Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Thriller um die Thrillerkönigin
Das Zwei-Personen-Stück „Die Katze im Käfig“erlebt in Rudolstadt Premiere. Es rückt die gealterte Patricia Highsmith ins Zentrum
Genüsslich erläutert Patricia Highsmith (Ute Schmidt) ihrem Gast Edward Ridgeway (Jochen Ganser) die Vorzüge von Arsen. Es sei das Gift der Mörder, weil es gänzlich geruchlos, farblos und ohne Geschmack sei. Dabei setzt sie ein unheimliches, beinah hämisches Grinsen auf. Edward ist sich unsicher, ob er das Frühstück von Highsmith anrühren soll. Doch dann greift er beherzt zu.
Die berühmte Kriminalschriftstellerin Patricia Highsmith (19211995) und Verlagsagent Edward Ridgeway sind die Protagonisten des Zwei-Personen-Thrillers „Die Katze im Käfig“. Das Stück aus dem
Jahr 2014 hatte am Freitag seine Premiere im Schminkkasten in Rudolstadt. Es ist die erste Neuproduktion, die dort seit zwei Jahren auf die Bühne kommt.
Erfolgsschriftstellerin leidet unter Schreibblockade
Die australische Dramatikern Joanna Murray-Smith entführt in die Schweiz, wo die gealterte Literatin seit 1981 lebt. Eines Morgens steht plötzlich der amerikanische Verlagsmitarbeiter Ridgeway in der Tür. Er will Highsmith überzeugen, einen weiteren Tom-Ripley-Thriller zu schreiben. Seit ihrem Erfolg „Der talentierte Mr. Ripley“(1955) erfreut sich die Buchreihe über den trickreichen wie kultivierten Killer großer Beliebtheit. Aber die Autorin lehnt barsch ab. Offenbar leidet sie unter einer Schreibblockade.
Ridgeway lässt sich jedoch nicht abschrecken. Wenn es ihm gelingt, Highsmith zu einer neuerlichen Unterschrift zu bewegen, ist seine Zukunft beim Verlag gesichert. Und letztendlich hofft auch die Autorin mit Hilfe des Agenten, neue Inspiration zu finden. Doch wie es das Genre Thriller schon andeutet, kommt am Ende alles anders; Realität und Fiktion scheinen sich dabei zu verweben.
Regisseur Peter Bernhardt inszeniert den undurchsichtigen Schlagabtausch routiniert als psychologisches Kammerspiel. Darin ist auch einiges über das Leben der Thrillerkönigin zu erfahren: vom Versuch ihrer Mutter, sie einst mit Abflussreiniger abzutreiben, über Highsmiths Vorliebe für Waffen, Schnecken, Katzen, Alkohol und das Böse bis zu ihrem tradierten Rassismus. Ute Schmidt spielt diese verbitterte Künstlerin souverän und mit der gebührenden Portion Kaltschnäuzigkeit. Jochen Ganser indes macht als Ridgeway eine überraschende Wandlung durch, vom charmanten Bittsteller zum unheimlichen Täuscher. Vor allem das Finale hat es in sich...
Weitere Vorstellungen: So, 6. Februar, 18 Uhr; Sa, 26. Februar, 20 Uhr; Sa, 5. März, 20 Uhr; Di, 8. März, 18 Uhr, Schminkkasten Rudolstadt