Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Romandebüt mit 84

Sein Film „Nordsee ist Mordsee“ist legendär: Jetzt erzählt Regisseur und Autor Hark Bohm von „Amrum“

- Ulrike Cordes Hark Bohm: „Amrum“, Ullstein-Verlag, 304 Seiten, 23,99 Euro

In einem neuen Film und seinem ersten Roman widmet sich Hark Bohm („Nordsee ist Mordsee“) seinem persönlich­en Sehnsuchts­ort. Mit „Amrum“bringt er ein Buch heraus, das von der Verbundenh­eit zu der nordfriesi­schen Insel erzählt. Denselben Titel trägt auch ein neuer Film, der auf seinen Erinnerung­en beruht. Für diesen hat Bohm wieder einmal mit seinem künstleris­chen Ziehsohn Fatih Akin (50, „Aus dem Nichts“) kooperiert. Mit dem Hamburger Akin, der als Regisseur dabei ist, schrieb

Bohm das Drehbuch. Das mit Hollywood-Star Diane Kruger („Aus dem Nichts“), Laura Tonke, Lisa Hagmeister und dem Newcomer Jasper Billerbeck besetzte Leinwanddr­ama wird im Sommer fast 50 Tage lang auf Amrum gedreht. Im Herbst 2025 soll der Film in die Kinos kommen.

„Amrum ist der Fleck Erde, der mir vermittelt, dass ich zu Hause bin“, sagt Bohm, der die Nordseeins­el bereits mit 12 Jahren verlassen musste. Und längst in Hamburg lebt, wo er in den gediegenen Elbvororte­n ein Haus geerbt hat. Seinen belletrist­ischen Erstling hat

Bohm, der am 18. Mai 85 Jahre alt wurde, zusammen mit dem Schriftste­ller Philipp Winkler (Jahrgang 1986, „Hool“) verfasst. Beide Werke des Regisseurs, Schauspiel­ers, Autoren, Produzente­n, emeritiert­en Professors und Juristen Bohm fußen auf seinen Kindheitse­rinnerunge­n – jedoch jeweils künstleris­ch verwandelt.

Im Mittelpunk­t des Buchs steht ein Junge mit dem friesische­n Namen Nanning, der sich in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs für seine schwangere Mutter und seine kleinen Geschwiste­r verantwort­lich fühlt. Der Vater dient irgendwo bei der Wehrmacht und die Familie weiß nicht, ob er überhaupt noch lebt. Beide Eltern sind glühende Nazis gewesen – wie viele, aber nicht alle auf der Insel. Das drastische Zeitgesche­hen ist Nanning zwar irgendwie bewusst, aber wichtiger und nahe liegender ist dem Heranwachs­enden sein für ihn abenteuerl­icher Inselallta­g.

Zwischen Austernfis­chern und Regenpfeif­ern, Dünen, Sandbänken und Wattenmeer, umtost vom heftigen Nordseewin­d, entfaltet sich auf den Romanseite­n die kleine Welt des Jungen. Lebensmitt­el sind knapp. Sie jagen Kaninchen, treten Schollen und tauschen ihre Beute gegen das Notwendigs­te. Bis die Nachricht vom Tod Hitlers die Inselgemei­nde erreicht und die Gewissheit alter Ordnungen endgültig ins Wanken bringt. Der Vater kehrt zwar zurück, wird allerdings bald darauf von den Engländern verhaftet. Und Nanning muss sich entscheide­n, welchen Weg in die Zukunft er einschlage­n will.

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