Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Neues Eels-Album: Der Hexer ist zurück

Auf ihrer Lockdown-Platte klingt die Band frisch und wie befreit

- Von Christian Werner

Es ist zweifelsoh­ne kein Hexenwerk, auch wenn der Albumtitel „Extreme Witchcraft“(Extreme Hexerei) etwas anders suggeriert. Und obwohl Mark Oliver Everett aka E mit seinem Bandprojek­t Eels wieder alle knarzenden und rauschende­n Register zieht, um diesen sonderwie wunderbar eigensinni­gen Sound zu generieren.

Das Kauzige gehört seit jeher zum Markenkern von Eels und auf „Extreme Witchcraft“gelingt es Everett wieder und auf scheinbar besonders lockere Art und Weise, das Verschrobe­ne, das Schratige liebenswer­t zu machen und irgendwie, man wagt es kaum auszusprec­hen, auch massentaug­licher.

Das Album hat alle Zutaten für ein typisches und gutes EelsAlbum: die Fuzz-Gitarren auf Anschlag, den tanzend-stolpernde­n Schlagzeug­beat, die durch den Verzerrer gejagte Stimme, der Einsatz von unkonventi­onellem Instrument­arium wie Sitar oder Triangel, sogar Hundegebel­l hört man im Hintergrun­d. Und es gibt die unerwartet­en Brüche in den Songs – es könnte ja einer auf die Idee kommen, hier macht jemand herkömmlic­he Rockmusik.

Die Liebe zu den verspielte­n Details in den Arrangemen­ts ist erneut das Reizvolle an einer Eels-Platte – neben den heiterbis bitter-ironischen Texten. Daran liegt es wohl auch, dass ein Teil der Lieder ohne, nennen wir es mal, besonders hohe Melodiedic­hte vor allem im Bereich des Refrains auskommt. Stört nicht weiter, fast alle der Stücke drängen tempomäßig nach vorne und Chef-Melancholi­ker Everett klingt selbst in den betrübtest­en Momenten nicht ohne Hoffnung („So anyway“oder „Stumbling Bee“) .

Denn immerhin ist „Extreme Witchcraft“eine LockdownPl­atte, die der Musiker mit Wohnort Los Angeles quasi übers Internet aufgenomme­n hat mit dem Produzente­n John Parish, der sein Studio im britischen Bristol hat. Die beiden haben erstmals seit dem Album „Souljacker“von 2001 wieder zusammenge­arbeitet.

Vielleicht ist die Wiederbele­bung dieses kreativen Bundes der Grund, warum das Album wie ein Freispiele­n, wie eine gelungene Fingerübun­g klingt. Auch wenn es das genialisch-verspielte Level von „Wonderful Glorious“aus dem Jahr 2013 dann doch nicht erreicht.

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