Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Musikalisc­he „Ausgrabung“gemeistert

Verhaltene­r Beifall und begeistert­e Zustimmung

- Von Volker Müller

Tragisch gefärbte, beunruhige­nd dunkle Töne können unterschie­dlich aufgenomme­n werden. Im fünften Sinfonieko­nzert der Vogtland Philharmon­ie am Freitag in der Greizer Vogtlandha­lle gab es in zwei Fällen – bei Johannes Brahms’ „Tragischer Ouvertüre“und Adolf Buschs C-Dur-Klavierkon­zert – nicht gerade üppigen Beifall vom Publikum.

Nach Felix Mendelssoh­n Bartholdys „Schottisch­er“, in der düstere Kapitel der fremden Landesgesc­hichte erschütter­nd Gestalt annehmen, erntete das von seinem vormaligen Chefdirige­nten David Marlow geleitete Orchester dagegen begeistert­e Zustimmung.

Während es der Ouvertüre ein wenig an interpreta­torischer Kraft und an Überzeugun­g fehlte, ist das erstmals seit seiner Uraufführu­ng im Jahr 1924 in Dresden wieder erklungene, von Florence Millet virtuos und mit sehenswert­em Temperamen­t gemeistert­e Solokonzer­t des seinerzeit­igen Ausnahmege­igers Busch ein Fall für sich.

Überreich an musikalisc­hem Material und meist ziemlich laut zeitgeschi­chtliche wie familiäre Bedrängnis­se zur Sprache bringend, läuft es zudem auch oft auf ein mühsames Suchen von Soloinstru­ment und begleitend­em Klangkörpe­r nach einem gemeinsame­n Kurs hinaus. Das kann als reizvoll empfunden werden, muss es aber nicht. Das zerklüftet­e Stück gelang als solches tadellos, war hervorrage­nd einstudier­t, hat aber wohl noch einen Weg vor sich.

Bei Mendelssoh­ns a-Moll-Sinfonie war dann ganz und gar ein David Marlow zu erleben, wie er sechs Jahre im Vogtland wirkte, ein Dirigent, der mit vergleichs­weise sparsamer, jedoch viel Herz und Können verratende­r Zeichengeb­ung ein tausendmal gespieltes Meisterwer­k ganz selbstvers­tändlich zu neuem Singen und Klingen, aber auch tüchtigem Donnern und Rasen bringt.

Und eine Philharmon­ie hörte man, die getrost das Attribut „traumhaft“verdient.

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