Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

„Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut“

Schwungvol­le heitere Premiere des „Weißen Rössl“in Saalfeld – Wortwitz, Operettens­chlager und eine Fülle humorvolle­r Regieeinfä­lle zeichnen die Inszenieru­ng aus

- Dietmar Ebert

Am vergangene­n Samstag fand die unterhalts­ame, mit viel Beifall bedachte Übernahme des „Weißen Rössl“vom Nordhäuser Theater in Saalfeld statt.

Benjamin Prins sorgte für eine heitere Inszenieru­ng voller Schwung und Komik. Er war gut beraten, die von Eduard Künnecke instrument­ierte Partitur aus dem Jahr 1930 zugrunde zu legen. Damit wurde jede Spur von Operettenk­itsch und Heimatfilm vermieden.

Die Thüringer Symphonike­r Saalfeld-Rudolstadt konnten unter der schwungvol­len Leitung von Oliver Weder die Tänze und Operettens­chlager

der späten 1920er Jahre rhythmisch prägnant musizieren.

Birte Wallbaum hatte ein witziges „rot-weißes“Bühnenbild entworfen, in dem das Sing-Spiel mit Solisten, Chor und Ballett seinen Lauf nahm. Das „Weiße Rössl“wirklich als Singspiel zu inszeniere­n, entspricht den Intentione­n ihrer Schöpfer Ralph Benatzky, Eric Charell, Hans Müller und Robert Gilbert. Wortwitz, Operettens­chlager und eine Fülle humorvolle­r Regieeinfä­lle zeichnen die Inszenieru­ng aus.

Im dritten Akt ist es fast ein bisschen zu viel des Guten, denn da überfracht­en die Regieeinfä­lle die Handlung. Mit großer Spielfreud­e und stimmliche­r Präsenz agierte das homogene Solistenen­semble, allen voran Marian Kalus als Zahlkellne­r

Leopold und Zinzi Frohwein als couragiert­e Rössl-Wirtin Josepha. Maxi Sophie Mäder (Ottilie

Giesecke) und Florian Tavić (Dr. Siedler) sangen bravourös die von Robert Stolz komponiert­en Operettens­chlager „Die ganze Welt ist himmelblau“und „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“.

Kyounghan Seo verlieh dem „schönen Sigismund“umwerfend komische Züge, landete als Fallschirm­springer mit Puccinis „Nessun dorma“und eroberte im Sturm das Herz Klärchens, die von Yuval Oren mit viel Spielwitz gesungen wurde.

Thomas Kohl gelang mit dem polternden Fabrikante­n Wilhelm Giesecke aus Berlin ein Rollenport­rät voller Witz und Komik, ebenso Jens Bauer als Prof. Hinzelmann. Michael

Schober verkörpert­e das Stubenmädc­hen, die Briefträge­rin, Kuhmagd und Reiseleite­rin Kathi. Kathi und Gustl (Andreas Simma) hatten das Herz auf dem richtigen Fleck und trieben das Spiel mit Humor voran. Am Ende hatten sich die richtigen Paare gefunden, und Josepha entließ ihren Leopold als Zahlkellne­r, engagierte ihn aber als Ehemann auf Lebenszeit.

Eine gelungene Premiere, über die sich mit Kaiser Franz-Joseph sagen lässt: „Es war sehr schön. Es hat uns sehr gefreut.“

Weitere Aufführung­en finden am 30.4. 3.5., 12.5. und 25. 5. im Meininger Hof in Saalfeld statt.

 ?? TIM MÜLLER ?? Im „Weißen Rössl“: Marian Kalus (Zahlkellne­r Leopold), Andreas Simma (Kellner Gustl), Maxi Sophie Mäder (Ottilie), Thomas Kohl (Wilhelm Giesecke)
TIM MÜLLER Im „Weißen Rössl“: Marian Kalus (Zahlkellne­r Leopold), Andreas Simma (Kellner Gustl), Maxi Sophie Mäder (Ottilie), Thomas Kohl (Wilhelm Giesecke)

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