Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Die Engagierten wird dieser Beitrag zusammenschweißen“
Geras parteilose Oberbürgermeisterin Viola Hahn spricht über die negative Spiegel-Reportage über Gera. Sie hält nichts vom Jammern.
Frau Hahn, sind Sie erschöpft? Der Spiegel-Beitrag vom Wochenende sagt das für ganz Gera nach. Ganz im Gegenteil. Ich bin munter und nach einer Woche Urlaub erholt. Und was Gera betrifft: Hier haben wir es wieder mit einer aufstrebenden Stadt zu tun. Unser elfter Botschafter, Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, sagt das bei jeder Gelegenheit. Sogar in der Fernseh-Talkshow Riverboat pries er Gera. Drei Mal werden Sie in dem Beitrag zitiert. Zwei Mal sagen Sie, dass etwas psychologisch wichtig ist. Der Status Hochschulstadt und der Status Kreisfreiheit. Was ist wirklich wichtig für Gera? Erstens sind die Zitate nicht von mir autorisiert. Zweitens ist es ohne Frage so, dass die Hochschulen das Image unserer Stadt aufwerten. Für die Kreisfreiheit haben wir gekämpft und sind heute glücklich, dass sie uns erhalten wird. Unglaublich wichtig in Gera ist die Kommunikation. Als Stadt sind wir viel in Gesprächen mit Unternehmen, mit Studenten, mit Vereinen, mit den Leuten auf der Straße. Gera wächst weiter, das erleben wir in der Wirtschaft wie auch in vielen Bereichen des Alltagslebens. Das verarbeitende Gewerbe wächst. Stahlo will im Industriegebiet Langenberg neu bauen und zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen. Der Kondensatorenhersteller Electronicon erweitert. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus steigen die Geburtenzahlen und haben wir Zuzug junger Familien beispielsweise aus Jena und Leipzig. Wir wollen das stärken, was die Stadt lebens- und liebenswert macht. Kultur, Sport, das viele Grün. Hahns Optimismus ist so groß, dass die Realität nicht mithalten kann, heißt ein Satz in dem Magazin. Schätzen Sie Geras Lage zu rosarot ein? Nein. Wir wollen das Positive hervorheben und nicht über das jammern, was wir noch nicht geschafft haben, sondern daran arbeiten. Galeria Kaufhof will gehen. Haben Sie eine Idee, wie das so entstehende Loch mitten in der Stadt wieder geschlossen werden kann? Mich ärgert diese Ankündigung, von der wir mit der Presseanfrage erfuhren. Am 14. Juni noch saß der Geschäftsführer der Filiale hier bei mir und hat nichts davon angedeutet. Jetzt das. Unsere Wirtschaftsförderung wird den Kontakt zum Vermieter aufnehmen. Wir werden in alle Richtungen versuchen, Interessierte für den Standort zu vermitteln. Noch vor Ostern wollte das Landesverwaltungsamt das fortgeschriebene Haushaltssicherungskonzept für Gera genehmigen. Daraus wurde nichts. Bis 15. Juni sollte sich die Stadt noch einmal positionieren. Wissen Sie, wann dieses Sparkonzept und der Haushalt 2017 genehmigt werden sollen? Wir fragen regelmäßig im Landesverwaltungsamt nach und warten auf die Entscheidung. Eine Vermarktungsidee für Gera kündigte Minister Tiefensee Mitte Mai geheimnisvoll an. Was ist daraus geworden? Wir sind inzwischen dabei, einen Dachverband der Akteure zu bilden, um ein Stadtmarketingkonzept zu erarbeiten. Werten Sie den Spiegel-Bericht als Rückschlag? Nein. Ich vertraue auf die Medien in der Region und denke, dass das Gegenteil erreicht wird. Die Engagierten wird dieser Beitrag zusammenschweißen.