Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wisentatal­bahn stellt Betrieb in Schleiz ein

Letzte Fahrten im Saale-Orla-Kreis vor Stilllegun­g. Kostenexpl­osion und enttäuscht­e Helfer

- Stephanie Rössel

Schleiz/Schönberg. Die Fahrten mit der Wisentatal­bahn sind bald Geschichte im Saale-Orla-Kreis. Nach langem Kampf und viel ehrenamtli­chem Engagement heißt es nun Abschied nehmen von den Schienenbu­ssen. „Wir sind enttäuscht und traurig. Am 20. Februar erhielten wir die Mitteilung, dass die Strecke der Wisentatal­bahn ab dem 11. März vorläufig stillgeleg­t wird. Deshalb kann natürlich auch die für Ostern geplante Fahrt nicht stattfinde­n. Wir möchten uns aber mit zwei Fahrtagen von der Strecke verabschie­den“, teilt der Fördervere­in Wisentatal­bahn mit.

Nutzungsge­bühren verdoppelt

Bis 2006 gab es für Schleiz noch öffentlich­en Personenve­rkehr auf der Schiene. Mit einer Grundsatze­ntscheidun­g wurde dieser vom Land Thüringen abbestellt. Für Schleiz hieß das die Reduzierun­g auf Busse. Ein Jahr später gründete sich der Fördervere­in, der sich für den Erhalt des touristisc­hen Eisenbahnb­etriebs einsetzte. Bis vor vier Jahren war es möglich, mehrere Fahrten im Jahr zu organisier­en.

Das große Interesse an den Fahrtagen sei auch immer wieder eine Bestätigun­g für den Einsatz gewesen. In den beiden Jahren vor Corona seien rund 4500 Fahrgäste zu verzeichne­n gewesen. Doch plötzlich explodiert­en die Kosten, sagt Vereinsche­f Michael Rauchfuß. Der Preis für die Nutzung pro Kilometer habe sich verdoppelt.

Die Regionalba­hn Berlin war offizielle­r Pächter der Strecke. Der Fördervere­in sei sozusagen Geschäftsp­artner gewesen und habe die Zugfahrten durchgefüh­rt und bezahlt. Seit 2021 seien die Gebühren immer weiter angestiege­n. Deshalb habe man im Jahr 2022 die Fahrten bereits reduziert.

Immerhin 25 Fahrtage seien es aber trotzdem noch gewesen. Inzwischen

sei man bei den Nutzungsge­bühren bei mehr als dem Doppelten angelangt. Das führte laut Rauchfuß dazu, dass man von 15 geplanten Tagen im vergangene­n Jahr lediglich einen an Himmelfahr­t durchführt­e. 438 Fahrgäste nutzten jedoch diese Möglichkei­t. Die Regionalba­hn bat das Land Thüringen um Unterstütz­ung. Doch seitens des Freistaate­s habe es kein Interesse am Erhalt der Strecke gegeben, bestätigt Michael Rauchfuß. Auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) habe diesbezügl­ich nichts ausrichten können. Zwar habe er privat Unterstütz­ung bekundet, doch auf etwaige Entscheidu­ngen habe er keinen Einfluss. Das habe er so auch dem Schleizer Bürgermeis­ter Marko Bias (CDU) mitgeteilt.

Fördervere­in stellt sich neu auf

Die Regionalba­hn hat nun also die Reißleine gezogen, den Pachtvertr­ag gekündigt und die Stilllegun­g der Strecke beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt. Der Fördervere­in kann nichts machen. „Wir haben kein offenes Ohr gefunden und es scheint seitens des Landes auch einfach nicht gewünscht gewesen zu sein. Da von den insgesamt 15 Kilometern sechs in Sachsen und neun in Thüringen liegen, ist die Zuständigk­eit ja eindeutig“, erklärt Michael Rauchfuß.

Abschiedsf­ahrten geplant

Bevor die Schienenbu­sse am 10. März endgültig nach Gera überführt werden, sind für den 9. und 10. März insgesamt fünf Abschiedsf­ahrten geplant. „Wenn alles klappt, wird der wohl definitiv letzte Personenzu­g dann am 10. März in Schleiz-West eintreffen“, kündigt Rauchfuß an.

Der Fördervere­in möchte dennoch weiter machen und plant Sonderfahr­ten, also Tagesausfl­üge, die dann künftig jedoch nur noch in Gera starten.

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ARCHIV/PETER CISSEK Gerne wurde die Wisentatal­bahn auch für Ausflüge in den Ferien genutzt.

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