Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Wisentatalbahn stellt Betrieb in Schleiz ein
Letzte Fahrten im Saale-Orla-Kreis vor Stilllegung. Kostenexplosion und enttäuschte Helfer
Schleiz/Schönberg. Die Fahrten mit der Wisentatalbahn sind bald Geschichte im Saale-Orla-Kreis. Nach langem Kampf und viel ehrenamtlichem Engagement heißt es nun Abschied nehmen von den Schienenbussen. „Wir sind enttäuscht und traurig. Am 20. Februar erhielten wir die Mitteilung, dass die Strecke der Wisentatalbahn ab dem 11. März vorläufig stillgelegt wird. Deshalb kann natürlich auch die für Ostern geplante Fahrt nicht stattfinden. Wir möchten uns aber mit zwei Fahrtagen von der Strecke verabschieden“, teilt der Förderverein Wisentatalbahn mit.
Nutzungsgebühren verdoppelt
Bis 2006 gab es für Schleiz noch öffentlichen Personenverkehr auf der Schiene. Mit einer Grundsatzentscheidung wurde dieser vom Land Thüringen abbestellt. Für Schleiz hieß das die Reduzierung auf Busse. Ein Jahr später gründete sich der Förderverein, der sich für den Erhalt des touristischen Eisenbahnbetriebs einsetzte. Bis vor vier Jahren war es möglich, mehrere Fahrten im Jahr zu organisieren.
Das große Interesse an den Fahrtagen sei auch immer wieder eine Bestätigung für den Einsatz gewesen. In den beiden Jahren vor Corona seien rund 4500 Fahrgäste zu verzeichnen gewesen. Doch plötzlich explodierten die Kosten, sagt Vereinschef Michael Rauchfuß. Der Preis für die Nutzung pro Kilometer habe sich verdoppelt.
Die Regionalbahn Berlin war offizieller Pächter der Strecke. Der Förderverein sei sozusagen Geschäftspartner gewesen und habe die Zugfahrten durchgeführt und bezahlt. Seit 2021 seien die Gebühren immer weiter angestiegen. Deshalb habe man im Jahr 2022 die Fahrten bereits reduziert.
Immerhin 25 Fahrtage seien es aber trotzdem noch gewesen. Inzwischen
sei man bei den Nutzungsgebühren bei mehr als dem Doppelten angelangt. Das führte laut Rauchfuß dazu, dass man von 15 geplanten Tagen im vergangenen Jahr lediglich einen an Himmelfahrt durchführte. 438 Fahrgäste nutzten jedoch diese Möglichkeit. Die Regionalbahn bat das Land Thüringen um Unterstützung. Doch seitens des Freistaates habe es kein Interesse am Erhalt der Strecke gegeben, bestätigt Michael Rauchfuß. Auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) habe diesbezüglich nichts ausrichten können. Zwar habe er privat Unterstützung bekundet, doch auf etwaige Entscheidungen habe er keinen Einfluss. Das habe er so auch dem Schleizer Bürgermeister Marko Bias (CDU) mitgeteilt.
Förderverein stellt sich neu auf
Die Regionalbahn hat nun also die Reißleine gezogen, den Pachtvertrag gekündigt und die Stilllegung der Strecke beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt. Der Förderverein kann nichts machen. „Wir haben kein offenes Ohr gefunden und es scheint seitens des Landes auch einfach nicht gewünscht gewesen zu sein. Da von den insgesamt 15 Kilometern sechs in Sachsen und neun in Thüringen liegen, ist die Zuständigkeit ja eindeutig“, erklärt Michael Rauchfuß.
Abschiedsfahrten geplant
Bevor die Schienenbusse am 10. März endgültig nach Gera überführt werden, sind für den 9. und 10. März insgesamt fünf Abschiedsfahrten geplant. „Wenn alles klappt, wird der wohl definitiv letzte Personenzug dann am 10. März in Schleiz-West eintreffen“, kündigt Rauchfuß an.
Der Förderverein möchte dennoch weiter machen und plant Sonderfahrten, also Tagesausflüge, die dann künftig jedoch nur noch in Gera starten.