Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Neues Eels-Album: Der Hexer ist zurück
Auf ihrer Lockdown-Platte klingt die Band frisch und wie befreit
Es ist zweifelsohne kein Hexenwerk, auch wenn der Albumtitel „Extreme Witchcraft“(Extreme Hexerei) etwas anders suggeriert. Und obwohl Mark Oliver Everett aka E mit seinem Bandprojekt Eels wieder alle knarzenden und rauschenden Register zieht, um diesen sonderwie wunderbar eigensinnigen Sound zu generieren.
Das Kauzige gehört seit jeher zum Markenkern von Eels und auf „Extreme Witchcraft“gelingt es Everett wieder und auf scheinbar besonders lockere Art und Weise, das Verschrobene, das Schratige liebenswert zu machen und irgendwie, man wagt es kaum auszusprechen, auch massentauglicher.
Das Album hat alle Zutaten für ein typisches und gutes EelsAlbum: die Fuzz-Gitarren auf Anschlag, den tanzend-stolpernden Schlagzeugbeat, die durch den Verzerrer gejagte Stimme, der Einsatz von unkonventionellem Instrumentarium wie Sitar oder Triangel, sogar Hundegebell hört man im Hintergrund. Und es gibt die unerwarteten Brüche in den Songs – es könnte ja einer auf die Idee kommen, hier macht jemand herkömmliche Rockmusik.
Die Liebe zu den verspielten Details in den Arrangements ist erneut das Reizvolle an einer Eels-Platte – neben den heiterbis bitter-ironischen Texten. Daran liegt es wohl auch, dass ein Teil der Lieder ohne, nennen wir es mal, besonders hohe Melodiedichte vor allem im Bereich des Refrains auskommt. Stört nicht weiter, fast alle der Stücke drängen tempomäßig nach vorne und Chef-Melancholiker Everett klingt selbst in den betrübtesten Momenten nicht ohne Hoffnung („So anyway“oder „Stumbling Bee“) .
Denn immerhin ist „Extreme Witchcraft“eine LockdownPlatte, die der Musiker mit Wohnort Los Angeles quasi übers Internet aufgenommen hat mit dem Produzenten John Parish, der sein Studio im britischen Bristol hat. Die beiden haben erstmals seit dem Album „Souljacker“von 2001 wieder zusammengearbeitet.
Vielleicht ist die Wiederbelebung dieses kreativen Bundes der Grund, warum das Album wie ein Freispielen, wie eine gelungene Fingerübung klingt. Auch wenn es das genialisch-verspielte Level von „Wonderful Glorious“aus dem Jahr 2013 dann doch nicht erreicht.