Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Unterrichtsabdeckung bleibt umstritten
Eltern und Bürgermeister beklagen hohen Englischunterrichtsausfall an Regelschule Langenwetzendorf
Während Jugendliche an anderen Schulen im Fach Englisch voll beschult werden, haben Eltern von Schülern der Staatlichen Regelschule Langenwetzendorf Angst, dass ihre Kinder beim Lernstoff so weit zurückfallen, dass dies nicht mehr zu kompensieren sei, erklärt Kai Dittmann (CDU).
Besorgte Eltern hatten sich an Langenwetzendorfs Bürgermeister gewandt, nachdem im ersten Halbjahr des Schuljahres 2016/2017 vor allem in den unteren Klassen Englischunterricht ausgefallen war.
Bangen um den Schulabschluss
Auch Schreiben an das Thüringer Bildungsministerium hätten abseits der Aussagen, dass die derzeitigen Lösungen Kompromisse enthielten, keinen Erfolg gebracht, erklärt Dittmann stellvertretend für Eltern, die anonym bleiben möchten. Der Unterricht im Fach Englisch ist an der Bio-Landschule nur durch eine Lehrkraft abgesichert, aus längeren Krankheitsphasen resultierten erhebliche Stundenausfälle. „Die Unterrichtsabsicherung im Fach Englisch ist hier ein riesiges Problem. Viele Eltern fragen sich,
„Es besteht eben nicht nur Schulpflicht, die Schüler haben auch ein Recht auf Bildung.“ Kai Dittmann (CDU), Bürgermeister von Langenwetzendorf
wie ihre Kinder im nächsten Jahr die Abschlussprüfung schaffen sollen“, so Dittmann und spricht von Stundenausfällen im ersten Halbjahr von 70 bis 80 Prozent. Derzeit werde für die fünfte bis neunte Klasse der Unterricht nur sporadisch abgedeckt, nur die zehnte Klasse schaffe ihr Unterrichtspensum.
Dabei seien gerade mit Blick auf einen angestrebten Schulwechsel nach dem Abschluss, um das Abitur zu machen, oder auch bei Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz heute schon bei kleineren Unternehmen Fremdsprachenkenntnisse in Englisch Pflicht. „Was soll am Ende auf dem Zeugnis stehen, mit dem sich die Schüler bewerben – teilgenommen?“, wirft der Bürgermeister ein.
Derzeit hätten viele Eltern lediglich die Möglichkeit, ihre Kinder den Lehrstoff durch Privatdozenten nachholen zu lassen – doch das sei mit Kosten verbunden, gibt Kai Dittmann zu bedenken und zieht bei der Lehrerdebatte die Parallele zur Kindergartenbetreuung: „Da zählt nur der Erzieher, der wirklich da ist . Wir müssen dem Anspruch auf Betreuung gerecht werden. So würde man es auch bei Schulen erwarten, aber die Stellenplanung ist eine Katastrophe.“
Generell sei es nicht ungewöhnlich, dass es an Regelschulen nur einen Fachlehrer gäbe, teilt das Schulamt Ostthüringen mit, auf das auch Schulleiterin Monika Groll-Mohr verweist. Zwar sei die Personalsituation an der Staatlichen Regelschule Langenwetzendorf durch den krankheitsbedingten Lehrerausfall „sehr angespannt“gewesen, doch wurde der Unterricht in der Abschlussklasse durchgängig abgesichert. Für die Klassenstufe sieben werde eine zusätzliche Förderung für Schüler auf freiwilliger Basis angeboten.
„Als Schulamt haben wir auf diese Situation reagiert, indem wir eine Kollegin als Vertretung abgeordnet haben“, erklärt der für die Regelschulen zuständige Arbeitsbereichsleiter Henry Fischer stellvertretend für den Schulamtsleiter. Durch die zusätzliche Kraft sei über einen Großteil des betroffenen Zeitraumes der Unterricht abgedeckt worden. Spekulationen über einen Unterrichtsausfall im Fach Englisch von bis zu 80 Prozent, wie vom Langenwetzendorfer Bürgermeister nach Gesprächen mit Eltern vorgebracht, weist er deutlich zurück.
Neueinstellungen erst in den kommenden Jahren
„Dass es auch zu Unterrichtsausfall kommt, ist in Verbindung mit Krankheitsfällen von Lehrern nicht zu vermeiden. Auch dies betrifft nicht nur die Regelschule in Langenwetzendorf“, verweist Fischer auf die generellen Herausforderungen durch den hohen Altersdurchschnitt von Lehrern. Neueinstellungen in den kommenden zwei Jahren sollten hier Abhilfe schaffen. Mit Maßnahmen wie der Wiedereinführung der Verbeamtung hofft man unterdessen, das dringend notwendige Lehrpersonal in den Freistaat zu locken.