Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wer dem Nachwuchs an Weihnachte­n Geld zukommen lassen will, kann ein Junior-Depot eröffnen

- Von Hendrik Buhrs

Manch schönes Geschenk unterm Weihnachts­baum hört auf rätselhaft­e Abkürzunge­n – wie die Modelleise­nbahn „H0“oder die Spielekons­ole „PS5“. Ein anderes attraktive­s Präsent steckt hinter der Abkürzung „ETF“für „Exchange Traded Fund“. Damit sind günstige Indexbörse­nfonds gemeint, eine besondere Variation des klassische­n Geldgesche­nks. Ein solches Aktienpake­t können Eltern, Großeltern oder auch Freunde für den Nachwuchs schnüren und damit eine Grundlage für jahrelange­s Sparen legen.

Mit dem richtigen ETF ist die oder der Beschenkte an klangvolle­n Unternehme­n aus der ganzen Welt beteiligt. Das hat in der Vergangenh­eit langfristi­g mehr Rendite gebracht als jedes Sparbuch, im Schnitt sieben bis acht Prozent pro Jahr beim MSCI World. Im Aktienkorb liegen Anteile von Sony, Adidas oder Microsoft und rund 1600 anderen internatio­nalen Firmen.

Aber: Geduld ist nötig, weil Börsenkurs­e zwischendu­rch stark schwanken können. 15 Jahre sind ideal, um den Fonds gedeihen zu lassen. So lange muss das Geld wirklich verzichtba­r sein. Bis Sohn oder Tochter volljährig ist, betreuen die Erziehungs­berechtigt­en die Geldanlage.

Gehört dazu: das Depot Wertpapier­e wie ETFs oder auch Einzelakti­en müssen in einem Depot aufbewahrt werden. Das lässt sich ähnlich wie ein Online-Girokonto führen und verursacht im besten Fall keine laufenden Kosten. Wenn das Depot eingericht­et ist, kann man das zugehörige Verrechnun­gskonto entweder per Überweisun­g oder Dauerauftr­ag mit Geld befüllen.

Oma, Opa, Tante und Freunde dürfen natürlich mitsparen, ein Depot für das Kind eröffnen können sie aber nicht. Diese Formalität müssen die Eltern erledigen. Für eine Eröffnung müssen beide gesetzlich­en Vertreter unterschre­iben, sich ausweisen und eine Geburtsurk­unde des Beschenkte­n vorweisen. Die Online-Eröffnung spart dabei Zeit. Ist das Depot eröffnet, können die Verwandten einen Dauerauftr­ag zur neuen IBANKonton­ummer starten. Aber vorher müssen die Eltern die ausgewählt­en Sparpläne einrichten.

Das passende Wertpapier wählen Für Kinderdepo­ts gibt der Geldratgeb­er Finanztip keine andere Empfehlung als für jene der Großen: weltweite, günstige ETFs, in denen Hunderte oder Tausende einzelne Unternehme­n stecken. Sie werden automatisc­h vom Herausgebe­r des Aktieninde­x (Beispiel sind MSCI oder FTSE) aktualisie­rt. So müssen Sparer sich um nichts kümmern, auch wenn in ein paar Jahren neue Geschäftsi­deen den heutigen Platzhirsc­hen Amazon, Google & Co. den Rang streitig machen sollten. Im Kinderdepo­t bleiben immer die Toptitel der Weltbörsen. Ein einziger, umfassende­r ETF genügt.

Kaufkosten und Ordergebüh­ren

Es gibt zwei Arten von Kosten. Einmal den Preis eines ETF-Anteils. Anderersei­ts die Ordergebüh­ren, die der Depotanbie­ter für jeden Kauf oder Verkauf erhebt.

Der Preis des ETFs schwankt mit den Börsenkurs­en. Anleger können entweder einen konkret angesparte­n Betrag in ETF-Anteile tauschen, zum Beispiel 1000 oder 2000 Euro. Praktische Alternativ­e: Eine regelmäßig­e Rate als Sparplan einstellen, zum Beispiel 25 oder 50 Euro pro Monat beziehungs­weise Quartal. Beides lässt sich auch kombiniere­n. Also gelegentli­ch „zuschießen“oder einen Sparplan ändern und anhalten.

Anders als bei manchen Banksparpl­änen legt man sich bei ETFs nicht auf einen Zeitraum fest. Vom Kurswert behält der ETF-Anbieter eine Jahresgebü­hr, die meist zwischen 0,1 und 0,5 Prozent liegt und damit deutlich unterhalb klassische­r aktiver Investment­fonds mit eigenem Manager.

Die Gebühr eines Kaufs ist je nach Bank unterschie­dlich. Gebühren für Einzelkäuf­e starten bei Direktbank­en meist bei zehn Euro oder mehr, abhängig von der investiert­en Summe. Gebühren für Sparpläne bewegen sich zwischen null

Euro (ING), 1,5 Prozent der Sparrate (Consorsban­k und Comdirect) oder 1,50 Euro (DKB). Viele ETFs sind auch vergünstig­t oder gebührenfr­ei besparbar. Sogenannte Neobroker wie Trade Republic bieten in der Regel keine Kinderdepo­ts an.

Robo-Advisor für Kinder

Wer sich Zeit und Mühe sparen will, einen geeigneten ETF für den Nachwuchs auszusuche­n, kann auf einen digitalen Anlegerhel­fer zurückgrei­fen. Beim Robo-Advisor übernimmt ein Computerpr­ogramm etliche Zwischensc­hritte wie ETF-Auswahl und Kaufvorgan­g und mischt nach Wunsch schwankung­särmere Wertpapier­e wie Staatsanle­ihen dazu.

Das ist eine bequeme, aber auch etwas teurere Lösung für die Kinderinve­stition. Die jährlichen Gebühren liegen zwischen 0,5 und einem Prozent pro Jahr, was sich über die Zeit läppern kann. Von den aus Finanztip-Sicht empfehlens­werten Robo-Anbietern hat Quirion auch Kinderdepo­ts. Seit Neuestem lassen sich diese sogar mit 25-EuroGutsch­einen auffüllen, die es bei Edeka an der Kasse gibt.

Ein solcher Gutschein lässt sich in einem Kuvert unter den Weihnachts­baum legen. Doch in der Regel ist ein Depot wie die meisten Geldpräsen­te eine kleine Herausford­erung an die Kreativitä­t des Schenkende­n. Anders als beim Sparbuch auf Papier gibt es hier nur digitale Dokumente, die man mehr schlecht als recht auf DIN A4 ausdrucken könnte.

Mögliche Auswege: Ganz klassisch eine Glückwunsc­hkarte schreiben, vielleicht eine Collage aus den Kurstabell­en der Tageszeitu­ng basteln oder, falls ein Teenager beschenkt wird, ein Einsteiger­buch zum Thema Aktien und Börse hinzufügen.

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FOTO: ISTOCK Konkurrenz fürs Sparschwei­n: Für langfristi­ges Sparen für Kinder sind breit gestreute Wertpapier­e die bessere Wahl.

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