spielen. „Der Leistungsgedanke
war da schon sehr ausgeprägt bei mir. Ich war sehr ehrgeizig“, sagt Falko Ahnert, der sich auch für Tennis begeistern kann, insbesondere für Rafael Nadal. Dieser Wille, diese Entschlossenheit und auch dieser Kampfgeist – eine einzige Inspiration für das eigene Schaffen. Um höher spielen zu können, wechselte er nach Gera, wo er mit dem SV Hermes Gera unter Trainer Günther Eck in der Thüringenliga auflief. „Das war super. Ich war 18 und war Stammspieler; da habe ich mich unwahrscheinlich weiterentwickeln können.“
Für sein Studium zog er an die Saale und schloss sich umgehend dem 1. VSV Jena 90 an, der 2011 denkbar knapp den Aufstieg in die
Regionalliga verpasste. Ahnert wechselte daraufhin für eine Spielzeit zum Ohrdrufer SV in die Regionalliga. Im Jahr darauf (2013) und mit einem Mehr an Erfahrung versehen, war er schließlich in Jena wieder mit von der Partie und stieg unter Coach Frank Eberhardt in die dritte Liga auf. Rückblickend sei das womöglich der schönste Moment seiner Volleyballer-Vita gewesen, sagt Ahnert, der von 2016 bis 2018 für den VSV Oelsnitz spielte – erst in der Regionalliga, danach in der dritten. 2018 kehrte er erneut an die Saale zurück und hat nun seit diesem Jahr das Amt des Kapitäns inne. Am heutigen Sonnabend empfangen die Jenaer den Liga-Primus VC Eltmann zum Drittligaspiel.