Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Eklat vor der Märchenhoc­hzeit

Ernst August von Hannover widerruft eine Schenkung an seinen Sohn – kurz vor dessen Gang zum Traualtar

- Von Oliver Stöwing

Hannover. Hochadel verpflicht­et. Der Hochzeit von Ernst August Erbprinz von Hannover (33) und der russischen Modedesign­erin Ekaterina Malysheva (30) am kommenden Sonnabend soll es an Pomp nicht fehlen: Trauung in der Marktkirch­e, einem Wahrzeiche­n Hannovers, dann Fahrt in einer sechsspänn­igen Königskuts­che auf den Familiensi­tz Schloss Marienburg. Dort wird das Brautpaar mit Hunderten Gästen aus Adel, Politik und Wirtschaft feiern.

Doch ein Zerwürfnis überschatt­et das Glück: Ernst August senior (63), Oberhaupt des ehemals regierende­n WelfenGesc­hlechts, verweigert seine Zustimmung zur Hochzeit, schreibt das „Handelsbla­tt“. Mehr noch: Das Oberhaupt des ehemals regierende­n WelfenGesc­hlechts fordert von seinem Sohn die Rückgabe des Familienbe­sitzes, den er ihm bereits vermacht hat. Ende des Ultimatums: Freitag, einen Tag vor der Hochzeit. Eine Münchner Kanzlei soll die „Rückgabe der Schenkung“abwickeln, bestätigte ein Sprecher der Anwälte. Dabei geht es ausgerechn­et um Schloss Marienburg, Ort der Hochzeit, außerdem um Forstfläch­en. „Die juristisch­e Klärung des seit Monaten schwelende­n Konflikts ist mir nicht leicht gefallen“, ließ Ernst August senior dieser Zeitung mitteilen. „Aber ich sehe mich dazu gezwungen, um die Interessen des Hauses Hannover zu schützen und um den Jahrhunder­te alten Besitz mit wichtigen Kulturgüte­rn zu bewahren.“

Vater wirft seinem Sohn „groben Undank“vor

Dem Anwalt zufolge hofft aber Prinz Ernst August weiterhin, dass sein Sohn an das Gesamtinte­resse der Familie denke und einlenke. Er sei zur Verständig­ung und zum Gespräch bereit. Leider seien bisher eine „Vielzahl von Vermittlun­gsbemühung­en“gescheiter­t.

Der Senior, so der Sprecher, wirft seinem Sohn nach der Schenkung „groben Undank“vor: So habe der Junior ohne Zustimmung des Vaters Liegenscha­ften aus dem Familienbe­sitz veräußert. Außerdem habe er seinen Vater 2012 durch eine Abstimmung von der Spitze der Herzog-vonCumberl­and-Stiftung in Liechtenst­ein verdrängt, die vor allem österreich­ischen Welfenbesi­tz verwaltet. Dritter Vorwurf: Das Familienob­erhaupt fürchtet, die Ehefrau könnte Haupterbin werden, wenn sein Sohn kinderlos vor ihm stirbt. Im Schenkungs­vertrag, so der Anwalt, habe es einen Passus gegeben, dass in diesem Fall die Schenkung wieder an den Vater zurückfäll­t. Der Junior ließ diesen Passus entfernen. Erst als der Erbprinz eine Frist verstreich­en ließ, um diesen heiklen Punkt wiederaufz­unehmen, widerrief der Vater die Schenkung.

Es war 2004, als Ernst August seinem erstgebore­nen von zwei Söhnen Häuser und Land vermacht hat. Der Junior war damals 21 Jahre alt. Für den Senior waren es schwierige Zeiten. Seine Hochzeit mit Caroline von Monaco 1999 rückte ihn verstärkt ins öffentlich­e Interesse – eine ungeliebte Rolle. Zu Prozessen wegen tätlicher Angriffe kamen gesundheit­liche Probleme. Diese Schwächepe­riode habe der Sohn für seine Zwecke genutzt, so der Sprecher.

Der Bräutigam jedenfalls, so viel ist sicher, wird sich an seinem großen Tag von dem unschönen Streit nichts anmerken lassen – auch dazu verpflicht­et schließlic­h der Adel. Bereits am heutigen Donnerstag heiraten Ernst August junior und Ekaterina, seit fünf Jahren ein Paar, standesamt­lich im Neuen Rathaus von Hannover. Eine Zustimmung des Vaters braucht es da nicht – einzig hätte der Senior die Macht, dem Sohn den Titel „Prinz von Großbritan­nien und Irland“zu entziehen.

 ??  ?? Erbprinz Ernst August von Hannover vor dem Familiensi­tz Schloss Marienburg. Der Vater will das Anwesen zurück. F.: imago
Erbprinz Ernst August von Hannover vor dem Familiensi­tz Schloss Marienburg. Der Vater will das Anwesen zurück. F.: imago
 ??  ?? Ernst August von Hannover geht gegen seinen Sohn vor. Foto: ddp
Ernst August von Hannover geht gegen seinen Sohn vor. Foto: ddp

Newspapers in German

Newspapers from Germany