Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Leipzig zieht vor Gericht

Der Bundesligi­st will sich gegen die Zuschauer-Obergrenze wehren

- Von Emanuel Reinke

Die Geduld ist aufgebrauc­ht, die Zeit des freundlich­en Dialogs vorbei, die Fußball-Bundesliga geht auf Konfrontat­ionskurs zur Politik: Der nahezu vollständi­ge Zuschauera­usschluss in den deutschen Stadien wird zum Fall für die Justiz. Als erster Bundesliga-Club geht RB Leipzig gerichtlic­h gegen die Obergrenze vor – und könnte den Startschus­s für eine Klagewelle gegeben haben.

Die Sachsen, die derzeit nur 1000 Fans in der Arena begrüßen dürfen, haben beim sächsische­n Oberverwal­tungsgeric­ht in Bautzen einen Antrag auf Erlass einer einstweili­gen Anordnung im Eilverfahr­en gestellt. Man hoffe, dass auf diesem Wege „kurzfristi­g eine für alle Seiten sachlich faire, gerechtfer­tigte und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ng und zugleich eine Lösung“hinsichtli­ch der extremen Zuschauerb­eschränkun­g bei den Heimspiele­n erwirkt werden könne.

Der Schritt wirkt angesichts der angespannt­en Coronalage deplatzier­t. Am Samstag, als RB die Stellung des Antrags kommunizie­rte, lag die deutschlan­dweite Inzidenz bei 1127,7. Sie stieg am Sonntag auf den Rekordwert von 1156,8. Das nächste Heimspiel hat RB am 11. Februar gegen den 1. FC Köln.

Die Clubs setzen den hohen Fallzahlen umfangreic­he Hygienekon­zepte, zu denen etwa die Maskenpfli­cht oder die 2G-Plus-Regel zählen, entgegen. Trotzdem hatte sich die Politik zuletzt dagegen entschiede­n, bundesweit einheitlic­he Lockerunge­n bei den Zuschauero­bergrenzen zu beschließe­n.

Die Bundesliga ist im europäisch­en Vergleich von tiefgreife­nderen Maßnahmen betroffen. In der englischen Premier League kann unter Vollauslas­tung gespielt werden, in Spanien dürfen die Stadien zu 75 Prozent ausgelaste­t sein, in Italien immerhin bis zu 50 Prozent.

Die hohen Kosten der Pandemie dürften derweil RB zum Gang vor das Gericht bewegt haben. Man wisse, dass die Pandemie viele im Land schwer getroffen habe, sagte Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff der Bild. Aber: „Wir haben trotz eines Minus von über 60 Millionen Euro in den vergangene­n zwei Jahren viel Verständni­s für Entscheidu­ngen der Politik gehabt. Aber jetzt ist der Punkt, wo jeder Bundesbürg­er, jeder Unternehme­r und auch jeder Bundesliga­club pragmatisc­he, logische und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ngen erwarten kann.“

Andere Clubs könnten dem Leipziger Beispiel folgen. Insbesonde­re in Nordrhein-Westfalen ist der Ärger gegen das Quasi-Zuschauerv­erbot groß. Nach den Sonderrege­ln in Bayern (bis zu 10.000 Fans) und Baden-Württember­g (bis zu 6000 Zuschauer) droht bei juristisch­en Verfahren allerdings ein noch größerer Flickentep­pich.

Eine generelle Prognose der Erfolgsaus­sichten ist dabei schwierig. Ausschlagg­ebend ist die jeweilige Corona-Schutzvero­rdnung der Länder. RB Leipzig wird seine Chancen ausgelotet haben.

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FOTO: GETTY IMAGES Weil in Sachsen nur 1000 Zuschauer zugelassen sind, will RB Leipzig vor Gericht ziehen.

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