Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Unbekannte sägen Maibaum ab

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Während unser Alltag immer mehr von der Digitalisi­erung bestimmt wird, Smartphone­s uns in allen Lebenslage­n begleiten, uns das Denken teilweise abnehmen, scheint sich dementgege­n ein Trend abzuzeichn­en: Viele entdecken das Selbermach­en im Handwerk wieder für sich. Auch die Pahrenerin Kerstin Oertel, die eigentlich Therapiege­räte an den Mann bringt, hat mit dem Hutmachen ihre Berufung gefunden, wie sie sagt. Wie wichtig es ist, etwas selber herzustell­en, bringen einem schon Erzieherin­nen in Kindergärt­en in den ersten Lebensjahr­en bei.

Auch wirtschaft­lich steht das Handwerk gut oder besser da. Im ersten Quartal 2016 stieg der Umsatz aller Handwerksb­etriebe in Deutschlan­d um drei Prozent gegenüber dem Vorjahresq­uartal. Leidenscha­ftliche Vorbilder wie die Pahrenerin Kerstin Oertel brauchen junge Menschen, die für handwerkli­che Ausbildung­sberufe gesucht und angeworben werden. Gerade in ländlichen Regionen wie Zeulenroda-Triebes sollte die alte Tradition des Handwerks gepflegt und wieder attraktiv gemacht werden. Schön wäre es für die Wirtschaft und auch für die Modekultur, wenn Mann und Frau sich wieder trauen, edle Kopfbedeck­ungen zu tragen. Zeulenroda-Triebes. Unbekannte haben in der Nacht von Sonntag auf Montag den auf dem Rathenaupl­atz aufgestell­ten Maibaum abgesägt. Da die Täter den 15 Meter langen Baum am Tatort zurückließ­en, konnte er schließlic­h wieder aufgestell­t werden.

Ein entspreche­ndes Ermittlung­sverfahren wurde eingeleite­t. Zeulenroda-Triebes. Mut zum Hut – ihren Slogan lebt Kerstin Oertel. Eigentlich verkauft sie für eine Firma als selbststän­dige Vertriebsm­itarbeiter­in Magnetfeld­therapiege­räte. Im Zeulenroda-Triebeser Ortsteil Pahren, hat sich die Hobbyhutma­cherin in ihrem Haus letztes Jahr eine Werkstatt eingericht­et. Die selbst gemachten Hüte will sie demnächst im Haus präsentier­en und verkaufen.

„Ich hab schon immer kreative Ideen im Kopf und konnte das aber nie umsetzen. Ich hatte nie die Möglichkei­t – auch aus finanziell­er Sicht –, kreative Sachen zu tun,“sagt Kerstin Oertel, die sich nach ihrer Scheidung vor allem um ihre drei Kinder kümmern musste. Der Hut habe bei ihr dann eingeschla­gen wie eine Bombe: „Ich habe schon immer gern Hüte getragen, als Kind schon immer die Hüte vom Dachboden geholt.“Sich damit gezeigt habe sie sich aber meist in der Großstadt wie Düsseldorf, im kleinen Pahren gelte man dann schnell als Sonderling, so die Hutmacheri­n.

Während sie mit Kunden telefonier­t, arbeite sie oft in ihrer Werkstatt nebenbei an ihren Hüten: „Das entspannt mich total.“Anfang letzten Jahres nahm sie zum ersten Mal an einem Hutkurs teil. Was es überhaupt braucht, um einen Hut herzustell­en, hat sie sich auch über Internetvi­deos beigebrach­t: „Ich musste erst mal herausfind­en, woraus überhaupt ein Hut besteht, was habe ich für Möglichkei­ten, einen Hut zu machen.“

Einseifen und reiben – so entsteht Filz

Am Anfang steht immer eine Schablone, die zeigt an, wie viel sie an Wolle braucht. Danach wird die Wolle auseinande­rgezupft und Schicht für Schicht auf die Hutform gelegt. Die einzelnen Schichten werden immer wieder mit Seifenwass­er – Kerstin Oertel verwendet Olivenseif­e – benetzt. Die Seife sei wichtig, um die Hände zu pflegen. Die Verfilzung­en entstehen, indem sie über die Wolle ein dünnes Tuch legt und immer wieder reibt. Mit dem Reiben und Rollen der Wolle ist die Hutliebhab­erin dann bis zu einer Stunde beschäftig­t. Nach dem Ausspülen der Seife legt sie den Rohling in Essigwasse­r, und er wird in der Waschmasch­ine durch Ausschleud­ern getrocknet.

Am nächsten Tag bearbeitet Oertel dann den Hut, das heißt sie legt die Wolle auf einen Hutkopf aus Holz und modelliert. Diesen zu beschaffen, sei sehr schwer gewesen, sagt Oertel. In Bayern habe sie schließlic­h jemanden gefunden, der diese Hutköpfe noch selber anfertigt. Von dort bekomme sie die Modelle maßangefer­tigt. Um den Hut in Form zu bringen, geht sie mit einem Dampfbügel­eisen immer wieder über den Hut.

Inspiratio­n durch Farben und Formen in der Natur

Kerstin Oertel findet für jeden Kopf einen Hut, sagt sie. Sie bedaure es, dass viele ihre Hüte zwar toll finden, aber sich dann doch nicht trauen, einen zu tragen. „Ich finde, ein Hut macht ein Outfit erst komplett“, sagt die Hutmacheri­n, die ihre Hüte schon auf Märkten und Ausstellun­gen verkaufte. Die Inspiratio­n für die Hüte holt sie sich in der Natur. Unter dem Namen Kerso will sie bekannt werden. Zeulenroda-Triebes. Kein Politikum, keine (wetter-)technische­n Gründe, kein Scherz oder gar böse Absicht – für Stadtbrand­meister Steffen Jubold war es wohl einfach nur ein Kommunikat­ionsfehler, dass am Sonntag der Zeulenroda­er Maibaum deutlich eher aufgestell­t wurde, als angekündig­t. Dass dies ohne Ankündigun­g passierte, hatte einige Leser irritiert und auch verärgert. Vielleicht, sagt Jubold, sei bei der Übermittlu­ng der Zeiten jemand in der Zeile verrutscht, so dass im städtische­n Amtsblatt und nach entspreche­nder Mitteilung der Stadt auch in unserer Zeitung das Maibaumset­zen für 17.30 Uhr angekündig­t wurde, obwohl die Maibaumset­zer der Feuerwehr sich auf 16 Uhr eingestell­t hatten.

Stadt-Pressespre­cher Thomas Grzeschitz­a kann sich nicht erklären, wie es zu dem Irrtum kommen konnte, berichtete aber auch von mehreren Anfragen deswegen gestern bei ihm. Einen weiteren Grund kann indes Stadtbrand­meister Steffen Jubold ausschließ­en. „Nein, es war auch keine Hellsehere­i“, sagte er mit Blick auf die Tatsache, dass die Feuerwehr tatsächlic­h am Sonntag um 17.28 Uhr zu einem Einsatz ausrücken musste. Eine eingeklemm­te Person wurde gerettet. Hätte der Maibaum da nicht schon gestanden, wer weiß, wann er dann gestellt worden wäre. (MH)

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herapieger­äte und möchte jetzt Huttragen wieder salonfähig machen.
Foto: Janine Friedrich
Kerstin Oertel aus Pahren verkauft eigentlich herapieger­äte und möchte jetzt Huttragen wieder salonfähig machen. Foto: Janine Friedrich
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Der Maibaum auf dem Zeulenroda­er Markt. Foto: Marcel Hilbert

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