Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Geburtshelferin vermisst das Entbinden
Michaela Beetz berät als Hebamme in einer Frauenarztpraxis nur noch vor und nach der Schwangerschaft
Zeulenroda-Triebes. Die Schiedsstelle zwischen dem Deutschen Hebammenverband (DHV) und den gesetzlichen Krankenkassen konnte am Dienstag erneut keine Einigung erzielen, das meldete der Verband gestern auf seiner Internetseite. Strittig seien nach wie vor die Vergütung für freiberufliche Hebammen und die Arbeitsbedingungen für sogenannte Beleghebammen, die freiberuflich in Kliniken arbeiten. Michaela Beetz aus Zeulenroda ist auch Hebamme, jedoch angestellt in einer Frauenarztpraxis, und arbeitet nicht mehr als Geburtshelferin, sondern betreut Frauen vor und nach der Schwangerschaft.
Die Hebamme arbeitet bei Frauenärztin Angelika Hiemisch in Zeulenroda, die auch mit homöopathischen Mitteln arbeitet. Seit 1980 ist Beetz ausgebildete Hebamme und hat bis 1991 in der Frauenklinik Zeulenroda gearbeitet, wo sie noch entbunden hat. Sie berät die werdenden Mütter während der Schwangerschaft, bietet auch noch Vorbereitungskurse für die Schwangeren und die Nachbetreuung für die Mütter an, angefangen von allgemeinen Informationen zur Schwangerschaft bis hin zur Aufklärung über das Mutterschutzgesetz. „Besonders wichtig ist mir dabei, den werdenden Müttern die Ängste vor der Schwangerschaft zu nehmen. Die Frauen glauben nicht mehr daran, dass sie alleine Kinder kriegen können. Das drückt sich auch in der hohen Kaiserschnittrate aus, und die Medien haben ihren Anteil daran“, sagt Michaela Beetz, die die Frauen schon in den ersten Monaten beruhigen muss. Was ihr dabei hilft, sind die Aufzeichnung der Herztöne des Kindes und die Wehenkurven der Mutter mittels Kardiotokographie (CTG) in ihrem Sprechzimmer. Auch wenn die moderne Technik die alte verdrängt hat, besitzt die Hebamme immer noch das sogenannte Pinardsche Höhrrohr, eine Möglichkeit, direkt die Herztöne des Babys zu hören: „Außerdem habe ich das Glück, eine Ärztin zu haben, die den Frauen mit einem Ultraschall die Ängste nehmen kann.“
„Wenn man dabei sein darf, bei dem Wichtigsten, das im Leben passiert, ist das toll. Und wenn das Kind im Arm der Mutter liegt, und es geht beiden gut“, schwärmt die Hebamme, die das Entbinden vermisst und oft gefragt wird, ob sie nicht im Kreißsaal dabei sein kann. Oft erlebt sie auch, dass das einst von ihr entbundene Kind Jahre später bei ihr sitzt: „Die sagen dann, schönen Gruß von meiner Mutti.“
Eine Geburt ist mit Risiken verbunden. Dagegen müssen sich Hebammen absichern. Doch die Berufshaftpflichtversicherung wird immer teurer, bedroht die Existenz. Auch der Hebammenlandesverband in Thüringen kämpft für den Erhalt des Berufs der Hebamme: „Wir müssen auch die Arbeitsbedingungen der angestellten Hebammen, die Geburtshilfe ausüben, verbessern, die wegen der Überlastung in den Kliniken häufig kündigen“, sagt Annika Warnierke, erste Vorsitzende des Verbands.