Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Wenn die Freaks auf dem Eis durch die Halle jagen
Greizer Icefreaks vollführen rasante Tricks, die sie sich im Netz abgeschaut haben
Am Samstag ist die Greizer Eishalle sehr gut besucht. Die Eisfläche ist voll. Zwischen den mehr oder weniger gemächlich Dahingleitenden und den sich an der Bande entlang hangelnden Anfängern fallen schwarz gekleidete junge Menschen auf, die rasant übers Eis jagen, Sprünge und akrobatische Stunts vollführen und die Blicke auf sich ziehen. Greizer Eisfreaks steht auf ihren Pullovern.
„Wir kommen regelmäßig ein bis dreimal die Woche her zum Trainieren“, sagt der Sprecher der Greizer Icefreaks, Marcus Roth. „Meistens am Wochenende. Dann sind wir manchmal sechs Stunden in der Halle.“2018 haben sich die jungen Menschen zusammengefunden. „Wir haben uns auf dem Eis gefunden“, erzählt Marcus Roth. Der 27Jährige Greizer lebt schon eine Weile in Dresden und kommt trotzdem, so oft es geht, nach Greiz, um mit seinen Icefreaks zu trainieren. Es sei eine Mischung aus Eislaufen und Breakdance, einer Tanzform mit akrobatischen Übungen, die eigentlich auf der Straße praktiziert werde. Die Breakdance-Kultur kommt aus den USA. Das Freestyling auf dem Eis auch.
Er sei durch die Videoplattform Youtube auf diese Form des Eislaufens gestoßen. „Ich fand das cool und habe angefangen, das auszuprobieren. Erst mal nur für mich.“Den anderen Eislaufliebhabern sei es ähnlich ergangen. Sie trafen sie sich auf dem Eis, erkannten die gemeinsame Leidenschaft und beschlossen, zusammen zu trainieren. Mit den Jahren seien auch die Mitarbeiter der Eishalle toleranter geworden, was das Zulassen von Tricks anbetreffe. „Weil sie wissen, das nichts passiert. Sie lassen uns machen“, sagt Marcus Roth. Ernsthafte Verletzungen habe es bisher nicht gegeben. „Blaue Flecken zählen wir nicht und das kontrollierte Hinfallen wird trainiert.“
Mit von der Partie ist auch die 52jährige Claudia Zeitler. Ihr Alter sieht man ihr nicht an. „Ist ein gutes Training für den ganzen Körper, vor allem für Schenkel und Po“, sagt die 52-Jährige. Sie sei über ihren Sohn zu den Icefreaks gekommen und trainiere ein- bis zweimal in der Woche Sprünge und Tricks. „Wichtige Voraussetzungen sind ein gutes Körpergefühl, Geschick und nicht allzu viel Angst zu haben.“Sie selbst fühle sich unter den jungen Menschen „pudelwohl“und sie werde als eine der Ihren von der Gruppe voll akzeptiert, auch wenn sie die Älteste sei.
Für Wenigkeit und Schnelligkeit benützen die Icefreaks spezielle Schlittschuhe mit wechselbaren Kufen, den sogenannten T-Blades. „Sie haben einen engen 9-Millimeter U-Schliff. Die Metallkante ist nur ganz schmal, der Rest der Kufe ist aus Plastik und sie kann sich dadurch an enge Kurven anpassen“, erklärt Claudia Zeitler. Deshalb könne man die Kufen auch nicht wirklich nachschleifen, sondern müsse sie öfter wechseln. „Ein teurer Spaß.“Drei bis fünf Klingen pro Saison benötigen die Icefreaks. Manche mehr, manche weniger.
Sophie Brütting aus Netzschkau stand schon mit drei Jahren auf dem Eis. Sie ist diejenige in der Gruppe, die auch mal einen Spagat auf dem Eis hinlegt, während ein anderer aus der Truppe über sie hinweg springt. Für derartige Tricks nutzen sie gern die kurze Zeit, wenn alle die Eisfläche verlassen, wenn das Eis neu abgezogen wird. „Dann dürfen wir für ein oder zwei Minuten noch ein paar Tricks vollführen“, sagt Sophie Brütting. Sogenannte Donuts auf dem Eis machen die Icefreaks auch bei voll besetzter Halle. Dabei setzt eine Hand auf dem Eis auf, während der Körper sich auf Schlittschuhen um diese Achse dreht. „Unser Ziel ist einzig der Spaß an der Sache und neue Tricks zu versuchen“, sagt Marcus Roth. Wettkämpfe gebe es hier nicht. Und in einem sind sich die zwölf Icefreaks einig: Sie wollen dabei bleiben, solange es geht.