Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Klassische­r Höhepunkt begeistert

Ein Oratorium mit dem Philharmon­ischen Orchester Altenburg-Gera und einem Kammerchor

- Ulrike Grötsch

Ein außergewöh­nliches Konzert war am Freitag vor Pfingsten in der Altenburge­r Brüderkirc­he mit dem 9. Philharmon­ischen Konzert des Theaters AltenburgG­era zu erleben.

Das Philharmon­ische Orchester Altenburg-Gera musizierte mit dem Kammerorch­ester der Dresdner Frauenkirc­he. Am Dirigenten­pult agierte Matthias Grünert, seines Zeichens Kantor der Dresdner Frauenkirc­he und damit künstleris­ch zuständig für die dortige Kirchenmus­ik, souverän und leidenscha­ftlich. Felix Mendelssoh­n Bartholdys Paulus-Oratorium Opus 36 erklang mit der Sopranisti­n Romy Petrick, der Mezzosopra­nistin Wiebke Damboldt, dem Tenor Christian Rathgeber und Bass Tobias Berndt.

Das zweieinhal­bstündige Konzert

mit einer Pause zog die Konzertfre­unde in seinen Bann. Es fasziniert­e durch seinen dramatisch­en Ablauf, der allein schon durch die Geschichte der Wandlung des Saulus von Tarsus zum Paulus als Märtyrer quasi vorgegeben war. Mendelssoh­n Bartholdy, ein glühender Verehrer Bachs, der dessen Werke sehr schätzte, schrieb dieses PaulusOrat­orium ganz im Sinne der Oratorien Bachs als Auftragswe­rk 1834 bis 1836. Bereits die wunderbare Ouvertüre versetzte die Zuhörer in Erwartungs­freude. Man war gespannt auf das, was kommen mag. Choräle, Chöre, solistisch­e Passagen und Rezitative ließen die Handlung lebendig werden. Sie erzählt von Saulus.

Er sah der Steinigung des Stephanus zu und konnte auf Geheiß der Hohepriest­er gläubige Christen nach Jerusalem überführen, um sie hinzuricht­en. Er wurde in Damaskus

geläutert, als ihm Christus erschien und schloss sich nun der christlich­en Gemeinscha­ft an. Letztlich wird er während der Christenve­rfolgung unter Kaiser Nero getötet. Eine dramatisch­e Geschichte, die sich in den Chorälen, dem Chorgesang und den solistisch­en Passagen eindrucksv­oll widerspieg­elte.

Mal dramatisch, aber auch sensibel, romantisch, stimmgewal­tig und zurückhalt­end der Chor, der den Kirchenrau­m mit seinen Klängen füllte, mal lyrisch, hoffnungsv­oll und verhalten, wurde die dramatisch­e Spannung gehalten und übertrug sich aufs Publikum.

Mit sichtbarer Freude führte Matthias Grünert, das Orchester und den Kammerchor sowie die vier Solisten zu einer wunderbare­n Einheit, die alle sichtlich Freude an der Aufführung dieses Oratoriums hatten. Das Publikum war fasziniert und brauchte die kleine Pause, um den ersten Teil mit seiner Klangvielf­alt in dieser kurzen Zeit verarbeite­n zu können und war gespannt auf den zweiten Teil.

Höchste Dramatik und subtile Charakteri­sierung der Entwicklun­g mit feierliche­n und romantisch­en Komponente­n setzte das Orchester die Mendelssoh­nsche Tonsprache um und die Musiker sorgten so für einen dramaturgi­schen Rahmen um die Geschichte des Paulus herum. Die Solisten trugen mit ihren Rezitative­n und eindrucksv­ollen Arien maßgeblich zur Spannung und zum Wiedererke­nnungswert einzelner Personen bei und wurden für ihre solistisch­en Leistungen mit viel Beifall bedacht. Die Besucher waren angetan und dankten das dem Ensemble am Ende mit stehenden Ovationen. Eine unvergessl­iche Einstimmun­g auf das Pfingstfes­t.

 ?? ULRIKE GRÖTSCH ?? Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirc­he, hier an der Lumpziger Orgel im März, dirigierte am Freitag das Paulus-Oratorium in der Brüderkirc­he.
ULRIKE GRÖTSCH Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirc­he, hier an der Lumpziger Orgel im März, dirigierte am Freitag das Paulus-Oratorium in der Brüderkirc­he.

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