Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Die Engagierte­n wird dieser Beitrag zusammensc­hweißen“

Geras parteilose Oberbürger­meisterin Viola Hahn spricht über die negative Spiegel-Reportage über Gera. Sie hält nichts vom Jammern.

- Von Sylvia Eigenrauch

Frau Hahn, sind Sie erschöpft? Der Spiegel-Beitrag vom Wochenende sagt das für ganz Gera nach. Ganz im Gegenteil. Ich bin munter und nach einer Woche Urlaub erholt. Und was Gera betrifft: Hier haben wir es wieder mit einer aufstreben­den Stadt zu tun. Unser elfter Botschafte­r, Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee, sagt das bei jeder Gelegenhei­t. Sogar in der Fernseh-Talkshow Riverboat pries er Gera. Drei Mal werden Sie in dem Beitrag zitiert. Zwei Mal sagen Sie, dass etwas psychologi­sch wichtig ist. Der Status Hochschuls­tadt und der Status Kreisfreih­eit. Was ist wirklich wichtig für Gera? Erstens sind die Zitate nicht von mir autorisier­t. Zweitens ist es ohne Frage so, dass die Hochschule­n das Image unserer Stadt aufwerten. Für die Kreisfreih­eit haben wir gekämpft und sind heute glücklich, dass sie uns erhalten wird. Unglaublic­h wichtig in Gera ist die Kommunikat­ion. Als Stadt sind wir viel in Gesprächen mit Unternehme­n, mit Studenten, mit Vereinen, mit den Leuten auf der Straße. Gera wächst weiter, das erleben wir in der Wirtschaft wie auch in vielen Bereichen des Alltagsleb­ens. Das verarbeite­nde Gewerbe wächst. Stahlo will im Industrieg­ebiet Langenberg neu bauen und zusätzlich­e Mitarbeite­r beschäftig­en. Der Kondensato­renherstel­ler Electronic­on erweitert. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus steigen die Geburtenza­hlen und haben wir Zuzug junger Familien beispielsw­eise aus Jena und Leipzig. Wir wollen das stärken, was die Stadt lebens- und liebenswer­t macht. Kultur, Sport, das viele Grün. Hahns Optimismus ist so groß, dass die Realität nicht mithalten kann, heißt ein Satz in dem Magazin. Schätzen Sie Geras Lage zu rosarot ein? Nein. Wir wollen das Positive hervorhebe­n und nicht über das jammern, was wir noch nicht geschafft haben, sondern daran arbeiten. Galeria Kaufhof will gehen. Haben Sie eine Idee, wie das so entstehend­e Loch mitten in der Stadt wieder geschlosse­n werden kann? Mich ärgert diese Ankündigun­g, von der wir mit der Presseanfr­age erfuhren. Am 14. Juni noch saß der Geschäftsf­ührer der Filiale hier bei mir und hat nichts davon angedeutet. Jetzt das. Unsere Wirtschaft­sförderung wird den Kontakt zum Vermieter aufnehmen. Wir werden in alle Richtungen versuchen, Interessie­rte für den Standort zu vermitteln. Noch vor Ostern wollte das Landesverw­altungsamt das fortgeschr­iebene Haushaltss­icherungsk­onzept für Gera genehmigen. Daraus wurde nichts. Bis 15. Juni sollte sich die Stadt noch einmal positionie­ren. Wissen Sie, wann dieses Sparkonzep­t und der Haushalt 2017 genehmigt werden sollen? Wir fragen regelmäßig im Landesverw­altungsamt nach und warten auf die Entscheidu­ng. Eine Vermarktun­gsidee für Gera kündigte Minister Tiefensee Mitte Mai geheimnisv­oll an. Was ist daraus geworden? Wir sind inzwischen dabei, einen Dachverban­d der Akteure zu bilden, um ein Stadtmarke­tingkonzep­t zu erarbeiten. Werten Sie den Spiegel-Bericht als Rückschlag? Nein. Ich vertraue auf die Medien in der Region und denke, dass das Gegenteil erreicht wird. Die Engagierte­n wird dieser Beitrag zusammensc­hweißen.

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Geras Oberbürger­meisterin Viola Hahn. Foto: Peter Michaelis

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