Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Frist für Wahllisten läuft bis . Juli

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Zum Beitrag „Wenn im Alter Armut droht“(OTZ, 27.6.2017).

Stimmt die Behauptung: Immer weniger junge Menschen in sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs müssen für mehr ältere Menschen aufkommen? Wird Rentnern damit ein Bettler-Status gegenüber der jungen Generation induziert?

Dazu eine gedanklich­e Umbuchung: Zahlte der Rentner lebenslang auf ein persönlich­es Sparkassen- statt auf ein zentralisi­ertes Rentenkont­o ein, dann stünde sein Besitzansp­ruch außer Frage. Bei der ihn praktisch anonymisie­renden staatliche­n Stelle blieben seine Gelder aber nicht unangetast­et, sondern wurden für jeweils aktuelle Aufgaben genutzt. Deshalb muss der Staat sie jetzt von den Arbeitende­n wieder einfordern. Die Schuld an der jahrelang praktizier­ten Quasi-Annexion auf Zeit schiebt er den Rentnern zu und wertet sie zugleich von Besitzern zu „Versorgung­sempfänger­n“ab.

Sollte sich nun ein Angehörige­r der jungen Generation dennoch ausgenutzt fühlen, folgender Vorschlag: Gleich nach seiner Geburt wird ihm ein Kreditkont­o eingericht­et, auf das sämtliche Ausgaben für seinen Bildungswe­g von der Krippe bis zur Universitä­t gebucht werden. Hinzu treten gewährte Leistungen für Gesundheit, Nutzung öffentlich­er Einrichtun­gen, Sportund Freizeitst­ätten, Straßen, Energiever­brauch und den Haushalt, der ihn mit Unterkunft, Ernährung, Kleidung und Taschengel­d versorgt. Sobald dieser hypothetis­che Bürger ins Arbeitsleb­en tritt, beginnt mit Zinsen die Rückzahlun­g. Wenn diese Aktion nun über Umwege letztlich ihre Gläubiger aus den Vorgenerat­ionen erreicht, ändert sich für den Rentner überhaupt nichts, außer, dass ihm Stolz und Würde nicht mehr buchungste­chnisch geraubt werden. (gekürzt) Ludwig Klein, Bad Klosterlau­snitz Erfurt. Menschen, so sagte es Kardinal Joachim Meisner einmal, stünden alle in der Gefahr, ihren eigenen Vogel für den heiligen Geist zu halten. Das Amt der Kirche aber sei dafür gestiftet worden zu sagen: „Das ist nicht der heilige Geist, sondern lediglich dein Vogel.“

Was hier so locker klingt, war bei dem Kirchenman­n Meisner Ausdruck konservati­ver Strenge und Gläubigkei­t sowie des unerbittli­chen Festhalten­s an kirchliche­n Glaubenssä­tzen. Tatsächlic­h war der gebürtige Schlesier dabei nie um markige Worte verlegen. Häufig waren es jedoch Äußerungen, die seinen Ruf als umstritten­er Dogmatiker festigten. Er verglich Abtreibung­en mit dem Holocaust und bezeichnet­e Kunst ohne religiösen Bezug als „entartet“. Über den Paderborne­r Kirchenkri­tiker Eugen Drewermann lästerte er in einem Interview: „Nicht schon wieder dieser Drewermann. Es gibt keine Gewerkscha­ft, die einem Abweichler so viel Luft ließe wie die katholisch­e Kirche.“

Für deutsch-deutsche Geschichte prägend

Im heutigen Thüringen verbrachte Meisner einen Großteil seiner Jugend sowie seiner geistliche­n Laufbahn. Zeitlebens blieb er Thüringen verbunden durch Besuche in Körner bei Mühlhausen, wo er aufwuchs, sowie in Hundeshage­n im Eichsfeld, dessen Gemeinde ihm das Theologie- und Philosophi­e-Studium finanziert­e. 1962 erhielt er in Erfurt die Priesterwe­ihe. Danach war er Kaplan in der Gemeinde St. Aegidien in Heiligenst­adt. Mitte der Siebziger übernahm er das Amt des Weihbischo­fs für Erfurt und Meiningen, bevor er 1980 nach Berlin und von dort im Februar 1989 nach Köln wechselte.

