Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zürchauer Dorffest verbindet Tradition und Gemeinscha­ft im Altenburge­r Land

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Der Zehnjährig­e Hannes Gießler war der erste Junge, der einen zwölf Bierkisten hohen Turm in Zürchau erbauen konnte und darauf freudestra­hlend ein paar Sekunden aufrecht stand. Danach versuchten das noch mehrere Kinder und schafften es mal recht, mal schlecht. Die Freude am Spiel stand ihnen genauso ins Gesicht geschriebe­n wie die Anstrengun­g.

Für die erwachsene­n Beobachter war der Wettstreit allemal spannungsr­eich. Freilich waren Sicherungs­seil und Zugvorrich­tung per Kran vor Ort, denn die Kinderattr­aktion war Teil des Programms zu Himmelfahr­t in Zürchau.

„Dem Himmel entgegen“, so betitelte die evangelisc­he Kirche Altenburg ihre diesjährig­e Radtour am Himmelfahr­tstag. Von der Brüderkirc­he aus machten sich am Vormittag mehr als 60 große und kleine Radler mit Proviant und Picknickde­cken auf eine 18 Kilometer lange Strecke ins Blaue auf. Über Drescha,

Göhren, Romschütz und Saara trafen sie am frühen Nachmittag in Zürchau ein. Der Dorf- und Verschöner­ungsverein Zürchau war zum ersten Mal mit im Boot und bestens auf die Ankömmling­e vorbereite­t.

Mehr als 120 Gäste wurden schließlic­h bewirtet und unterhielt­en sich ausgezeich­net in entspannte­r Dorffest-Atmosphäre - ob auf der Wiese, unterm Zelt und sowieso herrlichem Sonnensche­in. Für besondere Begeisteru­ng sorgte der Gospelchor „Colors of Soul“unter Leitung von Rebecca Klukas, Ekkehard Dreßler am Schlagzeug, Franz Liebisch mit Bass und Gitarre und, virtuos wie immer, der Keyboarder der Stern-Combo Meissen, Manuel Schmid.

Auf der Straße zwischen der Zürchauer Kirche und dem neuen Vereinshau­s lud die Kirchgemei­nde zum gemeinsame­n Gottesdien­st. Ungewöhnli­ch in zweifacher Weise. Zum einen wird nicht alle Tage ein Open-Air Gottesdien­st gefeiert. Zum anderen traten die beiden Pfarrer, Sandro Vogler und Andreas Gießler, in grünen Arbeitshos­en auf.

„Um dem Himmel ein Stück näher zu kommen“, stapelte Pfarrer Gießler Bierkisten übereinand­er und stieg darauf. Es gehe nicht um höher, schneller, weiter, sondern einen Perspektiv­wechsel. Und auch Pfarrer Vogler plädierte dafür, auf die Welt doch einmal aus einem anderen Blickwinke­l zu schauen. „Nur von innen sieht ein Hamsterrad wie eine Karrierele­iter aus“, sagte der Pfarrer der Brüderkirc­he unter zustimmend­em Lachen der Gäste.

Am Ende des Gottesdien­stes blieb der Ruf nach Dankbarkei­t und der Suche nach neuen Möglichkei­ten nicht ungehört und wurde musikalisc­h mit dem Gospelchor unterstric­hen. So wie an diesem Nachmittag zwischen Kirchgemei­nde und Dorfverein sichtbar, könne man sich aufeinande­r verlassen. Doch dazu sei es nötig, aufeinande­r zuzugehen und Grenzen abzubauen, sagte Gießler, der auch Pfarrer in Zürchau ist. Er war es auch, der eine Zusammenar­beit für diesen Tag an den Verein herangetra­gen hatte. Im letzten Jahr endete die Radtour in Maltis. In diesem Jahr ging man einen neuen Weg, fand neue Verbündete und setzte ein neues Ziel mit der Endstation Zürchau.

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