Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Brauer und Bäcker kreieren „Holzofen Bräu“

Hannes Schöler und Marian Fischer haben aus der Not eine Tugend und damit ein neues Bier aus Saalfeld gemacht

- Dominique Lattich

Bäcker und Brauer haben in der Geschichte schon oft zusammenge­arbeitet, weiß der Brauer Marian Fischer aus dem Bürgerlich­en Brauhaus Saalfeld. Den Blick richtet er dabei auf Hannes Schöler von der gleichnami­gen Saalfelder Bäckerei und Konditorei. Gemeinsam haben sie an einem ganz speziellen Produkt gearbeitet, und zwar an dem neuen Holzofen Bräu, das ab sofort erhältlich ist. Die Idee dazu kam Hannes Schöler im vergangene­n Jahr, einige Wochen vor Weihnachte­n und gut ein Jahr, nachdem der Holzofen in die Bäckerei eingezogen war. Die Herstellun­g des Holzofenbr­otes mit seiner markanten Kruste und seinem würzigen Geschmack ist eine umfangreic­he Angelegenh­eit. Es bleibt – wie in so ziemlich jedem Geschäft – allerdings nicht aus, dass am Ende des Tages nicht alle Waren restlos ausverkauf­t sind. Was also tun mit dem alten, aber aufwendig produziert­en Brot? „Es ist wirklich zu schade, um es als Futter abzugeben oder gar wegzuwerfe­n“, meint Hannes Schöler. Irgendwo habe er mal Brotbier getrunken und so kam ihm der Gedanke, dass man doch sicher auch aus dem Holzofenbr­ot ein besonderes Bier herstellen könnte.

Ein Bier aus dem „Raum für Experiment­e“

Damit traf er bei Marian Fischer auf offene Ohren. In der Saalfelder

Braumanufa­ktur feilten sie gemeinsam das Projekt Holzofen Bräu aus. „Ich braue gern solche Biere“, sagt Marian Fischer, wenngleich es damals gegen das Reinheitsg­ebot gesprochen habe. Aber genau dafür ist die Braumanufa­ktur da: Auf der Internetse­ite der Brauerei hat die Manufaktur einen eigenen Bereich. Das Motto ist deutlich: „Raum für Experiment­e“. Weiter heißt es: „Traditione­lle Bierrezept­uren werden neu belebt – neue Bierkreati­onen ausprobier­t.“Die beiden jungen Männer waren sich bei dem Grundrezep­t

schnell einig, welche Hefe und welchen Malz man dabei verarbeite­n könnte. Von zwei Mischungen fand eine schon Gefallen bei Hannes Schöler. Der dritte Versuch war für beide schließlic­h das perfekte Ergebnis. Hannes Schöler nahm das Brot mit zur Belegschaf­t, die es erstmals verkosten durften und ihr Resümee war, dass das Brot sehr dominant herausstec­he. Ein Urteil, das für die Bäcker natürlich optimal ist. Schließlic­h wurde das Bier abgefüllt und mit Etiketten versehen. Neben dem Schöler-Logo

findet sich der Saalfelder Braumanufa­ktur-Schriftzug wieder und „Holzofen Bräu“steht in Großbuchst­aben zentral auf dem blauen Etikett. Auf der Rückseite steht beschriebe­n, wie das bernstein-braune Getränk entstand. „Im wahrsten Sinne halten Sie ,flüssiges Brot‘ in den Händen, die perfekte Ergänzung zum frischen Holzofenbr­ot bei der Brotzeit.“So ist es angedacht. „Es ist für einen Abend, an dem man gemeinsam zusammensi­tzt und zusammen ein Gläschen Bier trinken möchte“, erklärt Hannes Schöler. Dies sei ein Grund, warum man sich für die große 0,75 Liter-Flasche entschiede­n habe. Freunde oder die Familie können wieder näher zusammenrü­cken. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Abfüllen des raren Produkts in kleine Flaschen ein aufwendige­rer Prozess sei, wie Fischer ergänzend erklärt. Der Brauer selbst ließ auch das Produkt an verschiede­nen Stellen verkosten und er fand dabei heraus.

„Es ist ein Bier, das polarisier­t“

Entweder finde man es richtig lecker oder es treffe den Geschmack eben nicht. „Dazwischen gibt es nichts“, sagt er. Man müsse die Gewürze des Brotes mögen. Die leicht salzige Note sei auch ungewöhnli­ch für ein Bier, weiß der Bäcker. „Mir schmeckts super“, sagt Hannes Schöler lachend und auch Marian Fischer bleibt dabei, dass er das Holzofen Bräu mag.

Das Bier hat einen Alkoholgeh­alt von 4,8 Prozent. Seit Pfingstsam­stag ist es offiziell zu erwerben - im Brauerei-Shop sowie in allen Schöler-Filialen und im Marktfahrz­eug der Bäckerei. „Es ist schön zu erleben, wie aus einem alten, aber guten Brot noch ein neues Produkt werden kann“, sagt Schöler. Die Nachhaltig­keit ist den beiden jungen Männern dabei auch besonders wichtig, denn an dem Bier verdienen sie im Grunde nichts mehr, wie sie sagen. „Es ist aber dennoch eine schlichtwe­g sinnvolle Lösung“, so der Bäcker.

 ?? DOMINIQUE LATTICH ?? Bäcker Hannes Schöler (links) und Brauer Marian Fischer mit dem neuen „Holzofen Bräu“frisch aus der Abfüllanla­ge.
DOMINIQUE LATTICH Bäcker Hannes Schöler (links) und Brauer Marian Fischer mit dem neuen „Holzofen Bräu“frisch aus der Abfüllanla­ge.

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