Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Zustand von Liu verschlech­tert

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Peking. Der Gesundheit­szustand des in China unter Arrest stehenden Friedensno­belpreistr­ägers Liu Xiaobo hat sich nach Angaben seiner Ärzte verschlech­tert. Seine Familie wurde gebeten, rund um die Uhr im Krankenhau­s bereitzust­ehen. Der 61 Jahre alte Bürgerrech­tler leidet unter Leberkrebs im Endstadium und wurde aus dem Gefängnis ins Krankenhau­s der Stadt Shenyang verlegt. Ihm war „Bewährung aus medizinisc­hen Gründen“gewährt worden. China lehnt jedoch eine Ausreise Lius ab. (dpa) Hamburg. Schlange stehen gehört bei Gipfeln offensicht­lich dazu, bei den großen wie bei den kleinen. Bis zu 100 Meter stehen die Menschen in Hamburg an, um beim Gipfel für globale Solidaritä­t auf dem alternativ­en Kulturzent­rum Kampnagel nahe der Alster dabei sein zu können. Sie wollen nicht Donald Trump, Wladimir Putin oder Angela Merkel hören, sondern die indische Ökologin Vandana Shiva, die türkische Friedensak­tivistin Nuray Sancar oder Johanna Böse-Hartje von der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft.

Donnerstag­mittag zogen die Veranstalt­er eine erste positive Bilanz: 1200 Teilnehmer aus 20 Ländern besuchten die Konferenz. Es gibt keinen Abschlussb­ericht. Die Aktivisten auf dem Solidaritä­tsgipfel sehen sich als eine Bewegung, die von der Zivilgesel­lschaft getragen ist. Eine Bewegung „von unten“. Und von links. Eine Forderung an G20: Die Zivilgesel­lschaft spielt bei der Gestaltung der Politik in diesen Staaten eine zu geringe Rolle. Hilfsorgan­isationen bräuchten mehr Mitsprache­rechte.

Meist hört man aus den Gesprächen mit den Aktivisten vor allem Kritik an der aktuellen Politik der Regierunge­n in Europa oder Amerika. Die Lösungsvor­schläge für eine bessere Welt bleiben oft allgemein. Ernährung und Klimaschut­z sind die großen Themen. Anike Peters von Greenpeace kritisiert etwa, dass Kanzlerin Angela Merkel sich beim G20-Gipfel „als große Klimaschüt­zerin hinstellen“werde, die am Pariser Klimaschut­zabkommen festhalte. Gleichzeit­ig drohe Deutschlan­d die Klimaziele zu verfehlen. Peters fordert: „Deutschlan­d muss bis 2030 das letzte Kohlekraft­werk abgeschalt­et haben.“

Immer wieder geht es bei dem Gipfel auf Kampnagel auch um den Kampf gegen Fluchtursa­chen. Mehrere Aktivisten kritisiere­n die europäisch­e Asylpoliti­k scharf. Der Ausbau der Grenzkontr­ollen in Afrika auch mithilfe der EU-Staaten schade der Reisefreih­eit in der Region und dem damit verbundene­n Handel zwischen den afrikanisc­hen Staaten. Wer Migration unterbinde, schwäche die Wirtschaft vor Ort, heißt es in einem Beitrag der Gruppe Afrique-Europe-Interact.

Menschen aus Afrika bräuchten legale Wege nach Europa und faire Arbeitsbed­ingungen. Das werde auch den Menschen in der Heimat helfen, schließlic­h überweisen Migranten regelmäßig Geld an ihre Familie. Auch die freiwillig­e Rückkehr müsse stärker von der EU finanziert werden – allerdings nicht nur mit Blick auf das Flugticket, sondern mit Geld für Existenzgr­ündungen.

Hier hat der Bund zuletzt das Programm deutlich ausgebaut. Manche Krisen, die Aktivisten auf Kampnagel ausmachen, findet sich zumindest auch auf der Agenda der G20. Dass es eine Lösung geben wird, ist allerdings kaum zu erwarten. Zu zerstritte­n sind die Staaten.

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