Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Warm pulsierender Streicherton
Philharmonisches Konzert in Gera
Ein schneidendes exotisches Klangkolorit, dicht verwoben mit oft bizarr anmutenden Jazzelementen und ein permanent zwischen trockener Kürze und impulsiven Entladungen schwankender Kompositionsstil – damit bekam es das Publikum beim fünften Abonnementkonzert des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera zu tun.
Dergleichen Herausforderungen barg das Konzert des in den USA lebenden Chinesen Tan Dun für Zheng – eine chinesische Form der Zither- und Streichorchester. Das Werk bekam einen Riesenbeifall – nicht zuletzt wegen der quirligen, bis in die Haarspitzen motivierten, gleichfalls aus Fernost kommenden Solistin Xu Fengxia und ihrem zu kraftvollen, dabei glasklar bleibenden Harfentönen fähigen Instrument.
Dazu kamen die ihren schwierigen Begleitpart perfekt beherrschenden und mit großer Hingabe musizierenden Philharmoniker sowie Chefdirigent Ruben Gazarian, der einmal mehr ein Muster an expressiver Musikalität und solidem Handwerk war.
Eng verwandte Vorzüge prägten auch das Finale des Abends, als Rodion Schtschedrins „Carmen-Suite“auf den Pulten lag, bei der zu den Streichern noch fünf Schlagwerker traten.
Sicher, Schtschedrin kann in seinem Erfolgsstück auf Georges Bizets kapitale Einfälle bauen, schafft andererseits aber eine eigene, elektrisierenden Esprit und glühende Dramatik hinreißend verbindende Welt.
Gazarian war darin hundertprozentig zu Hause und führte „seine“Musikerinnen und Musiker zu sprachlos machenden Leistungen. Der hier zu erlebende bald seidige, bald warm pulsierende Streicherton klang schon zu Beginn des Programms in Gera an, in Philipp Glass’ von einer Erzählung Samuel Becketts inspirierter, sensibel angelegter, ein waches Ohr verlangender Schauspielmusik mit dem Titel „Company“.