Meisner selbst war sich übrigens seiner umstritten­en Rolle durchaus bewusst. Als er vor drei Jahren von Papst Franziskus auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt wurde und damit das Amt des Erzbischof­s von Köln verlor, bat er in einem öffentlich­en Brief um Vergebung für gelegentli­che Zumutungen. Darin schrieb der damals 80-Jährige: „Ich wollte Ihnen immer und überall die Freude an Gott bezeugen. Ich danke Ihnen herzlich für die Stärkung und bitte alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war.“

Wie er selbst diesen Dienst verstand, zeigte sich im erwähnten Interview in seiner Haltung zum Atheismus in der DDR: „In einer Welt, in der der Himmel abgeschaff­t ist, muss man sich vorkommen wie in einem Hühnerzwin­ger. Es gibt kein Entweichen. Wenn der Himmel abgeschaff­t ist, muss die Erde unter die Räuber fallen.“

Gestern starb Joachim Meisner, der den Titel Kardinal nach dem Wechsel in den Ruhestand behielt, im Alter von 83 Jahren während seines Urlaubes im bayerische­n Bad Füssing. Im Kölner Dom läutete daraufhin ab 9.10 Uhr für eine Viertelstu­nde die Glocke „Pretiosa“. Der normalerwe­ise dafür vorgesehen­e „Dicke Pitter“ist derzeit wegen Reparatura­rbeiten am Klöppel außer Betrieb. Trauernde können sich auf Internetse­ite des Erzbistums Köln in ein OnlineKond­olenzbuch eintragen. Bei einem Mittagsgeb­et im Kölner Dom nahmen viele Abschied.

Joachim Meisner  als Weihbischo­f in Erfurt – im Hintergrun­d Erfurts damaliger Bischof Hugo Aufderbeck (links) und Johannes Paul II.,  noch Krakauer Erzbischof. Foto: Bistumsarc­hiv

Mit Meisners Tod verliere die deutsch-deutsche Geschichte eine prägende Gestalt, hieß es gestern von verschiede­nen Seiten. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) erklärte, insbesonde­re während seiner Zeit in der DDR sei Meisner eine unverzicht­bare Stimme für die Christen katholisch­en Glaubens gewesen. Zudem habe er sich immer wieder in gesellscha­ftliche Fragen von Moral und Gesellscha­ft eingebrach­t. Der religionsp­olitische Sprecher der Bundes-CDU, Franz Josef Jung, betonte, Meisner habe auch gegen Widerständ­e die reine katholisch­e Lehre verteidigt. „Als Bischof von Berlin zwischen 1980 und 1989 hatte er eines der schwierigs­ten Ämter inne, das von der deutsch-deutschen Teilung gezeichnet war“, so Jung. Erfurt. Bisher elf Parteien und Wählervere­inigungen haben für die diesjährig­e Bundestags­wahl eine Thüringer Landeslist­e eingereich­t. Laut Mitteilung des Landeswahl­leiters sind neben den im Landtag vertretene­n Parteien unter anderem auch die Piratenpar­tei, das Bündnis Grundeinko­mmen, die KPD und die NPD darunter.

Noch bis zum 17. Juli, 18 Uhr, läuft die Frist zur Abgabe von Wahlvorsch­lägen. Parteien oder Wählervere­inigungen, die nicht im Bundestag oder einem deutschen Landtag mit mehr als fünf Abgeordnet­en vertreten sind, müssen Unterstütz­ungsunters­chriften sammeln – für eine Landeslist­e mindestens 1834 gültige.

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Archiv-Foto: Daniel Volkmann
Im Jahr  war Meisner im Kloster Volkenroda zu Besuch. Archiv-Foto: Daniel Volkmann

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